Kommentar zu den Bunkerplänen im Harz Ein moralisch fragwürdiges Geschäft
Ein Stollensystem, in dem die Nazis Zwangsarbeiter für den Endsieg schuften ließen, wird an einen privaten Immobilienentwickler verkauft. Das schreit nach Aufklärung.

Halberstadt/Halle/MZ - Diese Nachricht lässt einen erschaudern: Ein Stollensystem, in dem die Nazis Zwangsarbeiter für den Endsieg schuften ließen, wird an einen privaten Investor verkauft. Und der will daraus offenbar einen Krisenfall-Bunker machen, Zugang per Kryptowährung. Ein Schauplatz des NS-Terrors, den eine Immobilienfirma entwickeln will als wäre es eine marode Fabrikhalle. Während zwei Kilometer weiter die KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge an eben diesen Terror erinnert. Wie kann das sein in einem Land, das seine Erinnerungskultur an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte gerne so stolz vor sich herträgt?
Rechtlich mag das alles sauber sein, nun sogar bestätigt vom Verwaltungsgericht Magdeburg, das dem Land ein Vorkaufsrecht für die Anlage absprach. Moralisch aber bleibt das Geschäft fragwürdig und schreit nach Aufklärung: Hat sich das Land überhaupt schon früher um das Stollensystem bemüht, um es in die Gedenkstätte zu integrieren? Warum kam das Land jetzt nicht zum Zuge, sondern ein privater Immobilienentwickler? Lag es am Geld? An fehlenden Unterlagen? Wie sind die Bunker-Pläne mit dem Denkmalschutz vereinbar? Und reicht die Zusage des Investors, ein Teil der Anlage werde auch künftig zugänglich bleiben? Das Land muss darauf schleunigst Antworten geben. Das ist es den Angehörigen der Opfer schuldig.