Für mehr Sicherheit Für mehr Sicherheit: Alkohol in Bussen und Bahnen könnte verboten werden

Halle (Saale) - In der Landesregierung gibt es Überlegungen, das Trinken von Alkohol in Bussen und Bahnen zu untersagen. Mindestens zwei Ressortchefs fordern ein Verbot: Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) und Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD).
„Alkohol führt zu Enthemmung und das birgt immer die Gefahr von Gewalt“, sagte Stahlknecht der MZ. Ein Trink-Verbot im öffentlichen Nahverkehr würde er deshalb „außerordentlich begrüßen“.
Der Innenminister betonte zudem, Busse und Züge seien geeignet, gerade Menschen nach Feiern sicher nach Hause zu bringen. „Deshalb frage ich: Müssen die dann unterwegs so lange weitertrinken, bis sie die Haltestelle nicht mehr erkennen können?“
Gesundheitsministerin Grimm-Benne will mit einem Verbot vor allem Kinder und Jugendliche schützen. „Wenn im Nahverkehr getrunken wird, gibt das ein ganz schlechtes Vorbild ab. Jüngere werden verleitet, mitzumachen.“
Mit Sorge sieht Grimm-Benne, dass das sogenannte Komasaufen unter Minderjährigen wieder ansteigt. Im vergangenen Jahr landeten 22 000 junge Patienten mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus, ein Zuwachs von zwei Prozent.
Am Dienstag berät das Kabinett den Entwurf für den neuen ÖPNV-Plan. Vorgelegt hat ihn Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) - ein Alkoholverbot steht allerdings nicht drin. Webel hält es für nicht praktikabel. Er beruft sich auf frühere Beratungen der Verkehrsministerkonferenz.
Alkoholverbot in Bussen und Bahnen in Sachsen-Anhalt: Das sagen die Unternehmen
Zwar könne ein Trink-Verbot „grundsätzlich“ positive Effekte auf die Sicherheit und das Sicherheitsempfinden der Fahrgäste haben, heißt es in der Kabinettsvorlage. Aber, so warnt der Minister: Die Verkehrsbetriebe seien nicht in der Lage, das Verbot auch durchzusetzen.
„Genauso wenig kann man verhindern, dass sich Menschen schon vor der Fahrt betrinken, mit den gleichen negativen Folgen“, sagte Webel der MZ.
Einige deutsche Verkehrsbetriebe teilen diese Einschätzung nicht und haben Alkohol auf eigene Faust verbannt.
Vorreiter war im Jahr 2009 das Eisenbahnunternehmen Metronom, das sechs Strecken in Niedersachsen betreibt. „Das Verbot hat sich absolut bewährt“, sagte ein Metronom-Sprecher. „Wir haben 40 Prozent weniger Vandalismus, Müll und Übergriffe.“
Vor allem alleinreisende Frauen und ältere Menschen habe man als neue Kunden hinzugewinnen können. Andere sind nachgezogen: Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) 2011, die hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra zum Jahresbeginn 2017.
Die in Sachsen-Anhalt operierenden Bahnunternehmen DB Regio, Abellio und HEX sehen hingegen keinen Grund zum Einschreiten. „Im normalen Verkehr haben wir mit Alkohol kein Problem, die Ausnahme sind reisende Fußballfans. Wir wollen der Seniorengruppe ihr Schnäpschen im Zug nicht verbieten“, sagte Wolfgang Ball vom Nahverkehrsservice Nasa.
Im Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) hingegen gilt - zumindest auf dem Papier - ein Verzehrverbot für sämtliche Speisen und Getränke, egal, ob Mineralwasser oder Bier.
Gegen ein generelles Alkoholverbot ist die Gewerkschaft der Polizei. „Das ist sinnlos, weil nicht durchsetzbar“, urteilt ihr Landesvorsitzender Uwe Petermann. (mz)