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Einzige Ost-Mannschaft Einzige Ost-Mannschaft: Magdeburg spielt in der ersten Bundesliga - im Billard

Von Kai Agthe 13.08.2017, 08:00
Der Bernburger Markus Schönhoff spielt in der Ersten Mannschaft des Bundesligisten 1. BC Magdeburg.
Der Bernburger Markus Schönhoff spielt in der Ersten Mannschaft des Bundesligisten 1. BC Magdeburg. Andreas Stedtler

Magdeburg - Die Spielzeit 2016/17 beendete Magdeburg in der Ersten Bundesliga auf einem hervorragenden vierten Platz. Dieser Hinweis könnte Fußball-Fans verwirren, die wissen, dass der 1. FC Magdeburg in der abgelaufenen Saison zwar Rang vier erreichte, aber in der 3. Liga und nicht im Fußball-Oberhaus.

Doch hier rollt der Ball nicht auf dem grünen Rasen, sondern auf dem blauen Tisch: Denn die erste Mannschaft des 1. Billardclub Magdeburg spielt sehr erfolgreich in der Ersten Bundesliga. Die Elbestädter gehören auch in diesem Jahr wieder zu den besten Teams in der zehn Mannschaften zählenden Dreiband-Bundesliga, in der ansonsten nur westdeutsche Vereine zu finden sind. Immerhin: Der aktuelle Meister kommt aus dem kleinen Saarland und heißt BC 1921 Elversberg.

Billard-Spieler aus Magdeburg spielen nebenberuflich Dreiband

„Wir wollten natürlich gern unsere Bronzemedaille aus der letzten Saison verteidigen“, sagt Markus Schönhoff, der viele Jahre für TV Askania Bernburg spielte, seit 2004 für Magdeburg antritt und mit dem BCM 2011 in die Erste Bundesliga aufstieg. „Der vierte Platz in einer der stärksten Ligen Europas ist aber ein gutes Ergebnis“, so der 49-Jährige. Umso mehr, da die meisten Akteure nur nebenberuflich Dreiband spielen.

Dreiband bedeutet, dass zwischen der Berührung des ersten und zweiten Objektballs der Spielball mindestens drei Banden berührt haben muss. Das klingt einfacher als es ist, weil es hohes spielerisches Können erfordert und die Spielform deshalb auch als Königsdisziplin im Karambolage-Billard gilt.

In der Rangliste der besten Spieler in der Bundesliga sind unter den ersten Zehn immerhin auch zwei Aktive aus Magdeburg zu finden. Der Däne Dion Nelin – im Hauptberuf Busfahrer, weil er sich nicht dem Stress des Profi-Lebens aussetzen möchte – belegt den sechsten Platz für Magdeburg. Ganz oben auf dem Treppchen steht Dick Jaspers aus Holland, der in der Bundesliga Stars wie Frédéric Caudron aus Belgien (BC 1921 Elversberg) und Tobjörn Blomdahl aus Schweden (Bergisch-Gladbacher BC) hinter sich ließ.

Jaspers, mehrfacher Welt- und Europameister, spielt seit der Saison 2012/13 in Magdeburg und ist der Erfolgsgarant. Mehr noch: In der aktuellen Dreiband-Weltrangliste belegt der 51-jährige Platz eins. „Dick Jaspers ist ein absoluter Vorzeige-Profi. Er lebt seit fast 30 Jahren nur für diesen Sport, sucht immer neue Herausforderungen, arbeitet hart daran, sein Spiel noch effektiver zu machen“, sagt Schönhoff über den derzeit weltbesten Dreiband-Akteur.

Zu Hause unschlagbar- auswärts mit Problemen

Die Platzierung in der abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit hätte für die Elbestädter noch besser ausfallen können, wäre da nicht das Phänomen, dass das Magdeburger Team zwar besonders heimstark ist, aber auf fremden Tischen gern so manchen Punkt liegen lässt. „Ja, das ist wirklich so“, sagt Schönhoff und ergänzt: „Seit Jahren sind wir zu Hause fast unschlagbar und haben gleichzeitig auswärts Probleme. Zu Hause hat man seine Fans und kennt die Tische. Hier wird die ganze Mannschaft vom Verein und den Fans betreut, während man auswärts oft auf sich allein gestellt ist. Dick Jaspers und Dion Nelin haben da keine Probleme, denn solche Situationen sind für sie nichts Ungewöhnliches.“

Während sich Snooker im deutschen Sportfernsehen etabliert hat, bekommt man Dreiband-Billard hierzulande kaum zu sehen. Anders als etwa in der Türkei oder Südkorea, wo Halbfinals und Finals international besetzter Wettkämpfe oft in voller Länge im TV übertragen werden. Vorbei auch die Zeiten, als Zusammenfassungen von Dreiband-Welt- und Europameisterschaften in der ARD-„Sportschau“ unter kundiger Kommentierung von Adolf „Addi“ Furler (1933-2000) zu sehen waren.

Als Vertreter einer Randsportart, die im Fernsehen nicht präsent ist, ist es selbst für die Teams der Ersten Bundesliga schwierig, den mit dem Spielbetrieb verbundenen finanziellen Aufwand zu meistern. „Eine Mannschaft wie unsere in Magdeburg kostet etwa 30 000 Euro im Jahr. Das ist, verglichen mit Fußball, nicht viel, aber für Billard sehr schwierig“, sagt Schönhoff. Zum Glück habe die Mannschaft seit Kurzem einen neuen Hauptsponsor, der den Verein großzügig unterstützt.

Nicht so einfach sei es hingegen, für Schönhoff selbst einen Förderer zu finden: „Ich suche im Moment einen Sponsor, der mich unterstützt. Ich bin in der Nationalmannschaft und habe im März an der Weltmeisterschaft teilgenommen. Bisher hatte ich bei der Suche noch keinen Erfolg und da sprechen wir über 2.000 Euro im Jahr“, so Schönhoff, der mindestens zweimal pro Woche nach seiner Arbeit trainiert.

Magdeburg: Billardtische für mehr als 10.000 Euro

In Magdeburg kommen Billardtische des holländischen Herstellers Gabriels zum Einsatz. „Praktisch alle bedeutenden Turniere werden auf diesen Tischen gespielt. Ein Gabriels kostet jetzt wohl mehr als 10.000 Euro.

Ein guter Billardtisch kann aber 40 bis 50 Jahre halten, daher lohnt sich die Investition in gutes Material immer. Die Verarbeitung, die Laufeigenschaften der Bälle, der Bandenabschlag ist einfach bei diesen Tischen am besten“, erklärt Schönhoff. „Das Tuch wird alle zwei Jahre gewechselt. Das ist auch das einzige, das man regelmäßig machen sollte.“

Worauf sind die Magdeburger Akteure in der Saison 2017/18 gespannt? „Wir freuen uns sehr auf den Aufsteiger BC International Berlin, weil dort die meisten Zuschauer zu erwarten sind. Das haben wir vor drei Jahren schon in der Zweiten Liga erlebt. 150 bis 200 Zuschauer sind für Billard schon eine Sensation.“

Und mit welchem Vorsatz startet das Team in die neue Spielzeit? „Ein Platz unter den ersten drei Teams ist das Ziel für die kommende Saison“, sagt Markus Schönhoff. Die beginnt für den 1. BC Magdeburg am 16. und 17. September mit Heimspielen gegen RW Krefeld und BCC Witten. (mz)