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Fluch des Erfolgs? Gewalt im Fußball: Sachsen-Anhalt hat mehr gewalttätige Fußballfans

Von Tina Schwarz 22.07.2018, 20:03
Im April 2018 kommt es am Rande der Feierlichkeiten zum Aufstieg des 1. FC Magdeburg in die Zweite Liga zu Ausschreitungen.
Im April 2018 kommt es am Rande der Feierlichkeiten zum Aufstieg des 1. FC Magdeburg in die Zweite Liga zu Ausschreitungen. doa

Halle (Saale) - In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der gewalttätigen Fußballfans in den vergangenen vier Jahren um   mehr als ein Drittel gestiegen. Rund  630 Personen hat die  Polizei in der abgelaufenen Saison  als gewaltbereit oder gewaltgeneigt eingestuft. Dazu kommen laut Sachsen-Anhalts Innenministerium noch etwa 150 Fans, die  sogar gezielt die Konfrontation suchen. Vier Jahre zuvor waren es  noch 150 gewaltbereite Fans weniger,  nur rund 100 Personen wurden damals als gewaltsuchend eingestuft.

1. FC Magdeburg hat das größte Problem mit gewalttätigen Fußballfans

Die meisten gewalttätigen Anhänger hat der  Fußballclub 1. FC Magdeburg. 450 Fans schätzt die Polizei als gewaltbereit ein, 100 als gewaltsuchend. „Eine Ursache könnte der Anstieg der Zuschauerzahlen bei den Spielen  sein“, antwortete Ministeriumssprecher Stefan Brodtrück auf Nachfrage der MZ.

Diese haben sich laut Innenministerium pro Saison mit 330.000 Heimfans auf das Dreifache erhöht.  Und mit dem Aufstieg des Hauptstadtclubs  in die Zweite Liga könnten es künftig sogar noch mehr werden.  

Hallescher FC steht etwas besser da

Etwas weniger Problem-Fans hat der Hallesche FC, der allerdings  auch weniger Anhänger hat. Unter den Fans des Drittligisten sind der Polizei derzeit etwa 170 gewaltbereite und 50 gewaltsuchende Personen bekannt. Diese Zahlen sind in den vergangenen Jahren weitestgehend konstant geblieben.

Der Regionalligist Germania Halberstadt hat dagegen nur rund zehn gewaltbereite Anhänger. Problem-Fans anderer Vereine sind der Polizei  nicht bekannt.  

Fanrandalen kosten die Polizei enorme Kraft

Randalierende und gewalttätige Fußballanhänger stellen die Beamten immer wieder vor personelle Herausforderungen. Einige Spiele müssen durch Hunderte Polizisten abgesichert werden. So auch bei dem  Derby zwischen dem FCM und dem HFC in der vergangenen Spielzeit. Rund 800 Polizisten wurden in und vor dem Magdeburger Stadion eingesetzt. 

Ein Grund könnte nicht nur die Rivalität zwischen den Fans der beiden Topclubs sein, sondern auch der erste Todestag von Hannes S. Der 25-jährige FCM-Fan war im Oktober 2017 an einem Sturz aus einem fahrenden Zug verunglückt. In seinem Abteil sollen sich HFC aufgehalten haben. Noch immer ist ungeklärt, wie es zu diesem Vorfall kam.

Schwere Ausschreitungen zur Aufstiegsfeier des FCM

Auch bei den Aufstiegsfeierlichkeiten  des FCM im April kam es zu schweren Ausschreitungen in der Magdeburger  Innenstadt. Rund 150 teils Vermummte warfen Steine und Flaschen auf Polizisten. Insgesamt 28 Beamte wurden verletzt. Die Polizei fahndet noch immer nach den Tatverdächtigen. Zwei Männer konnten bisher identifiziert werden.  

Sollen Vereine Kosten für Polizeieinsätze mittragen?

Seit einigen Jahren gibt es die Debatte, ob die Vereine oder die Deutsche Fußball Liga (DFL) als Veranstalter der Fußballspiele an den Kosten für die Polizeieinsätze beteiligt werden sollen. Auch auf der jüngsten Innenministerkonferenz in  Quedlinburg stand das Thema auf der Tagesordnung. Anlass war die Forderung der Stadt Bremen,  dass sich  die DFL an den Polizeikosten für so genannte Risikospiele beteiligen  soll. Ein Urteil vom Bundesverwaltungsgericht  steht noch aus.
Betroffen war  Sachsen-Anhalt von dem Rechtsstreit bisher nicht,  da die DFL nur für Spiele der Ersten und Zweiten Bundesliga  zuständig ist. Mit dem Aufstieg des FCM  könnte das   Urteil   nun aber wegweisend für Sachsen-Anhalt werden. Innenminister Holger Stahlknecht hat sich mit einer Stellungnahme bisher noch zurückgehalten. (mz)