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Anti-Frust-Paket Anti-Frust-Paket: So will das Land Unfälle an Autobahnbaustellen vermeiden

Von Jan Schumann 02.07.2018, 17:08
Bitte geduldig bleiben.
Bitte geduldig bleiben. dpa

Plötzkau - Auf dem Weg nach Magdeburg wird es zur Zeit eng. Bauarbeiter bekämpfen den Betonkrebs auf der A14 - auf schmaler Fahrbahn bremsen Autofahrer auf Tempo 60 ab. Die Blechlawine rollt auf engstem Raum: Eine klassische Unfallquelle, geht es nach Uwe Langkammer, Präsident der Straßenbaubehörde Sachsen-Anhalt.

Autobahn-Baustellen und deren Sicherungen untersucht

Er muss es wissen. Damit es auf Sachsen-Anhalts Autobahnen in Zukunft seltener knallt, untersuchte Langkammer im Auftrag des Landes-Verkehrsministeriums über ein Jahr lang Autobahn-Baustellen und deren Sicherungen. Dabei testeten die Experten eine Reihe neuer Techniken - vom Smiley-Autobahnschild zur temporär angelegten Autobahnauffahrt. „Das ist ein ganzes Paket“, sagt Langkammer am Montag in Plötzkau. „Einige Maßnahmen haben sich über die Monate sehr bewährt.“ Bei jeder künftigen Baustelle werde nun geprüft, ob die Instrumente des „Zehnpunkte-Plans“ eingesetzt werden können.

Unfallschwerpunkt A9: 75 Kollisionen, ein Toter, vier Schwerverletzte

Taufrisch sind all die Einzelmaßnahmen nicht, doch Langkammer untersuchte ihre Wirkung in den vergangenen Monaten systematisch. Der Anlass liegt im Jahr 2016. Damals hatte es auf der Autobahn 9 eine enorme Unfallserie in gegeben: 75 Kollisionen, ein Toter, vier Schwerverletzte, ein riesiger Sachschaden und „Stau ohne Ende“, konstatierte Langkammer. Wohlgemerkt: All das in einem Monat. „Das hat uns veranlasst, konkrete Untersuchungen zu beginnen und an den Baustellen einiges zu ergänzen.“ Klar ist seitdem, dass die größte Unfallgefahr im Einfahrtsbereich der Baustellen liegt - Autofahrer seien zu schnell, zu unaufmerksam, zu dicht am Vordermann.

Die Verkehrsbehörde versucht mit dem neuen Plan den Spagat zwischen zügiger Bauzeit und halbwegs flüssiger Verkehrsführung. Die wohl prominenteste Maßnahme sind die Smiley-Schilder, die mit zunehmender Fröhlichkeit das Ende langer Baustellenstrecken ankündigen - aktuell auf der A 14 zwischen Halle und Magdeburg, wo der Verkehr zweispurig und besonders eng läuft. „Das hat sich bewährt“, sagt Langkammer. „Offenbar hält die Beschilderung einige Fahrer von Harakiri-Überholmanövern ab.“  Auch die Polizei habe bestätigt, dass die Orientierungsschilder auf lange Sicht zu weniger riskanten Fahrmanövern führten und Unfälle und Staus seltener machten.

Provisorisch aufgebaute Autobahnauffahrten und zusätzliche Zufahrten

Komplexer sind die baulichen Neuerungen, die die Straßenbehörde in den vergangenen Monaten auf Tauglichkeit testete. Darunter provisorisch aufgebaute Autobahnauffahrten und zusätzliche Zufahrten für Kranken- und Polizeifahrzeuge auf verengten Autobahnstrecken. „Das geht technisch nicht überall“, sagt Langkammer. „Wo möglich, sind das aber gute Maßnahmen, Staus in schmalen Baustellenbereichen zu vermeiden.“ Skeptisch sei er gewesen, ob auf derlei Strecken zusätzliche Nothaltebuchten für Autopannen Sinn hätten. „Ich war überrascht“, sagt Langkammer nun. „80 Prozent der havarierten Fahrzeuge haben die Nothaltebuchten noch irgendwie erreicht und somit keine Staus verursacht.“ Freilich sei auch diese Maßnahme nicht überall möglich. „Aber wo es geht, werden wir das künftig machen.“

Das gleiche gelte für temporäre, zusätzliche Beschleunigungsstreifen für jene Fälle, in denen Autofahrer in Baustellenbereichen auf die Autobahnen auffahren. Zum Paket gehören auch moderne LED-Tafeln, die Autofahrern Staus frühzeitig anzeigen - sie werden kombiniert mit autonomen Stauerfassungssystemen.

Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) mahnte zu Vernunft auf der Autobahn. „Die besten Maßnahmen nützen nichts, wenn die Fahrer nicht mitspielen.“ Es gebe weiter Auffahrunfälle, „trotz Baustellenankündigung sechs Kilometer vorher. Das sind Dinge, da kommen wir nur mit Appellen weiter.“ (mz)