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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Die Sehnsucht nach der alten Nummer

Von Kai Gauselmann 13.12.2011, 11:52

Magdeburg/mz. - Die Bevölkerung in den kreisangehörigen Städten Sachsen-Anhalts wünscht sich die alten Auto-Nummernschilder zurück. Das legt eine Umfrage der Hochschule Heilbronn in zehn Städten nahe. Für die Umfrage wurden 2 400 Bürger befragt, bundesweit fast 30 000. 76,8 Prozent der Befragten im Land wollen demnach die alten Nummern wieder - bundesweit sind es 73 Prozent. Nur in Sachsen ist das Verlangen nach den alten Nummern mit 85 Prozent größer als hierzulande.

Der Städte- und Gemeindebund fordert nun eine schnelle Liberalisierung bei den Kennzeichen. "Das Ergebnis ist eindeutig", sagte Städtebund-Präsident Norbert Eichler. Landes-Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) reagierte offen. "Wenn die Bürger eine solche Möglichkeit wünschen, werden wir uns als Land nicht dagegen sperren", so Webel. Zunächst müsse aber das Bundes-Verkehrsministerium entsprechende Vorschriften ändern. Alle Städte, die die alten Nummernschilder wollen, sollen das Ministerium informieren - das wiederum die Wünsche nach Berlin weiterleitet. Dort werden bis Mitte 2012 alle Forderungen gesammelt. Eine Entscheidung über die Wiedereinführung wird wahrscheinlich erst Ende 2012 fallen.

Für die Umfrage wurden Bürger in Aschersleben, Bernburg, Haldensleben, Jessen, Nebra, Quedlinburg, Schönebeck, Staßfurt, Sangerhausen und Wernigerode befragt. In Sachsen-Anhalt wechselten im Rahmen der Kreisreformen die Nummernschilder. Ascherslebener erhalten nun statt des alten ASL ein Kennzeichen mit SLK - das Kürzel für den Salzlandkreis. Der Stadtrat hat bereits die Rückkehr zum ASL gefordert. "Der Kreis ist ja nur die Verwaltungsebene. Die Stadt ist für die Menschen der Identifikationsort", erklärt Oberbürgermeister Andreas Michelmann (Wählervereinigung).

Die bundesweite Umfrage hat Professor Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn erarbeitet. Der Marketing-Experte sieht in den alten Nummernschildern einen enormen Werbeffekt. "Das Kennzeichen-Kürzel SGH für Sangerhausen etwa ist ein Symbol. Und es ist wertvoll, weil im Marketing stark mit Symbolen gearbeitet wird", so Bochert. Ein Nummernschild rufe auch in einer Region eine Stadt immer wieder in Erinnerung. Das helfe, wenn man etwa überlege, wo man Einkaufen oder ins Kino will. "Im Regionalen bringt die Bekanntheit auch Anziehungskraft. Das Bekannte zieht einen stärker an", so Bochert. Städtebund-Präsident Eichler, der auch Bürgermeister von Haldensleben (Bördekreis) ist, sieht einen starken emotionalen Aspekt. "Manch einer mag darüber lächeln. Aber in Zeiten der Globalisierung ist so ein Kennzeichen als ein Stück heimatlicher Wurzel von Bedeutung", so Eichler (CDU).

Rainer Pitschke, Geschäftsführer des Dienstleisters «Der Schilderladen», hält in Halle Autokennzeichen des ehemaligen Landkreises Merseburg-Querfurt (MQ) und des Landkreises Saalekreis (SK) in seiner Hand. (FOTO: DAPD)
Rainer Pitschke, Geschäftsführer des Dienstleisters «Der Schilderladen», hält in Halle Autokennzeichen des ehemaligen Landkreises Merseburg-Querfurt (MQ) und des Landkreises Saalekreis (SK) in seiner Hand. (FOTO: DAPD)
dapd