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Kommentar zu Kindeswohlgefährdungen Familien brauchen mehr Hilfe

Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Sachsen-Anhalt steigt. Was hinter den Zahlen steht, muss erschrecken.

Von Alexander Schierholz Aktualisiert: 03.09.2024, 19:51
Die Dauerkrise schlägt durch bis in die Familien, wo sie die Kleinsten und Schwächsten trifft, meint unser Kommentator.
Die Dauerkrise schlägt durch bis in die Familien, wo sie die Kleinsten und Schwächsten trifft, meint unser Kommentator. (Foto: MZ / Stedtler)

Halle/MZ - Die gestiegene Zahl von Kindeswohlgefährdungen ist ebenso besorgniserregend wie folgerichtig: Wo mehr Menschen – von der Sportlehrerin über den Kita-Erzieher bis zur Nachbarin – genauer hinschauen, da kommen mehr Fälle ans Licht. Auch solche, die von einer akuten Gefahr für Kinder noch entfernt sind, aber offenbaren: Hier ist eine Familie, die dringend Hilfe dabei benötigt, ihren Alltag zu bewältigen.

So sehr die gewachsene Sensibilität in der Gesellschaft für das Wohlergehen Minderjähriger zu begrüßen ist, was hinter den jüngsten Zahlen steht, muss erschrecken. Lernlücken, psychische Probleme, Vereinsamung, Zukunftsängste – schon die Corona-Pandemie hat in den Seelen vieler Kinder und Jugendlicher tiefe Spuren hinterlassen. Nun zeigt sich: Sie leiden noch immer, oder besser: schon wieder. Die Dauerkrise schlägt durch bis in die Familien, wo sie die Kleinsten und Schwächsten trifft. Jedenfalls dort, wo Eltern nicht die Kraft haben, ihre Kinder davor zu schützen, weil sie selbst kaum noch klarkommen im Krisenmodus.

Dass Fachleute den Personalmangel vieler Jugendämter beklagen, ist da kein gutes Zeichen. Wenn nur noch gelöscht werden kann statt dem Brand vorzubeugen, können Kinder und Familien nicht krisenfest gemacht werden. Das aber wäre dringend nötig. Nicht von ungefähr schützt das Grundgesetz Familien in besonderem Maße.