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Wildkatzen im Ziegelrodaer ForstWildkatzen im Ziegelrodaer Forst: Die "kleinen Tiger" sind zurück

09.06.2016, 12:46
Von einer Fotofalle erwischt: Eine Wildkatze reibt sich im Ziegelrodaer Forst an einem „Lockstock“.
Von einer Fotofalle erwischt: Eine Wildkatze reibt sich im Ziegelrodaer Forst an einem „Lockstock“. Büro Myotis

Ziegelroda - Die Frage nach dem Sinn des Nachweises der Wildkatzen beantwortet Uta Lieneweg vom Wildkatzenprojekt Sachsen-Anhalt gleich vorweg: Wollen wir nur noch Haustiere oder richtige wildlebende Tiere?

Die Wildkatze ist eines der wenigen Wildtiere, die sich in den letzten Jahren im Ziegelrodaer Forst wieder angesiedelt haben. Das Besondere an der Wildkatze: „Es ist unser kleiner Tiger, der sich nicht zu einem Allesfresser entwickelt hat und nicht genverändert wurde“, sagt Lieneweg.

Durch Abholung und Bejagung ausgerottet

Die heute streng geschützte Wildkatze wurde durch Abholzung und Bejagung in den vergangenen Jahrhunderten in hiesigen Breiten ausgerottet. Um die Rückkehr der Tiere nachzuweisen, nutzten Lieneweg und Kollegin Nicole Hermes vom Umweltschutzverband BUND raue Holzstöcke, die mit Baldrian eingesprüht wurden. An diesen „Lockstöcken“ rieben sich die Wildkatzen.

Durch Untersuchung der Haarproben konnte der Nachweis über neun Wildkatzen erbracht werden. „Die waren aber alle männlich“, so Lieneweg. Nichtsdestotrotz werde nicht ausgeschlossen, dass es im Ziegelrodaer Forst auch weibliche Tiere gebe. „Außerdem konnte noch ein Hybrid, also eine Mischung aus Wild- und Hauskatze, nachgewiesen werden“, ergänzt Hermes.

Das Waldgebiet nahe Querfurt könnte sich nach Ansicht der Mitarbeiterinnen des Wildkatzenbüros zu einem Dreh- und Angelpunkt für Wildkatzen entwickeln. Die Bedingungen seien ideal. Insbesondere durch das dichte Unterholz. Dies biete der alleinerziehenden Wildkatzenmutter genügend Sicherheit, ihren Nachwuchs gut zu verstecken, während sie auf Beutezug ist.

Straßenverkehr ist Gefahrenquelle Nummer eins

Erfahrungen zeigten, dass der Großteil der Wildkatzen im ersten Lebensjahr getötet werde. Gefahrenquelle Nummer eins: der Straßenverkehr. Problematisch ist mitunter noch ein anderes Phänomen: Das Mitnehmen der vermeintlichen herrenlosen Katzen vom Straßenrand, und zwar im Glauben, es handele sich um ausgesetzte Hauskatzen. Verantwortlich dafür sei vor allem die starke Ähnlichkeit zwischen Haus- und Wildtier. Selbst für Tierärzte, so Hermes, ist die Unterscheidung schwierig. Einige optische Unterschiede zur Hauskatze bestünden in der verwaschenen Fellzeichnung und in dem buschigen Schwanz. „Wir nehmen Hinweise zu Wildkatzensichtungen gern auf“, sagt Hermes.

Das Wildkatzenprojekt läuft nun im Juni aus. Über die Ergebnisse informiert eine Wildkatzenausstellung, die bis zum 14. Juli in der Querfurter Sparkasse zu sehen ist. (mz/sus)