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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Rentner mit eigenen Spielplätzen

03.10.2010, 10:29
Rentner spielen auf dem Seniorenspielplatz in Magdeburg an einem Gerät für Gedächtnisübungen. (FOTO: DAPD)
Rentner spielen auf dem Seniorenspielplatz in Magdeburg an einem Gerät für Gedächtnisübungen. (FOTO: DAPD) dapd

Magdeburg/dapd. - Ein Holzpodestauf dem Boden vor dem Schaukelsitz verhindert solche Bewegungen.Denn was aussieht wie eine Schaukel, ist kein Spielgerät, sonderneines von zehn Übungsgeräten auf dem Seniorenspielplatz imMagdeburger Stadtteil Neu-Olvenstedt. Und es ist Ausdruck einesneuen Trends, der sich seit einigen Jahren in Deutschland verbreitetund jetzt auch in Sachsen-Anhalt ankommt.

"Der demografische Wandel zwingt uns zum Umdenken", sagt GabrieleReisnauer, Seniorentrainerin in Magdeburg. Die älteren Menschen,deren Zahl steige, brauchten mehr Gelegenheiten in der Stadt, umaktiv zu sein und Kontakte zu pflegen. Die 63-Jährige setzt sichseit mehreren Jahren für einen Seniorenspielplatz in Magdeburg ein.Nun wird in der Schenkendorfstraße eine solche Anlage gebaut. NachAngaben des Eigenbetriebs Stadtgarten und Friedhöfe soll sie noch imHerbst eröffnet werden. Eine private Bürgerinitiative plant einenMehrgenerationenplatz an der Magdeburger Hans-Löscher-Straße. Auchin Gardelegen soll ein Seniorenspielplatz entstehen.

Die Idee kommt aus China

Der Platz in Neu-Olvenstedt ist ein Projekt, das von derUniversität Magdeburg ausging. Die Idee dazu hatte Thomas Gatzky,Dozent für integrierte Produktentwicklung an der Universität. DerIngenieur hat sie aus China von einer Dienstreise mitgebracht. Dortsind Freiluftsportgeräte in Parks eine Selbstverständlichkeit. "Siesind einfach überall vorhanden, so wie bei uns Fahrradständer oderParkbänke", sagt Gatzky. Und sie werden, so Gatzkys Beobachtung, vonallen Generationen benutzt.

Von diesem Beispiel begeistert, machte er Freiluftgeräte fürSenioren zum Semesterthema für Studenten unterschiedlicherFachrichtungen. Unter anderem war auch der Fachbereich Sport undTechnik einbezogen. Er testete die Entwürfe daraufhin, ob ältereMenschen an den Geräten sinnvolle Fitnessübungen machen können.

Senioren nutzen von Studenten entworfene Geräte

Die Ergebnisse stehen in Neu-Olvenstedt auf einem kreisrundenPlatz. Neben der Schaukel gibt es etwa eine Wippe als Armpresse,Balanceübungen, Geschicklichkeitsspiele und ein großes "Viergewinnt"-Spiel. "Der Platz soll nicht nur Senioren fit halten, dieälteren Menschen sollen auch ihre Enkel mitbringen, um gemeinsamaktiv zu sein", sagt Gatzky. Die Anlage, die im Sommer eröffnetwurde, werde von Seniorensportgruppen rege genutzt. An einem ganznormalen Vormittag indes ist auf dem Platz nicht viel los. Zweiältere Spaziergänger sitzen auf einer Bank am Rande des Platzes. Nureine Mutter mit Kleinkind erkundet die Geräte. Solche Situationenhat auch Seniorentrainerin Reisnauer vor Augen, wenn sie bemängelt,dass Menschen ab 18 Jahren daran gewöhnt seien, für sich aufSpielplätzen allenfalls Sitzbänke vorzufinden. Dass Senioren anGeräten üben, die auf den ersten Blick Spielgeräten ähneln, ist nochungewohnt.

"Spielen und Senioren, das passt für viele nicht zusammen", sagtStefan Pasura vom Magdeburger Büro Freiluftplaner, der Turn- undKlettergeräte entwickelt und Spielplätze und Sportanlagen plant. Erplädiert deshalb auch für die Bezeichnung Mehrgenerationenplatz. DerName "Seniorenspielplatz" führe nicht dazu, dass die Anlagenakzeptiert würden.

Wirtschaftlich gesehen seien die Sportgeräte für Senioren unterfreiem Himmel ein interessantes Geschäftsfeld mit deutlicherWachstumsdynamik. Nur sei die Planung von Mehrgenerationenplätzen inDeutschland noch zu sehr dem Zufall überlassen. "Man muss solchePlätze entsprechend der Alters- und Siedlungsstruktur im Stadtteilplanen", sagt er. "Nicht, weil es gerade hipp ist."

Thomas Gatzky (M.) erläutert auf dem Seniorenspielplatz in Magdeburg, wie die beiden Senioren Kurt Schuller und Monika Kupey die Schaukel richtig als Beinpresse nutzen können. (FOTO: DAPD)
Thomas Gatzky (M.) erläutert auf dem Seniorenspielplatz in Magdeburg, wie die beiden Senioren Kurt Schuller und Monika Kupey die Schaukel richtig als Beinpresse nutzen können. (FOTO: DAPD)
dapd