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Wurden Behinderte in Oppin erniedrigt? Wurden Behinderte in Oppin erniedrigt?:

Von Dirk Skrzypczak 16.01.2018, 05:00
Das Pflegepersonal soll den Mann dabei gefilmt haben.
Das Pflegepersonal soll den Mann dabei gefilmt haben. Dirk Skrzypczak

Halle (Saale) - Das eiserne Rolltor zur Wohnanlage „Siedlung am Park“ in Oppin ist verschlossen. Fremde Besucher dürfen nicht hinein. „Wir werden uns öffentlich nicht äußern“, heißt es von der Heimleitung.

Die Vorwürfe, die gegen das Personal erhoben werden, sind schwer. 40 Menschen mit geistiger oder  Mehrfachbehinderung werden in dem Objekt betreut.

Bei einer Art Modenschau musste ein Bewohner in einem „Borat“-Tanga angeblich vor Mitarbeitern posieren. Auch von weiteren Erniedrigungen der behinderten Menschen, von denen Foto- und Filmaufnahmen existieren sollen, ist die Rede.

Zweifel am Vorfall in Oppin

Nach MZ-Informationen aus Ermittlungskreisen gibt es aber Zweifel, ob sich das Geschehen so zugetragen hat.  
„Wir arbeiten bei der Aufklärung eng mit der Polizei und der Aufsichtsbehörde zusammen.

Die Anschuldigungen nehmen wir sehr ernst“, sagt Andrik Krüger, Geschäftsführer der Paritätischen Sozialwerke GmbH (PSW), am Montag der MZ. Das PSW betreibt das Heim in Oppin.

 „Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, dann wäre es ein bislang einmaliger Fall“, erklärt Denise Vopel, Sprecherin im Landesverwaltungsamt in Halle.

Heimaufsicht bescheinigt Einrichtung gute Qualität

Die Behörde kontrolliert und überwacht nicht nur die 472 Alten- und Pflegeheime in Sachsen-Anhalt, sondern auch die 229 stationären Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen.

In seinem Heimaufsichtsbericht für 2016, das ist das derzeit aktuellste Papier, bescheinigte das Amt den Heimen eine gute Qualität bei der Betreuung von Förderung der Behinderten. Deshalb warnt Vopel auch davor, eine ganze Branche nun pauschal unter Generalverdacht zu nehmen.

Vorwürfe gegen das Heim in Oppin

Dennoch, es seien Mitarbeiter  der „Siedlung am Wohnpark“ gewesen, die sich an das Landesverwaltungsamt gewendet und über schockierende Missstände beim Umgang mit den Bewohnern berichtet hatten. „Daraufhin haben wir das Heim kontrolliert“, erzählt Vopel.

Die Vorwürfe gegen das Heim sorgen auch in Halle für große Betroffenheit. „Wenn das stimmt, wäre es eine Katastrophe. Behinderte Menschen vorzuführen und zu erniedrigen, ist nicht zu tolerieren“, sagt Ernst-Christoph Römer, Geschäftsführer der evangelischen Stadtmission in Halle.

Die Stadtmission hat in Oppin eine Werkstatt, in der Behinderte arbeiten. Unter anderem werden dort Haushaltsgroßgeräte zerlegt oder Kunststoffe zur Wiederaufbereitung gewonnen. „Bei uns sind auch Menschen beschäftigt, die in dem Heim wohnen. Wir werden sie befragen, ob sie möglicherweise betroffen sind.“ (mz)