Impfkampagne Haseloff bekommt Booster-Impfung in Wittenberg
Ministerpräsident Reiner Haseloff lässt sich in Wittenberg aus „tiefster fachlicher Überzeugung“ boostern - und warnt vor neuem Lockdown.

Wittenberg/MZ - Reiner Haseloff geht voran, zumindest am Donnerstag in seiner Heimatstadt Wittenberg: Der Ministerpräsident hat sich „boostern“ lassen. Damit gehört der 67-jährige Christdemokrat noch zu einer kleinen Minderheit. Laut Sozialministerium haben erst acht Prozent der Sachsen-Anhalter eine Auffrischungsimpfung erhalten.
Ex-Büroleiter bittet um Hilfe
Seine ersten beiden Impfungen hatte sich Haseloff noch ohne Medienrummel geholt. Gestern hat er sich dabei begleiten lassen, als er den Ärmel hochkrempelte. Die öffentlichkeitswirksame Immunisierung sei nicht auf seinem Mist gewachsen, sagte der zweifache Vater und fünffache Großvater. „Mein früherer Büroleiter, der jetzige Wittenberger Landrat Christian Tylsch, hat mich gefragt. Ich bin gerne bereit, ein Signal zu setzen“, erklärte Haseloff.
Ich hoffe, dass jetzt auch die Ungeimpften ihre Meinung ändern.
Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident
Hintergrund: Nachdem seit einigen Wochen klar ist, dass die Immunisierung etwa nach einem halben Jahr deutlich nachlässt, muss die Impfkampagne wieder hochgefahren werden. Die Kommunen sind dabei, ihre Impfzentren wieder in Betrieb zu nehmen. Das klappt nicht überall reibungslos. Wittenbergs Landrat Tylsch (CDU) fürchtet nun, dass er ein Impfstoffproblem bekommen könnte, wenn eigentlich Impfwillige nicht mit Moderna geimpft werden möchten. „Die Impfkapazitäten in Wittenberg werden gerade deutlich erweitert. Biontech ist dabei im Unterschied zu Moderna aber ein knappes Gut“, schilderte Haseloff die Lage, die landesweit ähnlich ist. Also hat Tylsch seinen Ex-Chef - immerhin Sachsen-Anhalts populärster Politiker - verpflichtet, für die Auffrischung mit Moderna zu werben.
Impfungen oder Lockdown
Und Haseloff lieferte: „Ich nehme gerne Moderna und lasse mich damit aus tiefster fachlicher Überzeugung impfen“, versicherte der Regierungschef. Er habe sich von seinem Arzt beraten lassen und sei überzeugt, „dass ich damit besser geschützt bin als mit einer dritten Biontech-Impfung“. Die PR-Aktion war auch kein Vordrängeln, Haseloff war berechtigt.
Der Ministerpräsident forderte, es sollten sich jetzt alle boostern lassen, wenn sie dran sind. Und: „Ich hoffe, dass jetzt auch die Ungeimpften ihre Meinung ändern.“ Die Quote insgesamt müsse steigen, „sonst werden wir große Schwierigkeiten bekommen und werden wieder über Maßnahmen bis hin zu einem Lockdown diskutieren müssen“, warnte er. Aktuell sind erst 64,6 Prozent der Sachsen-Anhalter zweifach geimpft.