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Explosives Erbe Elbbrücke in Magdeburg: 40 Kilo Sprengstoff gefunden

23.09.2016, 17:15

Magdeburg - Zum dritten Mal kurz hintereinander haben Sprengstoffexperten gefährliches TNT im Inneren einer Magdeburger Brücke gefunden. In der Nacht zum Freitag holten sie rund 40 Kilogramm des im Zweiten Weltkrieg verwendeten Sprengstoffs aus einem Hohlraum in einem Pfeiler der Anna-Ebert-Brücke, die die Elbe überspannt.

Bei zwei vorangegangenen Suchaktionen hatten die Experten bereits 100 Kilogramm der explosiven Masse entdeckt und abtransportiert. Die Stadt Magdeburg, in deren Verantwortung die Brücke liegt, sieht damit jetzt erst einmal keine Gefahr mehr. „Weitere Verdachtspunkte im Baustellenbereich gibt es derzeit nicht“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Sachsen-Anhalt: Alte Brücken könnten theoretisch mit Sprengstoff versehen sein

Doch in Sachsen-Anhalt gibt es noch zahlreiche andere Brücken, die vor 1945 gebaut wurden und deshalb theoretisch noch immer mit Sprengstoff aus dem Zweiten Weltkrieg präpariert sein können. Die Wehrmacht hatte die anrückenden Alliierten so daran hindern wollen, strategisch wichtige Flüsse wie Saale und Elbe zu überqueren.

Ihr Erbe kam in Magdeburg zufällig zum Vorschein. Bei Bohrungen fiel Arbeitern, die die Anna-Ebert-Brücke sanieren, eine ungewöhnliche Farbe des Wassers auf, mit dem das Bohrloch gespült und der Bohrer gekühlt wird.

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst bestätigte: Es ist der Sprengstoff TNT. „Das TNT ist auch noch zündfähig“, sagte Axel Vösterling, Sprecher des Technischen Polizeiamts, das die Kampfmittelbeseitigung übernimmt. Kollegen hätten den Sprengstoff nach dem Abtransport zünden können. Dass er noch in der Brücke hätten explodieren können, sei hingegen unwahrscheinlich, weil dafür ein Zünder nötig sei, so Vösterling.

Wie viele Brücken in Sachsen-Anhalt betroffen sein könnten, konnte Uwe Langkammer, Präsident der Landesstraßenbaubehörde nicht genau sagen. Er schätze jedoch, dass die Zahl im dreistelligen Bereich liege.

Sprengstoff in Brücken: Sachsen-Anhalts Behörden überprüfen Bauwerke regelmäßig

Die jüngsten TNT-Funde in Magdeburg haben laut Langkammer keine Konsequenzen für die Arbeit seiner Behörde. „Ich sehe keine Veranlassung da in irgendeiner Form tätig zu werden“, sagte er. Alle Brücken würden turnusmäßig alle drei Jahre einer kleinen und alle sechs Jahre in einer großen Inspektion unterzogen. Dabei würden die Experten stets auch Hohlräume überprüfen.
Zumindest die halleschen Brücken scheinen sicher zu sein.

„Eine vergleichbare Gefahr besteht für die halleschen Brückenbauwerke nicht“, so Stadtsprecher Drago Bock. Die meisten Brücken seien Nachkriegs-Bauwerke und die Kröllwitzer Brücke sei bereits umfangreich saniert und kontrolliert worden.

Zufällige Funde von Sprengstoff werden die Menschen in Sachsen-Anhalt noch  jahrelang begleiten. Denn Karten oder Verzeichnisse, in denen angegeben ist, wo sich Sprengstoff aus Kriegszeiten befindet, gibt es nicht.

„Man kann nicht sagen, wo was drin ist“, sagte Vösterling mit Blick auf hunderte alte Brücken im Land. „Die Brücken wurden immer erst bestückt, wenn der Feind nur noch acht Kilometer weit weg war“, weiß er. Oft sei das Wissen darüber gut 70 Jahre nach Kriegsende mittlerweile verschüttet und die Sprengstoffexperten sind auf Zufallstreffer angewiesen. (mz)