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Archäologie in Sachsen-Anhalt Sensationsfund bei Grabungen in Wolmirstedt gibt Rätsel auf

Archäologische Untersuchungen einer Siedlung aus der späten Bronzezeit in Wolmirstedt belegen, dass die Region der Börde bereits seit Jahrtausenden besiedelt wurde. Die dokumentierten Funde hinterlassen einige Fragen.

Von DUR Aktualisiert: 25.07.2025, 14:58
Götz Alper, Archäologe vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, zeigt auf einer Grabungsfläche in Wolmirstedt auf Tonscherben, die neben Steinen in einer Kochgrube kaum zu sehen sind.
Götz Alper, Archäologe vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, zeigt auf einer Grabungsfläche in Wolmirstedt auf Tonscherben, die neben Steinen in einer Kochgrube kaum zu sehen sind. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Wolmirstedt. – In Wolmirstedt haben Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt einen überraschenden Fund gemacht: Auf dem Gelände eines zukünftigen Sportplatzes entdeckten sie die Überreste einer bronzezeitlichen Siedlung und ein menschliches Skelett. Der Fund wirft Fragen auf.

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Besonders bemerkenswert ist das menschliche Skelett, weil es in einer Siedlungsgrube in Hocklage mit verdrehtem Kopf entdeckt wurde. Normalerweise wurden Verstorbene in dieser Epoche auf Scheiterhaufen verbrannt und in Urnengräbern außerhalb der Siedlungen beigesetzt. Körperbestattungen wie in diesem Fall waren den Angaben nach selten.

Mitarbeiter vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt entfernen die oberen Erdschichten einer Vorratsgrube aus der späten Bronzezeit bei Wolmirstedt. 
Mitarbeiter vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt entfernen die oberen Erdschichten einer Vorratsgrube aus der späten Bronzezeit bei Wolmirstedt. 
Foto: dpa

Der Mann war etwa 1,70 Meter groß und kräftig gebaut. Bei einer ersten Untersuchung ließen sich keine Hinweise auf Verletzungen oder Mangelerscheinungen erkennen.

Die Gründe für diese untypische Bestattung sind bislang ungeklärt. Experten vermuten rituelle Hintergründe oder mehrstufige Bestattungspraktiken.

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Bronzezeitliche Siedlung bei Wolmirstedt: Alltag vor rund 3.000 Jahren

Neben dem Skelett entdeckte das Grabungsteam mehrere Pfostengruben, Herdstellen und Reste von Wandverputz – klare Hinweise auf eine bronzezeitliche Hausstruktur.

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Besonders auffällig ist ein rechteckiger Grundriss mit zentraler Feuerstelle, der typisch für sogenannte Webhäuser ist. In solchen Bauten wurde vermutlich nicht nur gewohnt, sondern auch gewebt und gekocht.

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Zusammenarbeit mit der Stadt und Perspektive

Die Grabungen erfolgen im Vorfeld der geplanten Umgestaltung eines Geländes zu einem Sportplatz. Die Stadt Wolmirstedt arbeitet eng mit dem Landesamt zusammen.

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Am Rand einer Ofengrube entdeckten die Archäologen eine Konzentration von Keramikscherben und den Panzer einer Sumpfschildkröte. Laboranalysen sollen nun klären, ob und wie das Tier zubereitet wurde. Zudem wurden mehrere Materialentnahmegruben zur Lehmgewinnung freigelegt.

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Vielfältige Fundstücke geben Einblicke in den Alltag

Unter den zahlreichen Fundstücken befinden sich Vorrats- und Kochtöpfe, teils verzierte Krüge und Tassen sowie einzelne bronzene Ringe. Auch Werkzeuge wie Pfrieme aus Bronze und Knochen wurden entdeckt. Die Mehrzahl der Tierknochen – von Rind, Schwein, Schaf und Ziege – deutet auf Speisereste hin.

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Wissenschaftliche Bedeutung und Ausblick

Die Entdeckung bietet wertvolle Einblicke in das Alltagsleben der Bronzezeit sowie mögliche Konflikt- oder Krisensituationen. 

Das achtköpfige Grabungsteam setzt seine Arbeiten noch bis zum 15. Oktober 2025 fort. Der Bau der Sportanlage soll im März 2026 beginnen.