Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: «Kampfhunde» überfordern Tierheime
Halle (Saale)/dpa. - Den treuen Hundeblick können alle vier Hunde ausdem Tierschutzverein Halle. Drei von ihnen haben trotzdem schlechteVermittlungschancen - die Kampfhunde. Das sind ein jungerBullterrier, eine alte Stafford-Dame und einePitbull-Stafford-Mischlingshündin. «Wir haben sie aus dem Tierheim inHalle zu uns geholt», sagt Marlis Koser, Geschäftsführerin desTierschutzvereins. Besonders ans Herz gewachsen ist ihr die«Knutschkuller», die Mischlingshündin.
Vor knapp zwei Jahren wurde das so genannte «Gesetz zur Vorsorgegegen die von Hunden ausgehenden Gefahren» eingeführt. Seitdem dürfenin Sachsen-Anhalt nur noch Kampfhunde mit Erlaubnis des Ordnungsamtsgehalten werden. Leidtragende der Bestimmungen sind nicht nurHundehalter und ihre Tiere, sondern auch Tierheime undTierschutzvereine. Die Flut an abgegebenen Kampfhunden ist kaum zubewältigen.
Durch die neuen Bestimmungen müssen Besitzer und Tiere wie in derSchule Prüfungen ablegen. Beantwortet das Herrchen zu viel Fragen zurErziehung falsch, kann ihm der Hund entzogen werden. Das Tier wirdebenso auf den Prüfstand gestellt. Belebte Straßen, Skateboardfahrerund Überraschungsmomente - zeigt sich der Hund aggressiv, kann es dasAus für ihn bedeuten. «Selbst ein Pudel könnte durch diesenWesenstest fallen», sagt Koser.
Im Grunde sei ein Gutachten nicht schlecht, doch zuschwarz-weiß-malerisch und zu teuer. Wer die Kosten nicht tragenkann, gibt seinen Kampfhund lieber ins Tierheim. Allein der Wesentestkostet 400 Euro, hinzu kommen im Schnitt 700 Euro für Steuern undeine Haftpflichtversicherung, die dreifach so hoch sein kann wie füreinen Schoßhund.
«Die Schraube wird an der falschen Seite gedreht», sagt Koser.Statt Besitzern durch Tests ihre Tiere zu entziehen und in Tierheimezu stecken, müsse bei den Züchtern angefangen werden. Die Hunde seiennicht von Grund auf aggressiv. Sie würden so erzogen. MitGeldstrafen, so meint Koser, könne dem schon vorgebeugt werden. «Wasuns auf die Barrikaden bringt, ist, die Tiere so leiden zu sehen -die Kampfhunde sitzen hinter Gittern mit lebenslanger Haft», sagtKoser.
Aber die Städte müssen handeln. Nach Vorfällen wie der tödlichenAttacke eines Rottweilers auf einen dreijährigen Jungen in Zörnigall(Kreis Wittenberg) im September sind die Ordnungsämter inAlarmbereitschaft. Insgesamt 158 Kampfhunde sind in Halleregistriert, wie die Stadt mitteilte. Knapp ein Drittel derVierbeiner hat den erforderlichen «Wesenstest» bestanden - sie dürfenbei den Besitzern bleiben. Viele Fristen laufen aber noch. «In 42Fällen wurde eine Sicherstellung der Hunde bisher angedroht undfestgesetzt», teilte die Stadt mit.
Der Tierschutzverein holt immer wieder ins Tierheim abgeschobeneHunde zu sich. Koser hofft aufverantwortungsvolle Besitzer fürdiese Kampfhunde. «Ein Tier ist eine unberechenbare Sache, das hatnichts mit dem Kampfhund an sich zu tun», sagt Koser.