1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt
  6. >
  7. Feuerwehr: Feuerwehr: Mehr Unfälle durch gestiegene Arbeitsbelastung

Feuerwehr Feuerwehr: Mehr Unfälle durch gestiegene Arbeitsbelastung

Von Jan Schumann 12.06.2017, 11:19
Bei Plötzkau ist es zu einem schweren Unfall mit einem Feuerwehrfahrzeug gekommen.
Bei Plötzkau ist es zu einem schweren Unfall mit einem Feuerwehrfahrzeug gekommen. Polizei

Magdeburg - Sachsen-Anhalts Feuerwehrleute melden nach Einsätzen immer häufiger Verletzungen und Unfälle. Im vorigen Jahr stieg die Zahl gemeldeter Verletzungen im Dienst auf 876, noch im Vorjahr lag sie bei 840. Das geht aus aktuellen Statistiken der Feuerwehr-Unfallkasse Mitte hervor, dem Versicherungsträger für Brandschützer in Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Unfallkasse: „Es gibt immer weniger Einsatzkräfte, während die Zahl der Einsätze gleich hoch bleibt“

Als Grund für die Häufung sieht die Kasse eine gestiegene Arbeitsbelastung. „Es gibt immer weniger Einsatzkräfte, während die Zahl der Einsätze gleich hoch bleibt“, sagte Klaus Neuhaus, stellvertretender Geschäftsführer der Kasse. Mit steigender Einsatz-Frequenz nehme die körperliche und mentale Belastung zu, erklärte Neuhaus - und damit die Anfälligkeit für Fehler.

Während sich der Großteil der Unfälle bei Übungen, Schulungen und Wettbewerben ereigne, steigt laut Unfallkasse der Anteil der Verletzungen im eigentlichen Einsatzgeschehen. Dazu gehören die Unfälle bei der Brandbekämpfung, Gefahrenabwehr und technischen Hilfeleistung. 227 Verletzungen zählte die Kasse in diesem Bereich. „Der Trend hält an“, sagte Neuhaus. Seit 2013 sei der Anteil der Einsatz-Verletzungen von 30 auf 36 Prozent gestiegen. Prellungen, Bänder- und Knieverletzungen sind laut Jahresbericht die häufigsten Schäden.

Schwerer Unfall bei Plötzkau: Feuerwehrfahrzeug rammt zwei Pkw

Einer der schwersten Unfälle im Einsatz hatte sich im Juni 2016 bei Plötzkau (Salzlandkreis) ereignet: Auf der Fahrt zu einem Feldbrand war ein Feuerwehrfahrzeug samt Wassertank von der Straße abgekommen und hatte dabei zwei Pkw gerammt. Der Einsatzwagen und ein Pkw überschlugen sich, neun Feuerwehrleute wurden verletzt. In einem zweiten Fall in der Börde hatte eine sich lösende Drehleiter einen Einsatzwagens in der Fahrt ausgehebelt, das Fahrzeug war auf die Seite gekippt. Drei Einsatzkräfte wurden verletzt.

Im Landesfeuerwehrverband sieht man die zunehmenden Einsatzverletzungen mit Sorge. Vorsitzender Kai-Uwe Lohse führt sie auf schwindendes Personal und die einhergehende Einsatzbelastung zurück. „Wenn die Belastung steigt, neigt man zu Fehlern“, so Lohse. „Ich will nicht dramatisieren, aber es ist ernst. Wir haben Schwierigkeiten, Mitglieder aus den Jugendfeuerwehren langfristig für den Dienst zu halten.“ Laut Verband gibt es im Land 32.000 Einsatzkräfte, 90 Prozent davon aus freiwilligen Feuerwehren. Die Linke kritisierte zuletzt, dass im Vergleich zum Jahr 2005 etwa 6.000 Feuerwehrleute fehlten.

Neues Brandschutzgesetz wird im Landtag verabschiedet

Die Koalition aus CDU, SPD und Grünen steuert bereits dagegen: In dieser Woche will der Landtag eine neues Brandschutzgesetz verabschieden. So soll die Altersgrenze für den aktiven Feuerwehrdienst von 65 auf 67 Jahre angehoben werden.

Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) will zudem 300.000 Euro in eine Mitglieder-Werbekampagne stecken. SPD-Innenexperte Rüdiger Erben sagte zudem, „wir müssen von der hohen Einsatzbelastung runter.“ Zu häufig würden Feuerwehren als „Ausputzer“ eingesetzt, etwa zum Entfernen von Ölspuren und bei Krankentransporten. Das soll sich ändern.

Auch die Verletztenzahlen hat der Landtag im Blick. Erben sagte, der Innenausschusses habe sich vergangene Woche darauf verständigt, dass im Dienst verletzte Feuerwehrleute künftig bei der Unfallkasse bessergestellt werden sollen. Verletzungen aus der Vergangenheit sollen ihnen demnach bei der Unfallkasse nicht mehr zum Nachteil werden. (mz)