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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Flüchtlingsstrom schwillt an

Von Ronny Banas Und Hendrik Kranert-Rydzy 25.02.2015, 07:38
Flüchtlinge bei ihrer Ankunft in einer Aufnahmeeinrichtung.
Flüchtlinge bei ihrer Ankunft in einer Aufnahmeeinrichtung. dpa/Archiv Lizenz

Magdeburg - Sachsen-Anhalt wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach deutlich mehr Flüchtlinge aufnehmen müssen als bislang geplant. Nach MZ-Informationen erwartet das Innenministerium mittlerweile zwischen 9.000 und 10.000 Flüchtlingen - Werte, die erst für das kommende Jahr erwartet wurden.

Die Zahlen ergeben sich aus Hochrechnungen der derzeit monatlich in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (Zast) in Halberstadt (Harzkreis) ankommenden Flüchtlingen. Dort wurden im Dezember vergangenen Jahres 927 und im Januar dieses Jahres 920 Neuankömmlinge registriert. Die Landkreise stellt der wachsende Zustrom unterdessen vor immer größere finanzielle und personelle Probleme bei der Integration.

Etwa 1.000 Bewerber zusätzlich

Offiziell bestätigen will das Innenministerium die Hochrechnung nicht. Sprecherin Anke Reppin erklärte aber: „Wenn die Entwicklung so dynamisch bleibt, halten wir 8.500 Flüchtlinge in diesem Jahr nicht für ausgeschlossen.“ Bislang ging die Landesregierung von 7.500 Personen in 2015 aus - das sind rund 1.000 mehr als in den ersten Prognosen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge.

Die Bundesbehörde zieht sich derweil aufgrund ihrer deutlich geringer ausfallenden Prognosen immer mehr den Zorn von Landesbehörden zu. Nach den Berechnungen des Bundesamtes müsste Sachsen-Anhalt nach wie vor nur mit gut 7.100 Flüchtlingen in diesem Jahr rechnen.

Auch die Magdeburger Staatskanzlei geht hingegen weiter von einem „starken Anstieg“ aus, sagte Regierungssprecher Matthias Schuppe. Das Land hatte deshalb vor einem Monat die kommunalen Akteure zu einem ersten Flüchtlingsgipfel geladen, der allerdings bislang ohne greifbare Ergebnisse blieb. „Wir lassen die Kommunen aber nicht hängen“, versprach Schuppe.

Derweil können die Landkreise, die die Asylantragsteller auf die Kommunen verteilen müssen, den Anforderungen für Kinderbetreuung, Schulunterricht und Integration kaum noch gerecht werden. „Es ist eine angespannte Situation, der wir gegenüberstehen. Es ist unheimlich schwierig“, sagte Angelika Renner, Dezernatsleiterin in der Kreisverwaltung des Burgenlandkreises.

So stünden in der Kreisverwaltung gerade eineinhalb Stellen für die Betreuung aller Flüchtlinge zur Verfügung, während deren Zahl in diesem Jahr um mehr als ein Drittel auf 780 Personen steigen soll. Allein im März müsse der Burgenlandkreis für 157 Neuankömmlinge Wohnungen organisieren.

Zusätzliches Geld vom Land?

„Wir müssen inzwischen Flüchtlinge auch in kleineren Städten unterbringen“, sagte der Geschäftsführer des Landkreistages Sachsen-Anhalt, Heinz-Lothar Theel. Aufgrund zahlreicher Gespräche und Bürgerforen vor Ort gelinge das in der Regel ohne große Problem, aber den Kreisen gehe für die Finanzierung das Geld aus. „Was bislang vom Land geplant ist, reicht nur für 6.000 Flüchtlinge, wir brauchen dringend die zusätzlich in Aussicht gestellten Bundesmittel“, sagte Theel.

Zumindest für die Betreuung der Flüchtlinge in den Kreisen soll laut Innenministerium „noch in diesem Quartal“ zusätzliches Geld vom Land fließen. Statt 750.000 Euro wie im Vorjahr stünden knapp 1,7 Millionen Euro in diesem und im nächsten Jahr bereit, sagte Sprecherin Reppin. Damit könnten die Kreise die Zahl der Betreuer faktisch verdoppeln. (mz)