Drohende Fahrverbote Drohende Fahrverbote: Städte und Gemeinden in der Diesel-Falle

Dessau-Rosslau - Bessere Luft gibt es in Sachsen-Anhalt erst, wenn alte Diesel gegen wirklich saubere Autos ausgetauscht sind. Dieses Problem betrifft zunehmend auch die Fuhrparks der Kommunen und ihrer Betriebe.
Darauf weist das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau-Roßlau in einer aktuellen Stellungnahme hin. Mit Blick auf eine künftige Bundesregierung betont das UBA, dass für Ausstattung der Städte und Gemeinden künftig lediglich Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybridantrieb sowie Gasautos und Benziner zu empfehlen sind.
Stadt Halle: 77 Fahrzeuge sind älter als zehn Jahre
Zugleich macht die Bundesbehörde auf ein großes Problem aufmerksam. Die viel diskutierte blaue Plakette für die Euronorm 6 würde landes- und bundesweit noch längst nicht auf allen Dieselfahrzeugen kleben können. Sollten Fahrverboten eines Tages greifen, könnten bestimmte öffentliche Aufgaben wohl nicht mehr wahrgenommen werden.
Vor welcher Herausforderung die Kommunen stehen, zeigt das Beispiel der Stadt Halle. Allein 77 Fahrzeuge sind dort älter als zehn Jahre. Weitere 63 sind mindestens schon seit sechs Jahren unterwegs. Wann dort die Umstellung auf Euro 6 abgeschlossen ist, könne man nach den Worten eines Sprechers gegenwärtig nicht annähernd abschätzen.
Eine komplette Übersicht, welche der insgesamt 319 Autos welche Schadstoffklassen erreichen, gibt es einem Sprecher zufolge (noch) nicht. Allerdings werde bei Neuanschaffungen größter Wert darauf gelegt, nur Autos mit den vergleichsweise besten Umweltwerten einzusetzen. Die Hallesche Verkehrs AG, ein Tochterunternehmen der Stadt, will künftig zunehmend Busse mit elektrischen Antrieben einsetzen. Gegenwärtig sind 37 Busse mit Diesel im Einsatz, 24 erfüllen die Euro-6-Norm. Diese Zahl soll sich in den nächsten Jahren erhöhen.
Ein totales Fahrverbot würde den Fuhrpark komplett lahmlegen
Der Präsident des Landesverwaltungsamtes mit Sitz in Halle, Thomas Pleye, nutzt indes einen BMW 520, der die Euro-6-Norm erfüllt. Das Fahrzeug weise eine geringere Motorleistung und günstigere Abgaswerte als seine Vorgänger auf, hieß es auf MZ-Anfrage. Skeptisch sieht die Behörde, die 29 Diesel-Autos zum Bestand zählt, den Einsatz der angebotenen E-Autos.
„Die bislang verfügbaren Reichweiten sind nicht mit den Aufgaben vereinbar“, sagte Sprecherin Denise Vopel zur Begründung. Außerdem wären diese Fahrzeuge, genau wie die Hybridantriebe, in der Anschaffung immer noch zu teuer. Höchstpreis-Grenzen, die das Land festgelegt habe, ließen da keinen Spielraum zu. Die vorhandenen Autos erfüllten jedoch bereits alle mindestens die Euro-5-Norm. Insofern würde nur ein totales Fahrverbot den Fuhrpark komplett lahmlegen.
Das UBA selbst sieht sich bei diesem Problem zwar nur „am Rande“ betroffen. Nach eigenen Angaben machen Dieselfahrzeuge aber immer noch mehr als zwei Drittel des UBA-Fuhrparks aus. Man könne jedoch, so eine Sprecherin, vergleichsweise rasch auf veränderte Normen reagieren.
Außerdem arbeitet das UBA an einem gänzlich neuen Mobilitätskonzept. Es orientiert sich an diesen drei Vorgaben: weniger Autos, kleinere Motoren mit niedrigen Emissionen, mehr alternative Antriebe. UBA-Präsidentin Maria Krautzberger setzt zudem auf Vorbildwirkung. Sie selbst nutzt deshalb ein sparsames Hybridfahrzeug, einen VW Passat GTE. In Berlin, wo sie wohnt, sei sie ausschließlich mit dem Fahrrad unterwegs. (mz)