1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt: Gewerbliche Altkleider-Sammler machen Etablierten Konkurrenz

Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Gewerbliche Altkleider-Sammler machen Etablierten Konkurrenz

02.08.2014, 07:59
Container für Altkleider
Container für Altkleider dpa Lizenz

Magdeburg/Halle (Saale) - Für viele ist es gerade mal wieder so weit: Der Sommerschlussverkauf erzwingt mehr Platz im Kleiderschrank. Und so wandert manche Hose und manch T-Shirt in einen Sammelcontainer, von denen es in Sachsen-Anhalt nach Angaben des Landesverwaltungsamtes in Halle (Saale) grob geschätzt 6000 bis 7000 gibt. Dabei sind immer mehr gewerbliche Aufsteller in den Kommunen auf dem Vormarsch, wie eine dpa-Umfrage ergab.

Die Firma AKS Halle GmbH gehört nach Angaben des Sprechers des Oberbürgermeisters von Magdeburg, Michael Reif, zu den größten Anbietern der Landeshauptstadt. Daneben seien sieben weitere Unternehmen zugelassen. In Halle (Saale) stelle die AKS Halle GmbH mit 153 Sammelbehältern sogar knapp zwei Drittel der gesamten Container im Stadtgebiet, wie der Sprecher des Oberbürgermeisters, Drago Bock, berichtete.

Immer wieder dubiose Anbieter

Aber auch dubiose Anbieter wollen sich einen Teil des Millionengeschäfts sichern. So ließ Magdeburg bislang mehr als 150 illegale Container entfernen; weitere sollen folgen. „Wir arbeiten auch mit den großen Vermietern der Stadt zusammen, wenn auf ihren Grundstücken illegale Kleidercontainer aufgestellt werden“, berichtete Reif. Das Problem werde umfangreich angegangen. Die Leiterin der Rechtsabteilung der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, Gabriele Emmrich, warnte: „Wenn besonders an das Mitleid und die Hilfsbereitschaft appelliert wird, sollte man vorsichtig sein.“

Allerdings scheint es mehr ein Problem der größeren Städte Sachsen-Anhalts zu sein. „Nur in Wernigerode gab es Einzelfälle von illegalen Aufstellern“, bestätigte die Sprecherin des Landkreises Harz, Ingelore Kamann. Ähnlich äußerte sich die Leiterin der Unteren Abfallbehörde des Landkreises Stendal, Karin Zädow: „Bei uns gibt es nur gemeinnützliche Aufsteller.“

Auch karitativen Organisationen handeln gewerblich

Doch auch die karitativen Organisationen handeln gewerblich. Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) kommen nur rund zehn Prozent Altkleidung direkt den Bedürftigen zugute. Bis zu 35 Prozent werden an Zwischenhändler in Asien, Afrika und Lateinamerika verkauft. Der Rest wird recycelt oder wegen zu großer Mängel entsorgt. Zwölf Millionen Euro nimmt das DRK mit dem Verkauf von Altkleidern pro Jahr ein.

„Mit den Erlösen werden unter anderem die Tafeln, Suppenküchen und Initiativen für Arbeitssuchende in Sachsen-Anhalt bezahlt“, erklärte DRK-Landesgeschäftsführer Rainer Kleibs. Wer wirklich sichergehen will, dass seine Kleidung bei den Bedürftigen der Region ankommt, sollte sie direkt bei einer Kleiderkammer abgeben.

Aktuelle Informationen über den Markt mit Altkleidern in Deutschland liegen derzeit nach Angaben des Verbandes Fair-Wertung nicht vor. Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen schätzte das Volumen der bundesweit gesammelten Alttextilien für 2007 auf 750 000 Tonnen. „Es spricht viel dafür, dass mittlerweile deutlich mehr gesammelt wird“, sagte Thomas Ahlmann vom Verband.

Der Umsatz liegt laut Verband für Deutschland nach konservativen Einschätzungen der Branche bei etwa 300 Millionen Euro. Die Nachfrage nach qualitativ guten Second-Hand-Kleidern sei insbesondere in Afrika und Osteuropa hoch. Seit etwa 20 Jahren haben sich mehr als 100 kirchennahe und nicht konfessionell gebundene gemeinnützige Vereine und Organisationen in dem Verband zusammengeschlossen.