1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Wie Politiker der kleinen Parteien im Saalekreis den Wahlausgang beurteilen

Ergebnisse der Landtagswahlen im Saalekreis Wie Politiker der kleinen Parteien im Saalekreis den Wahlausgang beurteilen

Für die kleinen Parteien gab es Sonntag wenig zu holen. Die Politiker vor Ort sehen den Grund dafür auch in der Zuspitzung auf ein Duell AfD-CDU.

Von Robert Briest 07.06.2021, 16:00
Kerstin Eisenreich (r.) bekam von Halina Czikowsky Blümchen überreicht.
Kerstin Eisenreich (r.) bekam von Halina Czikowsky Blümchen überreicht. Foto: Robert briest

Merseburg - In der Dämmerung ging Kerstin Eisenreich kurz zur Feier, die schon seit Stunden gegenüber ihres Büros in Merseburg tobte. Ein Höflichkeitsbesuch, um den Wahlsiegern der CDU zu gratulieren. Für die Linken im Saalekreis gab es an diesem Abend, wie für die meisten der kleinen Parteien, dagegen außer dem vergleichsweise schlechten Abschneiden der AfD wenig zu feiern.

Das Erfreulichste aus Sicht der Linke dürfte noch der Wiedereinzug von Eisenreich über die Landesliste gewesen sein. „Wir haben Verluste erlitten, aber wir sind weiterhin drittstärkste Kraft im Land“, suchte Eisenreich das Positive. Ihre Fraktion sieht sie auch die nächsten fünf Jahre in der Rolle der „konstruktiven Opposition“. Mit Blick auf das starke Abschneiden der Union diagnostizierte die Linkenpolitikerin, dass die Partei von Ministerpräsident Reiner Haseloff auch von der medialen Zuspitzung auf das Duell CDU-AfD profitiert habe. Für die kleineren Parteien sei es in der Pandemie schwer gewesen, Gehör zu finden.

SPD-Chef unzufrieden - Grünen schaffen Fünf-Prozent-Hürde nicht

Auch SPD-Landeschef Andreas Schmidt, der in Merseburg kandidierte und ebenfalls über die Landesliste den erneuten Sprung ins Parlament schaffte, analysierte: „Das Ergebnis kommt sicher nicht zu einem kleinen Teil davon, dass die Leute CDU gewählt haben, um die AfD zu verhindern.“ Das Letztere nicht stärkste Kraft geworden ist, sei eine gute Botschaft für das Land. Mit dem Abschneiden der Sozialdemokraten, die im Saalekreis sogar noch hinter dem mäßigen Ergebnis im Land zurückblieben, war Schmidt dagegen nicht zufrieden: „Das spiegelt nicht wider, was wir die letzten fünf Jahre im Land geleistet haben.“ Der Parteichef richtete den Blick am Abend schon mal in die fernere Zukunft: „Wir arbeiten jetzt ab morgen daran, dass wir in fünf Jahren besser dastehen.“

Auch für die Grünen hieß es am Wahlabend eher Mund abwischen als feiern. Die Partei legte zwar leicht zu, blieb aber deutlich hinter den teils zweistelligen Umfragewerten zurück. Im Saalekreis hätte sie noch nicht mal die Fünf-Prozent-Hürde geschafft. Landesparteichef Sebastian Striegel, auf Listenplatz zwei dennoch sicher im Landtag dabei, kam in seinem Merseburger Wahlkreis knapp auf diesen Wert, verzeichnete allerdings dennoch das schlechteste Ergebnis aller fünf Bewerber dort: „Das ist in Ordnung. Wir haben ja um Zweitstimmen gekämpft“, kommentierte der Grünen-Chef.

Sorge vieler Wähler vor einem AfD-Erfolg

Insgesamt erlebte er dennoch einen „bitteren Abend“: „Wir hatten zwar Zugewinne, was zeigt, dass Klimaschutz mehr Zustimmung erfährt, aber wir hätten uns mehr gewünscht.“ Dass es nicht dazu kam, sieht auch er in der Sorge vieler Wähler vor einem AfD-Erfolg begründet: „Sie haben deshalb den Ministerpräsidenten gewählt. Der hat nun große Verantwortung.“ Ob er die wieder mit den Grünen an seiner Seite in einer neuerlichen Koalition teilt, ist offen. Striegel forderte von Haseloff „eine Politik für die Zukunft zu organisieren.“ Das Wahlergebnisse sei nicht von der Zukunft geprägt, sondern von den älteren Wählern.

Den meisten Grund zur Freude unter den kleinen Parteien hatte am Wahlabend die FDP. Für die Liberalen reichte es immerhin zum Wiedereinzug in den Landtag – auch wenn für Kreischefin Ramona Hoyer der Weg dorthin mit Listenplatz neun wohl versperrt bleibt. Sie oder ein anderer Vertreter der Liberalen war am Sonntagabend allerdings nicht zum Gespräch erreichen. (mz)