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Kita-Qualität Kita-Betreuung in Sachsen-Anhalt: Erzieherinnen überlastet

29.06.2016, 19:44
Jungen und Mädchen der Kita „Kinderland“ in Halle
Jungen und Mädchen der Kita „Kinderland“ in Halle dpa

Magdeburg - Es sind zwei Botschaften, die im neuen Befund der Bertelsmann-Stiftung zur Lage der Kitas stecken. Zunächst die erfreuliche: Die Qualität der Kindertagesstätten in Sachsen-Anhalt verbessert sich aus Sicht der Experten.

Zum anderen konstatiert die Studie aber auch: Es fehlt Personal. Im Bundesschnitt, so die Quintessenz der deutschlandweiten Untersuchung, müssen Sachsen-Anhalts Betreuerinnen und Betreuer spürbar mehr Kinder versorgen als in den meisten anderen Bundesländern.

Zwar hält der am Mittwoch veröffentlichte „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“, der jährlich die Kitazahlen bündelt, eine erfreuliche Quintessenz für Sachsen-Anhalt bereit - nämlich, dass das Bundesland in der Betreuung der unter Dreijährigen einen großen Sprung nach vorn gemacht habe.

Sachsen-Anhalt habe neben Hamburg das rechnerische Verhältnis von Erziehern und Kindern am stärksten verbessert. Doch die Zahlen bleiben aus Sicht der Experten verbesserungswürdig.

Zum Stichtag, dem 1. März 2015, sei eine Vollzeitfachkraft in Sachsen-Anhalt im Schnitt für 6,3 Krippen- oder 11,9 Kindergartenkinder zuständig gewesen. Drei Jahre zuvor seien es noch 6,9 Krippen- oder 12,5 Kindergartenkinder je Erzieherin gewesen.

Nur auf den hinteren Plätzen im Bundesvergleich

Trotz Verbesserung landet Sachsen-Anhalt damit auf den hinteren Plätzen im Bundeslandvergleichs. Spitzenreiter in beiden Altersgruppen ist Baden-Württemberg. Dort kümmert sich eine Erzieherin um drei Krippenkinder beziehungsweise um 7,3 Kindergartenkinder.

Schlusslicht bei der Betreuung der Jüngsten ist Sachsen, wo auf eine Fachkraft 6,4 Kleinkinder kommen. Den ungünstigsten Betreuungsschlüssel für die Drei- bis Sechsjährigen fand die Bertelsmann-Stiftung in Mecklenburg-Vorpommern mit 1 zu 14,1.

Das Fazit der Untersuchung: Sachsen-Anhalt müsste 8 900 Vollzeitstellen schaffen, um das Niveau zu erreichen, das die Experten empfehlen. Die Stiftung hält für die Jüngsten einen Betreuungsschlüssel von eins zu drei für angemessen, bei den Drei- bis Sechsjährigen solle sich eine Erzieherin um nicht mehr als 7,5 Kinder kümmern müssen.

Die Zusatzstellen würden jährlich 408 Millionen Euro kosten, ein Plus von 84 Prozent im Vergleich zu den derzeitigen Kita-Kosten von 486 Millionen Euro, so die Studie.

Eine Vorstellung, die in Sachsen-Anhalt weit entfernt von der Realität scheint. In diesen Tagen läuft eine Evaluierung der Arbeit in den Kindertagesstätten, es ist ein Resultat der geplanten Reform des Kinderförderungsgesetzes. Sie soll unter anderem dazu führen, dass die Preise für Kita-Plätze nicht weiter exorbitant wachsen.

„Wir rechnen damit, dass die Ergebnisse zum Jahresende vorliegen“, sagt Ute Albersmann, Sprecherin im Sozialministerium. „Bei welcher Zahl wir dann rauskommen“ - gemeint ist die Zahl der fehlenden Erzieher - „werden wir erst dann sehen.“

Im Ministerium wird die Studie ohnehin kritisch gesehen - sage sie doch wenig über die Qualität der Betreuung aus, sondern liste in der Hauptsache die Betreuungsschlüssel auf. So sei Sachsen-Anhalts Kitasystem familienfreundlicher als in anderen Bundesländern, sagt Albersmann, die Einrichtungen hätten länger geöffnet.

Zudem sei Sachsen-Anhalt das Land, in dem die meisten Kleinkinder in die Kitas kommen, zuletzt 57,9 Prozent im Jahr 2015. „Zumindest zeigt die Studie, dass wir uns keinen Luxus über Gebühr leisten“, so Albersmann.

Als positiv hebt Bertelsmann hervor, dass in Sachsen-Anhalts Kitas deutlich höher qualifizierte Mitarbeiter Kinder betreuen als in den westlichen Bundesländern. 87 Prozent der 16 600 pädagogisch tätigen Mitarbeiter hätten einen Fachschulabschluss, in den West-Bundesländern seien es dagegen 66 Prozent. (mz/js/dpa)