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Streben nach Perfektion Wie Roßbacherin durch das Bogenschießen einen Ausgleich zum alltäglichen Stress findet

Von Julia Bachmann 02.08.2021, 18:00
Unsere Autorin Julia Bachmann probiert sich im  Bogenschießen aus.
Unsere Autorin Julia Bachmann probiert sich im Bogenschießen aus. Foto: Katrin Sieler

Grossjena/MZ - Mit meiner linken Hand umgreife ich fest den Holzgriff des Bogens. Zwei Finger meiner rechten Hand liegen unterhalb des Pfeils an der Sehne, die ich schließlich spanne, indem ich die Hand zurückziehe. „Weiter ziehen. Noch weiter“, kommentiert Kathrin Reiffarth. Die Roßbacherin geht mit ihrer Tochter Greta seit inzwischen fünf Jahren einmal pro Woche in Großjena zum Bogenschießen. Also ziehe ich unter fachmännischer Anleitung weiter an der Sehne, bis meine Nasenspitze diese fast berührt und meine Hand sich auf Höhe meines Kiefers befindet. Meine Augen fixieren das Ziel, das Bild einer Ente.

Bei Olympia sind die Ziele beispielsweise 90 Meter weit entfernt

In Deutschland ist es verboten, mit Pfeil und Bogen auf Lebewesen zu schießen. Deshalb wird die Jagd durch Tierbilder oder 3D-Tiere aus Schaum simuliert, die echten Tieren aus ein paar Metern Entfernung zum Verwechseln ähnlich sehen. Geschossen werden kann aber auch auf Ringscheiben oder andere Ziele, zum Beispiel auf eine Plane mit aufgedruckten Sternen, denen verschiedene Punktzahlen zugeordnet sind. Im Wettbewerb wird jedoch nur in Ringscheiben und Tierfiguren unterschieden.

Außerdem gibt es verschiedene Bogenarten, mit denen geschossen werden kann: Während ich mich mit einem Recurvebogen versuche, gibt es beispielsweise noch Compoundbogen, die durch eine spezielle Konstruktionsweise mit geringerem Kraftaufwand weitere Distanzen erreichen können und in ihrem Aussehen kaum noch an das klassische Sportgerät erinnern. Je nach Altersklasse und Bogenart unterscheiden sich die zu schießenden Distanzen im Wettbewerb: Bei Olympia sind die Ziele beispielsweise 90 Meter weit entfernt.

„Es ist einfach ein schöner Ausgleich“

Die Ente, die mein Ziel darstellt, ist hingegen nur zehn Meter vor mir angebracht. Schließlich lasse ich die Sehne los und der Pfeil landet knapp unter dem Vogel. Beim zweiten Versuch treffe ich sogar das Abbild des Tieres. „Bogenschießen ist so ein Sport, wo man den Kopf frei kriegen muss. Ist der Kopf voll, konzentriert man sich nicht. Dann geht man suchen“, erklärt mir Kathrin Reiffarth.

„Es ist einfach ein schöner Ausgleich.“ Außerdem sei der Sport eine Art Streben nach Perfektion: Der Ablauf muss sitzen und im Idealfall immer identisch sein. Schon eine kleine Abweichung reicht aus, um das Ziel zu verfehlen. Das merke auch ich bei einem späteren Versuch: Kurz bevor ich die Sehne des Sportgeräts loslasse, bewege ich mich leicht. Der Pfeil fliegt über die Zielscheibe hinweg und landet in den Kirschbäumen.

Probetraining und Schnupperstunden

Nachdem alle geschossen haben und der Pfiff ertönt, dass wir hinter die Schusslinie dürfen, um die Pfeile zu holen, begeben wir uns gemeinsam auf die Suche nach dem Geschoss. „Pfeile sind Verbrauchsmaterial“, meint die Hobby-Bogenschützin. Es komme immer mal vor, dass sie verschwunden bleiben oder erst beim nächsten Rasenmähen wieder auftauchen. Zu dritt gelingt es uns jedoch, das Geschoss im Gebüsch ausfindig zu machen.

Wer sich selbst mal im Bogenschießen versuchen möchte, kann mittwochs bei der SG Eintracht Großjena beim Training vorbeischauen. Verschiedene Bogen zum Ausprobieren sind beim Verein vorhanden. An dieser Stelle berichten bis zum Ende der Spiele Sportler und Trainer aus dem Saalekreis von der Faszination ihrer Disziplinen.