Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Bauhandwerk profitiert von Euro-Krise
Halle (Saale)/MZ. - "In Krisenzeiten investiert man in die eigenen vier Wände, ins sogenannte Betongold", meint Juliane Ziegler, Sprecherin der Handwerkskammer Halle. Die Auftragsbücher vieler Firmen sind voll. Wer kurzfristig Dachdecker, Maler oder Klempner benötigt, muss mit langen Wartezeiten rechnen. Nach Angaben der Handwerkskammer Halle bis zu zehn Wochen.
Vor allem das wegen der Euro-Krise niedrige spiele eine wichtige Rolle. Zum einen lohnt es sich kaum, Geld anzulegen, zum anderen sind Kredite günstig zu haben. "Wenn ich etwas an meinem privaten Haus machen will, dann ist es jetzt am Besten", ssagt Brigitte Loose vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH).
Auch die Angst vor Inflation belebt das Geschäft. Deswegen wollen viele Hausbesitzer gerade jetzt Geld ausgeben. Hinzu komme, dass sich in den vergangenen Jahren der Arbeitsmarkt positiv entwickelt habe. Jobsicherheit und Lohnerhöhungen hätten die Investitionen ins eigene Haus steigen lassen. "Die Nachfrage kommt vor allem aus dem privaten Bereich", sagt Juliane Ziegler. Die öffentlichen Aufträge gingen dagegen zurück.
Am meisten profitiert das Ausbauhandwerk - also diejenigen, die für Renovierungs- und Sanierungsarbeiten gebraucht werden. Allein im zweiten Quartal dieses Jahres konnten diese Betriebe in Sachsen-Anhalt deutlich zulegen. Der Umsatz stieg nach Angaben des statistischen Landesamtes um 40 Millionen Euro auf 278 Millionen Euro. Nach einer Umfrage des IWH bewerten 92 Prozent der ostdeutschen Betriebe im Ausbaugewerbe ihre Geschäftslage positiv.
Auch klassische Bauunternehmen wie Maurer und Betonbauer gehören zu den Gewinnern, allerdings nicht so stark wie ihre Kollegen in den anderen Gewerken. "In Ostdeutschland wird wegen der günstigeren Mieten etwas weniger neu gebaut, sondern eher saniert und renoviert", sagt Loose.
Dem Bauhandwerk in Sachsen-Anhalt hat die Finanzkrise seit 2008 insgesamt genutzt. Gerade 2011 habe es einen unglaublichen Boom gegeben, der sich weiter fortsetze - wenn auch etwas abgeschwächt. Für die Beschäftigten haben sich die Jobaussichten durch den Aufschwung verbessert. Innerhalb von drei Jahren ist die Zahl der Arbeitsplätze im Ausbauhandwerk in Sachsen-Anhalt um mehr als 1 000 auf 10 287 gestiegen.
Die Folgen der Euro-Krise sind unterdessen auch auf dem Immobilienmarkt spürbar. In manchen Städten übersteigt die Nachfrage nach Wohnhäusern das Angebot.