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Länder streiten um Ferien Länder streiten um Ferien: Gerangel um Sommerferien - Das wollen Sachsen-Anhalts Lehrer

Von Hagen Eichler 18.10.2019, 00:00
Wer darf wann Sommerferien machen? Darüber streiten die Bundesländer derzeit.
Wer darf wann Sommerferien machen? Darüber streiten die Bundesländer derzeit. dpa-Zentralbild

Berlin/Magdeburg - Unter den Ländern hat der Kampf um die besten Sommerferien-Termine begonnen. Bis Ende des nächsten Jahres soll ein abgestimmter Terminplan für die Jahre 2025 bis 2030 stehen. In der Kultusministerkonferenz scheiterte am Donnerstag ein Vorstoß, die große Sommer-Auszeit für die Schüler aller Länder zeitlich enger aneinander zu rücken.

Berlin und Hamburg wollten damit vor allem den sprunghaften Wechsel zwischen langen und kurzen Schuljahren vermeiden, setzten sich damit jedoch nicht durch.

Kritik aus Sachsen-Anhalt: Schwankende Termine verkürzen Schuljahr

Auch in Sachsen-Anhalt wünschen sich viele Lehrer und Eltern, dass die Ferientermine weniger stark schwanken. Beginnen die sechswöchigen Sommerferien im einen Jahr sehr spät und im Folgejahr besonders früh, verkürzt sich die Zeit zum Lernen. „Das Schuljahr 2015/2016 war ganze fünf Wochen kürzer als andere“, kritisiert Matthias Rose, Vorsitzender des Landeselternrats.

Es sei unmöglich, in dieser verkürzten Zeit den Lehrstoff vollständig zu unterrichten. „Im einen Jahr müssen die Lehrer mit den Kindern Filme gucken oder basteln, weil der Stoff durch ist, und im anderen Jahr reicht die Zeit nicht“, sagte Rose. Lehrer bestätigen das. „Wir hätten gern weniger Schwankungen, dafür mehr Kontinuität“, sagt etwa Ralf-Jürgen Kneissl, Leiter der Sekundarschule Halle-Süd.

Bildungsminister Tullner will einheitliche Prüfungstermine sichern

Landesbildungsminister Marco Tullner (CDU) hingegen hält nichts von einem schmaleren Ferien-Korridor. Für ihn hat etwas anderes Priorität: die Vergleichbarkeit des Abiturs. In den Fächern Deutsch, Mathe, Englisch und Französisch nutzen die Länder Aufgaben aus einem gemeinsamen Pool. Um zu verhindern, dass diese unter Schülern weitergereicht werden, finden die Prüfungen zeitgleich statt. In den kommenden Jahren soll das für noch weitere Fächer gelten. „Es muss klar sein, dass alle Ferientermine in einem Jahr die zentralen Prüfungstermine nicht gefährden“, fordert Tullner.

Doch es gibt noch viele weitere Interessen: Die Tourismusbranche möchte eine möglichst breite Spreizung der Ferien, um Unterkünfte optimal auszunutzen. Die Verkehrsclubs fordern mit Blick auf Staus das Gleiche. „Für den Verkehr wäre eine Angleichung der Ferientermine verheerend“, sagte Christine Rettig vom ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. „Die Staugefahr ist in den Sommerferien am größten.“ Die Mittelstandsvereinigung der CDU Sachsen-Anhalt warnt gar vor einem Verkehrskollaps mit schweren Folgen für den Versand- und Güterverkehr.

Ferientermine sind bis 2024 festgelegt

Bereits festgelegt sind die Ferientermine bis 2024. Sachsen-Anhalts Schüler bekommen in jenem Jahr bereits am 21. Juni die Zeugnisse und müssen dann vom 5. August an wieder lernen. Zum Vergleich: Für bayerische Kinder beginnt die Schule erst am 10. September. Der späte Ferienbeginn hat dort Tradition: Der Freistaat und Baden-Württemberg sind die einzigen Länder, die sich am rotierenden System wechselnder Sommerferien nicht beteiligen.

Vielen Kultusministern ist dieses Privileg der Süd-Länder seit langem ein Dorn im Auge. Denn außerhalb der Hauptreisezeit ist Urlaub deutlich preiswerter - davon profitieren Familien in Bayern und Baden-Württemberg in jedem Jahr. Auch Sachsen-Anhalts Bildungsminister Tullner hält die Regelung nicht für sakrosankt. Die jetzt beginnenden Verhandlungen würden „ergebnisoffen und ohne Einschränkungen“ geführt, sagte er der MZ.

Zwischen den Ländern festgelegt werden lediglich die Sommerferien. Die übrigen freien Tage verteilen die Länder selbst. In Sachsen-Anhalt berät sich das Bildungsministerium dazu mit Schüler-, Eltern- und Personalvertretungen. (mz)