Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Böhmer stößt heftige Nachfolger-Debatte an
Magdeburg/MZ. - "Das Thema jetzt auf die Tagesordnung zu setzen, ist im Kommunalwahlkampf wenig hilfreich", sagte CDU-Landeschef Thomas Webel. Der Name Haseloff selber überrasche ihn nur insofern, da auch weitere Kandidaten im Gespräch seien. Webel zählte Agrarministerin Petra Wernicke, Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos), Landesverwaltungsamts-Chef Thomas Leimbach sowie Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre auf.
Diesen werden aber nach MZ-Informationen CDU-intern kaum Chancen eingeräumt. "Haseloff ist als einziger Kandidat ernsthaft im Gespräch", sagte auch CDU-Fraktionschef Jürgen Scharf. Ähnlich äußerte sich auch Landesvize Thomas Leimbach: "Die sehr guten Wahlergebnisse Haseloffs auf den beiden vergangenen Landesparteitagen waren selbsterklärend." Der Wirtschaftsminister, der sich am Mittwoch nicht äußern wollte, war dort jeweils mit Traumquoten zum Stellvertreter gewählt worden. Böhmers Vize, Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD), reagierte wenig überrascht. Die CDU habe nun aber ein Problem: "Wie lange kann sie die Debatte um Böhmers Nachfolge aushalten", fragte Bullerjahn. "Maximal eineinhalb Jahre", lautete die Antwort eines Mitglieds der CDU-Spitze knapp.
Zudem wird es für die Union immer schwerer, ihrem Kandidaten im Parlament eine Mehrheit zu verschaffen, je näher die nächste Landtagswahl rückt. "Es muss jeder wissen, dass man uns braucht, um einen Nachfolger zu wählen", so Bullerjahn. "Je später das passiert, desto schlechter wird es für uns", sagte auch Webel.
SPD-Landesvorsitzender Holger Hövelmann sprach sich hingegen für einen möglichst langen Verbleib Böhmers im Amt aus: "Ich gehe davon aus, dass der Ministerpräsident bis 2011 durchhält." Landtagsfraktions-Chefin Katrin Budde sagte, "Böhmer hat sich als Integrationsfigur bewährt" und solle bis zum Ende der Legislatur bleiben. Sie meinte aber auch, Haseloff mache einen guten Job und habe keine schlechten Voraussetzungen für das Amt des Ministerpräsidenten.
Der Chef der Linkspartei, Matthias Höhn, nannte Böhmer ab sofort einen Ministerpräsidenten auf Abruf: "Nach gerade einmal einem Fünftel der Legislaturperiode hat er den Anfang vom Ende seiner Amtszeit eingeläutet." FDP-Fraktionschef Karl-Heinz Paqué sprach von einer Schwächung der Großen Koalition. Denn Böhmer sei es, der die zerstrittenen Koalitionspartner zusammen halte.