Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Polizei hat Nachwuchs-Sorgen

Magdeburg/MZ - Sachsen-Anhalts Polizei droht ein Fachkräftemangel - das befürchtet zumindest die Gewerkschaft der Polizei (GdP). „In den nächsten zehn Jahren könnte uns das ereilen“, sagte GdP-Landeschef Uwe Petermann der MZ. An der Polizeifachhochschule Aschersleben (Salzlandkreis) sind die Bewerberzahlen zurückgegangen. Petermann rechnet für die Zukunft mit einer Verschärfung insbesondere für die Ausbildung zum gehobenen Polizeivollzugsdienst, weil dafür Abitur benötigt wird, die Zahl der Abiturienten aber wahrscheinlich abnehmen wird.
Niedrigste Bewerberzahl seit 2005
In Aschersleben gibt es zwei Laufbahngruppen: Für Polizeimeister-Anwärter (mittlerer Dienst) und Polizeikommissar-Anwärter (gehobener Dienst). Für beide Laufbahnen zusammen hat die Fachhochschule im vergangenen Jahr 3.014 Bewerbungen bekommen, das waren 540 oder 15 Prozent weniger als im Vorjahr - und in beiden Laufbahnen die niedrigste Zahl an Bewerbern seit 2005.
Allerdings wurden dann auch nur 147 Bewerber angenommen - die Landesregierung hat ein jährlichen Neu-Einstellungskorridor von 150 Stellen bei der Polizei festgelegt. Pro Jahrgang fallen gut 20 bis 25 Prozent der Bewerber durch den mehrstufigen Eignungstest, wobei die meisten am Intelligenztest scheitern.
„Es gelingt uns seit Jahren außerordentlich gut, viele junge Leute anzusprechen und für den Polizeiberuf zu gewinnen“, sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) der MZ. „Aber auch in Sachsen-Anhalt geht die Zahl der Bewerber zurück, weshalb wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen dürfen“, so Stahlknecht weiter. Das Land müsse auch in Zukunft die richtigen Mittel finden, „junge Menschen für diesen Traumberuf zu begeistern“, sagte der Minister. Unter anderem bewirbt das Land den Polizeiberuf auf Messen oder mit Aufdrucken auf Streifenwagen. In den vergangenen vier Jahren wurden für Nachwuchswerbung gut 105.000 Euro ausgegeben.
Verringerte Aufstiegschancen durch Sparpolitik
„Das mit dem Traumberuf würde ich so nicht unterschreiben“, hält Gewerkschafter Petermann entgegen. Wichtig für die Nachwuchsgewinnung sei die Attraktivität des Berufs. Und da liege einiges im Argen. Die Belastung sei hoch, etwa acht Prozent der gut 6.000 Polizisten befänden sich durchschnittlich im Krankenstand. Und der Sparkurs des Landes sorge für einen Beförderungsstau, der die Aufstiegschancen verringere. „Es gibt gut 1 000 Beamte, die potenziell beförderungsfähig wären.“ Nötig sei nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Flexibilität. Um einen Engpass beim gehobenen Dienst zu vermeiden, müsse nach Ansicht des Gewerkschafters geprüft werden, ob an der Fachhochschule in Aschersleben Bewerber ohne Abitur nötige Qualifikationen nachholen können.