Agrar Agrar : Milchpreise steigen kräftig

Halle (Saale) - Auf diese Nachricht haben viele Landwirte sehnsüchtig gewartet: Die Milchpreis-Krise nähert sich dem Ende. An den Börsen wird der Liter Frischmilch inzwischen zu Preisen von bis zu 40 Cent je Liter gehandelt. „Das ist ein sicheres Zeichen, dass es auch mit den Erzeugerpreisen bergauf geht“, sagte Jörg Kamprad, Vize-Präsident des Landesbauernverbandes, der MZ.
„Das Preistal ist durchschritten“
Aktuell erhalten die Landwirte in Sachsen-Anhalt für den Liter Milch nur 22 bis 24 Cent von den Molkereien. Das deckt die Herstellungskosten bei weitem nicht. Doch bei den derzeit laufenden Gesprächen mit den Molkereien zeichnet sich laut Kamprad ab, dass zum Jahresende Preise von 30 Cent erreicht werden könnten. Im kurzfristigen Handel an der Börse ist eine Milch-knappheit bereits sichtbar. „Das Preistal ist durchschritten“, bestätigt auch Eckhard Heuser vom Milchindustrie-Verband.
Die Verbraucher spüren das bereits im Supermarkt beim Butterkauf. Der Preis für eine 250-Gramm-Packung „Deutsche Markenbutter“ ist in den vergangenen Monaten nach Angaben der „Lebensmittel Zeitung“ von 70 Cent auf 99 Cent gestiegen. Lebensmittelexperte Dirk Lenders sagt: „Die Preise für Butter werden alle vier bis acht Wochen neu verhandelt, bei Frischmilch nur halbjährlich.“ Lenders erwartet Preisanhebungen neben Milch auch für Käse und Quark.
Der Umschwung ist allerdings teuer erkauft. Aufgrund der Niedrigpreise mussten viele Milchvieh-Betriebe die Produktion aufgeben. Dadurch sank die Milchmenge in Deutschland um drei Prozent. Auch in anderen europäischen Ländern ging die Milchleistung mitunter deutlich zurück.
60 Betriebe haben zumindest die Rinder-Haltung eingestellt
Für Sachsen-Anhalt heißt das: Die Zahl der größeren Milchviehbetriebe sank allein in den vergangenen zwölf Monaten von rund 450 auf aktuell etwa 390. 60 Betriebe haben zumindest die Rinder-Haltung eingestellt, teilte der Landeskontrollverband für Leistungs- und Qualitätsprüfung Sachsen-Anhalt der MZ mit. Vielfach wurden die Tiere jedoch an andere Höfe verkauft. Die Zahl der Kühe ging daher lediglich von 128.000 auf 121.500 zurück.
Ob es mit den Milchpreisen langfristig nach oben geht, ist dennoch unsicher. Die EU hat in den vergangenen Monaten während der Milchpreiskrise große Mengen an Milchpulver aufgekauft und eingelagert. Das wird sie bei höheren Preisen wieder auf den Markt bringen. Zudem halten einige Molkereien die Bauern dazu an, wieder mehr Milch zu produzieren. So sagen Branchenbeobachter übereinstimmend, dass etwa die Müller-Milch Molkerei im sächsischen Leppersdorf Prämien für Landwirte zahlt, wenn sie zusätzlich Milch liefern. (mz)