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Corona Corona: Erstes Risikogebiet in Sachsen-Anhalt - weitere bahnen sich an

21.10.2020, 17:10

Burg -  Als erste Region Sachsen-Anhalts ist der Landkreis Jerichower Land nun Corona-Risikogebiet. Die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen habe einen Wert von 68,89 erreicht, teilte der Kreis am Mittwoch mit. Ab einem Wert von 50 gilt ein Landkreis bundesweit als Risikogebiet.

„Die Bevölkerung muss wissen, dass das Risiko sich anzustecken aktuell im Landkreis so hoch ist wie noch nie“, sagte Landrat Steffen Burchhardt (SPD). „Wir müssen jetzt eine weitere Ausbreitung so schnell wie möglich stoppen.“ Der Anstieg der vergangenen Tage sei unter anderem auf private Feiern zurückzuführen. Infolge dessen verschärfte die Kreisverwaltung daher die Regeln für diese.

Strikte Corona-Regeln für Jerichower Land

So sind im Jerichower Land ab sofort private Feiern auf 20 Teilnehmer begrenzt, unabhängig von Ort und Anlass. Zu fachkundig organisierten privaten Feiern dürfen in geschlossenen Räumen 100 Menschen und draußen 150 Menschen kommen. Geschäftliche Veranstaltungen und solche von Vereinen und Organisationen unter freiem Himmel sind auf 200 Personen begrenzt.

„Unser Ziel muss es sein, gravierende Auswirkungen auf Kinderbetreuung, Sport und Wirtschaft wie zu Beginn der Pandemie zu verhindern“, sagte Burchhardt. „Da kann jeder seinen Beitrag leisten.“ Sollten die Maßnahmen keinen Erfolg haben, könnten sie weiter verschärft werden, kündigte Burchhardt an.

Jerichower Land: Corona-Fallzahlen haben sich innerhalb weniger Tage mehr als verdoppelt

Um die Reaktion auf die Infektionszahlen zu vereinheitlichen, hatte die Landesregierung eine sogenannte Corona-Ampel mit verschiedenen Eskalationsstufen definiert. Bereits bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 30, also 30 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen, springt diese Ampel auf Rot. Die Kreise sind dann zu weiteren Schutzmaßnahmen aufgerufen. Auch bundesweit gibt es eine derartige Ampel, die allerdings erst bei einem Wert von 35 auf Gelb und bei 50 auf Rot springt.

Das Jerichower Land war bis Anfang voriger Woche recht glimpflich durch die Pandemie gekommen. Seit dem 11. Oktober haben sich die Fallzahlen in dem Landkreis aber mehr als verdoppelt. Da das Jerichower Land mit knapp 90 000 Einwohnern ein eher bevölkerungsschwacher Kreis ist, fallen einzelne Infektionen hier bei der Berechnung der Sieben-Tage-Inzidenz stärker ins Gewicht als etwa in Halle oder Magdeburg, wo je mehr als doppelt so viele Menschen wohnen.

In Sachsen-Anhalt könnte es bald mehrere Risikogebiete geben

Dennoch sind auch die beiden größten Städte des Landes derzeit ebenfalls auf dem Weg, Risikogebiet zu werden. Halle erreichte nach eigenen Angaben am Mittwoch eine Sieben-Tage-Inzidenz von 38,25. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) kündige am Mittwoch deshalb eine Maskenpflicht für die Innenstadt an, die ab Donnerstag gelten sollte. Außerdem verschärft die Saalestadt die Regeln für Feiern und Veranstaltungen.

Magdeburg erreichte den kritischen 50er-Wert am Mittwoch noch nicht, hatte laut Statistik der Landesregierung - in die Zahlen aus den Kreisen oft erst verspätet eingehen - von Dienstag auf Mittwoch 31 neue positive Testergebnisse. Breitet sich das Virus weiter mit dieser Geschwindigkeit aus, wird auch Magdeburg in wenigen Tagen Risikogebiet sein. Am Donnerstag wollte die Stadt auf einer Pressekonferenz (14.00 Uhr) über die Pandemielage informieren.

Knapp verpasst hatte den 50er-Wert am Mittwoch der Burgenlandkreis. Am Mittwoch meldete der Landkreis im Süden Sachsen-Anhalts eine Sieben-Tage-Inzidenz von 47 und ist somit nur wenige Infektionen vom Risikostatus entfernt. Landrat Götz Ulrich (CDU) hatte deshalb bereits am Freitag die Corona-Regeln im Burgenlandkreis verschärft.

Politiker klagen über zu wenig Gestaltungsmacht in Corona-Krise

Während die Landräte nun gefordert sind, die Pandemie-Regeln in ihren Kreisen dem Infektionsgeschehen anzupassen, klagen andere Politiker über zu wenig Gestaltungsmacht in der Krise. So bemängelten am Mittwoch im MDR die Fraktionschefs von CDU, AfD, Linken und Grünen, dass die Landesregierung das Parlament nicht an der Corona-Politik beteilige und mit Landesverordnungen am Landtag vorbei regiere. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wollte das so nicht gelten lassen. „Die Landesregierung bindet auch den Landtag in die Entscheidungen zu Corona-Maßnahmen ein“, sagte der Regierungschef am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

So könnten die Vorsitzenden der Regierungsfraktionen CDU, SPD und Grüne an jeder Kabinettssitzung teilnehmen und sich dort einbringen. Die Kritik war jedoch vor allem von den Oppositionsparteien gekommen. „Angesichts der Tatsache, dass wir oft schnell reagieren müssen, bitte ich jedoch auch um Verständnis, dass nicht alle Maßnahmen zuvor im Landtag diskutiert werden können“, sagte der Ministerpräsident. (dpa)