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Weihnachtsessen in Familie möglich? Corona-Lockdown in Sachsen-Anhalt: Landesregierung berät zum Dezember-Lockdown

Von Hagen Eichler und Steffen Höhne 24.11.2020, 19:10
Die Ministerinnen und Minister um Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) wollen am Dienstagvormittag darüber sprechen, welche Wünsche und Forderungen sie durchsetzen wollen.
Die Ministerinnen und Minister um Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) wollen am Dienstagvormittag darüber sprechen, welche Wünsche und Forderungen sie durchsetzen wollen. picture alliance/dpa

Magdeburg/Halle (Saale) - Sachsen-Anhalts Landesregierung will über Weihnachten und den Jahreswechsel für private Treffen weniger strikte Regeln als andere Länder erlassen. Das Kabinett verständigte sich am Dienstag darauf, über die Festtage das Beisammensein von zehn Menschen zu erlauben, unabhängig von der Zahl der Haushalte. Kinder unter 14 Jahren kommen noch obendrauf. Die anderen Bundesländer hingegen knüpfen die Obergrenze von zehn Personen zusätzlich an die Bedingung, dass diese aus maximal zwei Haushalten kommen.

In Sachsen-Anhalt könnte ein Paar demzufolge zum Weihnachtsessen die Eltern und Schwiegereltern einladen, dazu zwei erwachsene Kinder und deren Lebenspartner sowie beliebig viele Kinder. Größere Familienrunden müssten sich hingegen aufteilen. Die Beschränkung auf zwei Haushalte passe nicht zur Lebenswirklichkeit, sagte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Allerdings stehen alle Pläne unter dem Vorbehalt, dass die Runde der Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch beraten.

Die Zehner-Regel gilt zudem für jedes familiäre Treffen gesondert. Es sei also durchaus möglich, am Heiligabend und den Weihnachtstagen jeweils unterschiedliche Gäste zu empfangen, sagte Grimm-Benne. Wünschenswert sei das allerdings nicht. „Da es die engsten Familienangehörigen sind, die man gegenseitig schützt, werden die Bürger damit verantwortungsvoll umgehen“, sagte die Ministerin.

Ob die Obergrenzen eingehalten werden, wird nicht überprüft. „Niemand will das kontrollieren, und niemand wird das kontrollieren“, sagte Grimm-Benne. Die Unverletzbarkeit der Wohnung ist durch das Grundgesetz garantiert. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, bei den Obergrenzen handle es sich um einen „Appell, der mit staatlichen Mitteln nicht durchgesetzt werden kann“. Er bat die Bevölkerung, die Obergrenze von zehn Menschen nicht auszureizen. „Hier darf nicht das Maximierungsprinzip gelten, sondern das Minimierungsprinzip“, sagte Haseloff.

Die Landesregierung verständigte sich zudem darauf, die Weihnachtsferien leicht zu verlängern. Erster Schultag wird der 11. Januar. Am 7. und 8. Januar sollen alle Lehrer und Horterzieher die Möglichkeit bekommen, sich auf Corona testen zu lassen. An diesen beiden Tagen sollen auch die Schulhorte geschlossen bleiben. Lediglich eine Notbetreuung für Eltern in systemrelevanten Berufen werde geplant, sagte Gesundheitsministerin Grimm-Benne.

Zahl der Infizierten wächst auch in Sachsen-Anhalt 

Bereits jetzt lehnt ein Viertel der Bevölkerung die Kontaktbeschränkungen ab. Die Vorgabe, sich mit nur einem anderen, immer gleichen Haushalt zu treffen, wird nur von 74 Prozent der Befragten befürwortet, ergab eine aktuelle Befragung für das Robert-Koch-Institut und die Universität Erfurt. Die Befragung am 17. und 18. November ergab allerdings auch, dass mehr als 80 Prozent bereit sind, auf Feiern zu verzichten oder Risikopersonen durch besondere Vorkehrungen zu schützen. Ob das auch für Feiern zu Weihnachten und Neujahr gilt, ist offen.

Die Zahl der Infizierten pro 100.000 Einwohner über sieben Tage wächst auch in Sachsen-Anhalt weiter an. Ziel der Politik ist es, den Wert unter 50 zu drücken - in Sachsen-Anhalt stieg er am Dienstag auf 88. Das Jerichower Land, der Burgenlandkreis und der Saalekreis liegen oberhalb von 100 Fällen. Ministerpräsident Haseloff verwies warnend auf das Nachbarland Sachsen, das sich zum Corona-Hotspot entwickelt: „Das zeigt, wie schnell das aus dem Ruder laufen kann.“ (mz)