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Landtagswahl 2016 in Sachsen-Anhalt Landtagswahl 2016,Sachsen-Anhalt,rechts,

11.03.2016, 07:51
Wahlplakate von FDP (l-r), SPD, CDU und den Grünen stehen am 09.03.2016 in Halle/Saale (Sachsen-Anhalt).
Wahlplakate von FDP (l-r), SPD, CDU und den Grünen stehen am 09.03.2016 in Halle/Saale (Sachsen-Anhalt). dpa-Zentralbild

Magdeburg - Sie werden weniger, sie wählten zuletzt weniger mit - und sie wählen anders: die Erstwähler. Bei der Landtagswahl am Sonntag sind 71.500 junge Sachsen-Anhalter erstmals aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Damit ist die Zahl der Erstwähler erneut gesunken. Vor fünf Jahren waren noch 85.000 junge Männer und Frauen erstmals zur Landtagswahl aufgerufen, vor zehn Jahren waren es noch 135.000. Als Erstwähler zählen die jungen Menschen, die bei der Abstimmung 2011 noch nicht das Wahlalter von 18 Jahren erreicht hatten.

Politikwissenschaftler und Experten nehmen die Erst- und Jungwähler oft besonders genau unter die Lupe. Dabei fällt auf: Sie wählen konservativer und rechter als der Durchschnitt. Beispiel 2011: In der Gruppe der 18- bis 24-jährigen Wähler kam die rechtsextreme NPD auf 10,1 Prozent, wie aus der repräsentativen Erhebung des Statistischen Landesamts hervorgeht.

Das liegt deutlich über dem Wahlergebnis der Partei von 4,6 Prozent. Die CDU war auch bei den Jung- und Erstwählern stärkste Kraft, überproportional konnten aber auch die Grünen und die Piraten punkten. Letztere treten am Sonntag nicht mehr an.

Sozialpsychologe Andreas Zick erklärt: „Bei uns in den Studien wird deutlich, dass wir eine junge Generation haben, die stärkere Ressentiments gegen Zuwanderung hat, als das früher der Fall war.“ Zick forscht an der Uni Bielefeld schon seit Jahren zu Demokratie- und Extremismusfeindlichkeit in der Gesellschaft.

Entwicklung nicht nur in Deutschland

„Warum ist das so? Weil die Verteilungskämpfe sehr viel stärker sind“, sagte Zick mit Blick auf gestiegenen Leistungsdruck. „Und wir haben eigentlich vergessen, Jugendpolitik als eine zukünftige Investition zu erkennen.“ Es fehle ein hinreichendes Konzept an Zukunftsoptionen für die junge Generation. Das führe dazu, dass schon junge Menschen die Bindung zur Gesellschaft und den Werten verlören.

Diese Entwicklung lasse sich nicht nur in Deutschland, sondern in vielen europäischen Ländern wie Polen oder Ungarn nachweisen, sagte Zick. Ähnlich argumentiert David Begrich von der Arbeitsstelle Rechtsextremismus des Vereins Miteinander. „Wahlen werden in Sachsen-Anhalt nicht bei den 18- bis 30-Jährigen gewonnen“, konstatierte er. „Es geht ja auch um die Frage: Auf wen setzen die Parteien?“

Einige Schüler aus Magdeburg setzen hingegen auf eine hohe Wahlbeteiligung der Erstwähler. Sie wetteten stellvertretend gegen die Spitzenkandidaten, dass die Wahlbeteiligung der jungen Menschen höher wird als die der übrigen Altersgruppen. Dafür müssen sie bei Gleichaltrigen allerdings kräftig trommeln. Denn 2011 ging laut Wahlstatistik nur jeder dritte Mann und jede dritte Frau zwischen 18 und 24 wählen. Die Wahlbeteiligung insgesamt lag bei 51 Prozent. (dpa)