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Corona-Krise in Sachsen-Anhalt Corona-Krise in Sachsen-Anhalt: Wirtschaftliche Probleme im Gesundheitswesen

29.08.2020, 07:41
Ein Intensivbett in einer Klinik.
Ein Intensivbett in einer Klinik. ZB

Halle (Saale) - Die Corona-Krise stellt das Gesundheitswesen in Sachsen-Anhalt trotz staatlicher Hilfsangebote vor wirtschaftliche Probleme. Auch Kurzarbeit wurde beantragt. Wie eine Sprecherin der Landesarbeitsagentur der dpa mitteilte, wurden zwischen März und Juli dieses Jahres 1.220 Anzeigen auf Kurzarbeit von Kliniken und Praxen in Sachsen-Anhalt gestellt, bezogen auf 6.255 Menschen.

Im Gesundheitswesen insgesamt, also auch Physiotherapeuten, Apotheken und Reha-Einrichtungen, gab es 2.351 Anzeigen. Dies betraf - theoretisch - 11.374 Mitarbeiter. Denn: „Es liegen noch keine abschließenden Abrechnungen vor, wie viele Arbeitgeber im Gesundheitswesen tatsächlich das Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen haben“, erklärte die Sprecherin. Diese Daten werden erst in den kommenden Monaten erwartet.

Insgesamt wurden in Sachsen-Anhalt über alle Branchen hinweg - ob Industrie- oder Handwerksbetrieb - von März bis Juli 22.587 Anzeigen auf Kurzarbeit gestellt, seit Jahresbeginn 22.650. Das betraf von März bis Juli - theoretisch - 222.459 Menschen, seit Jahresanfang 223.310 Mitarbeiter.

Hintergrund ist, dass Kurzarbeitergeld - und damit die Bezahlung von Mitarbeitern mit staatlicher Hilfe - von Arbeitgebern oft vorsorglich beantragt wird, um Entlassungen zu vermeiden. Laut Statistik waren sowohl im März als auch im April die Zahlen der Anzeigen auf Kurzarbeit im Vergleich zu den Vormonaten sprunghaft angestiegen. „In den beiden Vorjahren gab es nur wenige bis gar keine Fälle im Gesundheitswesen“, wie die Sprecherin der Landesarbeitsagentur mitteilte.

„Wir setzen aktuell nicht auf das Instrument der Kurzarbeit. Im stationären Krankenhausbetrieb schließt die staatliche Förderung in der andauernden Covid-19-Lage die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld ohnehin aus“, sagte Thomas Wüstner, Geschäftsführer des Krankenhauses St. Elisabeth und St. Barbara in Halle. Für den ambulanten Bereich gelte diese staatliche Regelung nicht und es könnte theoretisch Kurzarbeit beantragt werden. Das Krankenhaus habe sich dagegen entschieden, um Mitarbeitern Einbußen bei der Bezahlung zu ersparen.

Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion haben Kliniken und Ärzte in Deutschland bisher wegen der Pandemie für mehr als 400.000 Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. Die Operationssäle sind indes landesweit in Betrieb, nicht immer voll ausgelastet. „Es ist absehbar, dass wir in diesem Jahr nicht auf die Zahl von rund 10.000 Eingriffen kommen werden, die wir im Normalbetrieb erreichen“, sagte Wüstner für das Krankenhaus in Halle.

Sorge bereitet ihm der Umstand, dass Patienten aus Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus mitunter auf notwendige medizinische Maßnahmen wie Operationen verzichten und diese hinauszögern. Dies sei vor allem im kardiologischen und onkologischen, aber auch im kindermedizinischen Bereich zu beobachten.

In Sachsen-Anhalt gibt es laut Krankenhausgesellschaft 48 Krankenhäuser. Jährlich werden mehr als 500.000 Menschen stationär oder ambulant medizinisch behandelt. Zudem versorgen den Angaben nach in medizinischen Versorgungszentren (MVZ) Fachärzte unter einem Dach etwa 600.000 Patienten im Jahr im Land. (dpa)