Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Baustart für russische Kirche in Magdeburg

Magdeburg/dpa. - Noch existieren die goldenen Zwiebeltürme nurauf Bauzeichnungen und in Hochglanzprospekten. Jahrelang haben dierund 150 Mitglieder der russisch-orthodoxen Kirche in Magdeburggewartet, nun ist es bald soweit: In der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts ist im März Baubeginn für Deutschlands größte russisch-orthodoxe Holzkirche. Sie soll neben der Universität im Zentrum derStadt entstehen, 40 Meter hoch werden und rund 300 Menschen einenPlatz bieten.
Erzpriester Boris Ustimenko und seine Gläubigen mussten für dasProjekt viel Geduld mitbringen. «Eigentlich sollte die Kirche schonvor drei Jahren eingeweiht werden», berichtet Ustimenko. «Aber es gabzahlreiche bürokratische Hürden bis zur Baugenehmigung undPlanungsprobleme mit der Statik», schildert er. In der Zwischenzeitsei ein Teil des bereits aus Russland angelieferten Holzesunbrauchbar geworden.
Bereits vor fünf Jahren war der Grundstein für die Kirche gelegtworden. Nach vielen Jahren des Stillstands sieht das Areal, auf demdie Holzkirche entstehen soll, wenig einladend aus: Aus dem vom Regenverwaschenen Betonfundament wachsen teilweise Grasbüschel, rundherumliegen die 3,5 Tonnen schweren Holzpakete. Es sind die 1400 Balken,aus denen das Gotteshaus entstehen soll.
«Einzigartig ist das Projekt, weil der Architekt dentraditionellen russischen Stil mit modernen westlichen Elementenverbindet», erklärt Ustimenko. Den klassischen mit Blattgoldüberzogenen Zwiebelhauben und bunt bemalten Holzelemente-Verzierungen stünden ungewöhnlich hohe Kirchenfenster im gotischenMuster gegenüber. Die Allerheiligen-Kirche werde außerdem fünf mitreinem Kupfer bedeckte Kuppeln und einen sich nach oben verjüngendenachteckigen Glockenturm erhalten.
Die Baukosten in Höhe von knapp drei Millionen Euro übernimmtüberwiegend das Moskauer Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche.Mit der Innenausstattung werden Ikonenmaler aus Russland beauftragt.Weihnachten 2008 sollen die Gläubigen zum ersten Mal in den neuenKirchenbau strömen, hofft Ustimenko. Er arbeitet im Auftrag desMoskauer Patriarchats, ist Oberhaupt der russischen Gläubigen in derElbestadt und auch für den Kirchenkreis Nord der Glaubensgemeinschaftzuständig, der sieben nördliche Bundesländer umfasst.
Die Glaubenszentren in Deutschland hätten großen Zulauf, vor allemwegen der Russlanddeutschen, Zuwanderern aus russischsprachigenGebieten und zunehmender russisch-deutscher Mischehen. «Im gesamtennorddeutschen Raum gibt es rund 10 000 Mitglieder der russisch-orthodoxen Kirche und für alle hat die erste russische Holzkirche inDeutschland eine enorme Bedeutung», erklärt Ustimenko. Mit derHolzkirche werde Magdeburg norddeutsches Zentrum der russisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.
«Um ausreichend Kirchenmitglieder brauchen wir uns keine Sorgen zumachen, die Leute werden auch von weiter entfernt zu unserenGottesdiensten kommen», sagt der Pater. Dass die Kirche auf denFundamentresten einer deutsch-reformierten Kirche stehen wird, die1945 völlig zerstört wurde, hat für den Erzpriester großeSymbolkraft. «Damit wird ausgedrückt, dass Kirche nicht zerstörbarist und auch über Kriege hinweg weiterlebt.»
Für Magdeburg bedeutet der Kirchenneubau einen weiterentouristischen Höhepunkt. Vor allem die Tourismusmanager freuen sichauf die russische Attraktion. «Nach dem Hundertwasserhaus erhältMagdeburg mit der Kirche ein weiteres interessantesArchitekturobjekt», sagt Ralf Steinmann von der MagdeburgerTourismusinformation. Ein Modell des sakralen Holzbaus ist seitAnfang Februar im Hundertwasserhaus ausgestellt: Rosa Kuppeln werbenfür goldene Türmchen.