Platzmangel in den Moscheen Sachsen-Anhalt: Platzmangel in den Moscheen: In islamischen Gebetsräumen wird es eng

Magdeburg/Halle (Saale) - Immer mehr Muslime in Sachsen-Anhalt, immer weniger Platz in islamischen Gotteshäusern: Durch den starken Zuzug von Flüchtlingen kämpfen die islamischen Gemeinden zwischen Arendsee und Zeitz mit erheblichen Platzproblemen in ihren Gotteshäusern.
Vor allem in den Großstädten Halle und Magdeburg leiden die Muslime seit Jahren darunter. Die Situation hat sich durch den Flüchtlingszuzug im vergangenen Jahr noch einmal verschärft. Während die Magdeburger Gemeinde in diesen Tagen nach jahrelanger Suche den Umzug in eine neue Moschee im Stadtzentrum vorbereitet, sucht die hallesche Gemeinde weiter nach einer geeigneten und bezahlbaren Immobilie.
Gebetsräume fehlen
Allein in der Saalestadt stieg die Zahl der Teilnehmer beim Freitagsgebet - eine heilige Pflicht im Islam - im Jahr 2015 sprunghaft an. Kamen im Frühjahr rund 400 Betenden, sind es heute bis zu 800, sagte Djamel Amelal. Das Gemeindemitglied und gleichzeitiger Chef der islamischen Religionsgemeinschaft Sachsen-Anhalt erklärte: „Wir haben hier das einzige größere Gotteshaus im Süden Sachsen-Anhalts“. Gläubige kämen deswegen auch aus Bitterfeld und Köthen. Der Mehrzahl der Gemeinden im Land fehlten ausreichende Gebetsräume, so Amelal.
Sowohl in Halle als auch in Magdeburg mussten die Gemeinden die Gebete zuletzt teils ins Freie verlegen. Bislang nutzte die Gemeinde der Landeshauptstadt einen Barackenbau in Rathausnähe. Dieser bietet Platz für 200 Menschen, 500 kommen jedoch zu den Gebeten, sagte Moawia Al-Hamid, Prediger und Gemeinde-Vorsitzender. Die künftige Moschee, ein ehemaliges Heizhaus der Stadtwerke, bietet laut Al-Hamid Platz für etwa 500 Menschen. Vorausgegangen war eine jahrelange Suche, sagte Al-Hamid. Nach MZ-Informationen lag der Kaufpreis der neuen Immobilie bei rund 600.000 Euro.
Fehlendes Geld ist das Grundproblem der islamischen Gemeinden. Anders als christliche Kirchen sind sie in Vereinen organisiert und auf Spenden angewiesen. Künftige Unterstützung sagte Susi Möbbeck (SPD), Staatssekretärin im Sozialministerium, zu. „Das ist so im Koalitionsvertrag festgelegt.“ Sie sagte aber auch: „Was sicher nicht möglich ist, ist eine Finanzierung von Gotteshäusern durch das Land, und auch nicht durch die Kommunen.“
Immobiliensuche dauert an
Sie sehe bei der Gotteshaus-Suche vor allem die Kommunen in der Pflicht, „so wie in Magdeburg.“ Möbbeck sieht die Gemeinden als „entscheidende Faktoren der Integration“. Sie bieten Sprachkurse und Hilfe bei Behördengängen an. „Diese Beratung kann vom Land gefördert werden“, so Möbbeck.
Auch in Stendal, Dessau-Roßlau und Merseburg existieren islamische Gemeinden, in weiteren Städten gibt es Bestrebungen. Von mindestens 4000 aktiven Muslimen im Land geht Möbbeck aus. Die Gesamtzahl der Menschen mit muslimischem Hintergrund liege nach vagen Schätzungen bei etwa 20.000, so Möbbeck.
Die Gemeinde in Halle hatte bereits im Oktober signalisiert, dass ihre Gebetsräume in einer ehemaligen Postfiliale im Stadtteil Halle-Neustadt nicht ausreichen. Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hatte zugesagt, „wenn die Pläne und die Finanzierung stehen und der Bauantrag kommt, werden wir das vorrangig behandeln.“ Die Immobiliensuche dauert seitdem an. (mz)