Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Axel Kammerl ist der einzige Sterne-Koch im Land

Ilsenburg/dpa. - Mit ihrem Hang zu guten Restaurants habenAxel Kammerls Eltern schon früh die Lust ihres Sprösslings ananspruchsvollem Essen und Trinken geweckt. Für den stand schon zeitigfest, dass er Koch werden will. Heute ist der 31-Jährige nachzahlreichen internationalen Stationen Sachsen-Anhalts bester undeinziger Sterne-Koch. Der «Gault Millau» erkannte ihm 15 Punkte zu.Allerdings musste er seinen Berufswunsch gegen den Willen seinerEltern - einem Apotheker und einer Lehrerin - durchsetzen. Sein Vaterhätte lieber gesehen, wenn Kammerl Pharmazie studiert und dasfamilieneigene Apothekengeschäft übernommen hätte.
Als klassisch, geradlinig, raffiniert und bodenständig beschreibtKammerl seinen Stil. Die Jahreszeiten bestimmen, was in dieTöpfe und später auf die Teller kommt. Es sind Variationen vomSaibling, heiß marinierte Langostino und Belugalinsen mitSpitzmorcheln. In der «Forellenstube» im noblen «Landhaus Zu denRothen Forellen» in Ilsenburg verwöhnt der einzige Sterne-Kochzwischen Arendsee und Zeitz seine Gäste.
Kammerl macht im «Hilton» in München eine Ausbildung. Doch dieKüche wird den Ansprüchen des Ehrgeizigen auf Dauer nicht gerecht.«Ich konnte nicht so kochen lernen, wie ich es wollte», sagt derbegeisterte Jogger. «In einer Großküche verselbstständigt sich imPrinzip alles.» Er geht nach London und 2002 in die nigerianischeHauptstadt Abuja. «Es war eben Afrika», sagt er heute mit einemSchmunzeln. «Und meine vorerst letzte Station in der großenHotellerie.»
In den folgenden Jahren lernt Kammerl den täglichen Druck in denKüchen renommierter Sternerestaurants in Deutschland und der Schweizkennen. «Es war eine harte Zeit, aber für mich war es wichtig,einfach nur gut kochen zu lernen», sagt der Alleinstehende, derunweit von seinem Arbeitsplatz in Ilsenburg in einer kleinen Wohnungwohnt. Er sagt über sich selbst, er arbeite an sich, merze eigeneDefizite aus und entwickele hohe Qualitätsansprüche.
Als vor etwa zweieinhalb Jahren das Angebot aus dem kleinenHarzort Ilsenburg kommt, überlegt er nicht lange. «Ich war 28 undfragte mich, wie viele Angebote dieser Art ich wohl noch bekommenwerde», erzählt Kammerl. Voller Selbstvertrauen geht er am 31.Oktober 2008 als Chef de Cuisine ans Werk. Er etabliert die«Forellenstube» weiter als Gourmetrestaurant - ohne Pionierarbeit zuleisten. Bereits Kammerls Vorgänger René Bobzin und Jörg Behrendhatten die Messlatte als einzige Sterneköche Sachsen-Anhaltshochgelegt.
Heute arbeitet der ruhige Kammerl 14 Stunden am Tag, sechs Tage inder Woche. An freien Tagen geht es auch ums Essen: Er setzt sich insein Auto und fährt in Restaurants nach Hamburg, Berlin oder München.Auch seine Urlaube verbringt er so. «Ich bin davon getrieben zuerfahren, was und wie die anderen kochen», sagt er und lächeltverschmitzt. Fast so, als sei er bei etwas Verbotenem ertappt worden.
Fest steht: Der Küchenchef aus Leidenschaft ist immer auf derSuche nach neuen Produkten und neuen Zubereitungsarten. Auf einerZufriedenheitsskala teilt er sich selbst bei 70 Prozent ein. «Bis 100ist es noch weit», sagt er. Seine Zukunft sieht er realistisch.«Ilsenburg kann für gute Köche nur eine Zwischenstation sein.»