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Höhere Löhne Höhere Löhne: Altenpflege in Sachsen-Anhalt wird für Bewohner teurer

Von Bärbel Böttcher 22.01.2018, 19:00

Halle (Saale) - Auf die Bewohner von Pflegeheimen und ihre Angehörigen kommen deutlich höhere Kosten zu. Teilweise soll der Eigenanteil um mehrere hundert Euro pro Monat steigen. Von den 460 Pflegeheimen im Land haben bisher 275 bei den Pflegekassen entsprechende Verhandlungen angemeldet.

Die Betroffenen werden, so wie es das Gesetz vorsieht, darüber informiert. Ob die Erhöhungen jedoch so hoch wie beantragt ausfallen, hängt vom Verhandlungsergebnis ab.

Höhere Löhne als Hauptgrund für Preissteigerungen

Hauptursache für die Preissteigerungen sind höhere Löhne. Viele Heime haben Tarifsteigerungen vorgenommen. Etwa die Mitarbeiter der 13 Häuser, die zum AWO-Landesverband gehören, bekommen nun fünf Prozent mehr Gehalt. Von Tarifsteigerungen spricht auch der DRK-Landesverband.

Zudem liege der Mindestlohn für Pflegehilfskräfte seit Januar bei 10,05 Euro (vorher: 9,50 Euro). Landesgeschäftsführer Carlhans Uhle verweist darauf, dass die Pflegeversicherung nur eine Art Teilkaskoversicherung ist. „Die Pflegekassen zahlen einen festen Zuschuss. Alle gesetzlich definierten Mehrausgaben gehen deshalb voll zu Lasten der Betroffenen“, sagt er.

Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD), will die Pflegeversicherung eher als eine Art Vollkaskoversicherung. Der demografische Wandel bringe zwar Vorteile. „Er bedingt aber auch, dass die Zahl der Pflegebedürftigen wächst“, sagt Grimm-Benne. Parallel sinke das Rentenniveau.

Gute Pflege dürfe keine Frage des Geldbeutels sein

„Es besteht die berechtigte Sorge, dass sich immer mehr Pflegebedürftige die steigenden Eigenanteile nicht mehr leisten können und damit in die Sozialhilfe fallen.“ Doch gute Pflege dürfe keine Frage des Geldbeutels sein. „Das ist der Grund, warum wir die Umgestaltung der Pflegeversicherung in eine Pflegevollversicherung brauchen“, so die Ministerin.

„Vor allem, wenn wir parallel das wichtige Ziel verfolgen, dass in der Altenpflege endlich auch fair verdient wird.“ Derzeit bekomme eine Altenpflegerin im Schnitt 1.000 Euro weniger als eine Krankenschwester. Daran müsse sich etwas ändern. Aus all dem zieht die Ministerin den Schluss: „Der Teilschutz, den bisher die Pflegeversicherung bietet, ist für die Zukunft nicht ausreichend.“

Sie fordert, dass eine Pflegevollversicherung bei den jetzt in Berlin beginnenden Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD besprochen werden soll. Dass damit Beiträge und Lohnnebenkosten steigen würden, sei zu rechtfertigen. „Denn es gäbe den Menschen die Gewissheit, im Pflegefall nicht auf Sozialhilfe angewiesen zu sein.“

Gewerkschaften begrüßen bessere Bezahlung von Pflegekräften

Dass die Pflegekräfte besser bezahlt werden, begrüßen auch die Gewerkschaften. Im bundesweiten Vergleich lägen die Gehälter im Pflegebereich am untersten Rand, sagt Christine Stoffl von der Gewerkschaft Verdi in Magdeburg.

Laut Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes steht einer erfahrenen Pflegefachkraft ein Gehalt von knapp 3.300 Euro brutto zu. Wo kein Tarif gezahlt wird, seien es oft aber nur etwas mehr als 2.000 Euro. Es sei kein Wunder, wenn Arbeitgeber kein Personal mehr fänden, dies wandere dann in den Krankenhausbereich oder in andere Bundesländer ab. (mz)