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Vitzenburg gleicht noch einem Dornröschenschloss Werden Partys in drei Jahren möglich?

Aktuell gleicht die Vitzenburg einem Dornröschenschloss. Welche Berühmtheiten hier schon zu Gast waren und wo man vielleicht mal heiraten kann.

Von Undine Freyberg 09.05.2021, 06:01
Auf Schloss Vitzenburg wurden Filme gedreht und Konzerte gegeben. Aktuell ist es nicht  zugänglich.
Auf Schloss Vitzenburg wurden Filme gedreht und Konzerte gegeben. Aktuell ist es nicht zugänglich. (Foto: Katrin Sieler)

Vitzenburg - Sie waren alle schon auf diesem Schloss: Schauspieler Matthias Schweighöfer, Ruby O. Fee, Charly Hübner, „Toni“ (Ivo Kortlang) aus dem „Club der roten Bänder“, Plaudertasche und Sängerin Ina Müller und natürlich Regisseur Detlev Buck. Allerdings hieß das traumhafte Anwesen damals Schloss Falkenstein, denn hier wurde zwischen 2013 und 2016 für mehrere Teile von „Bibi & Tina“ mit Lisa-Marie Koroll (Tina) und Lina Larissa Strahl als Hexe Bibi Blocksberg gedreht. Dafür wurde das Schloss regelrecht verzaubert. Es entstanden wundervolle Szenen.

Aktuell kann das Areal, das sich in Privathand befindet, nicht betreten werden. Es ist zwar zum Teil bewohnt, aber eben auch eine Baustelle. Eigentümer Heinz Müller engagiert sich seit Jahren. Aber kommt er auch voran? „In drei Jahren machen wir eine große Party“, verspricht er lachend am Telefon. Obwohl ihm zwischendurch oft gar nicht zum Lachen war - immer wieder hatten sich Leute unbefugt Zutritt zum Gelände verschafft. Deshalb lässt er sein Schloss mittlerweile auch nie mehr unbewacht.

„Hier haben früher schwer- und schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche gelebt“

Vitzenburgs Ortsbürgermeister Hartmut Blödtner erinnert sich noch an Zeiten, als das Schloss noch richtig genutzt wurde. „Hier haben früher schwer- und schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche gelebt, und unsere Leute hatten hier Arbeit“, erzählt der Tischlermeister. Doch dann sei hier zugemacht worden und die Jugendlichen seien zur Heilpädagogischen Hilfe Querfurt umgezogen. Nach der Wende hätte sich der berühmte Burgenkönig Herbert Hillebrand für das Schloss interessiert (nach der Wende hatte der von der Treuhand mehr als 60 herrschaftliche Objekte erworben), doch daraus sei nichts geworden.

Der Schlossberg mit dem barocken Pavillon im Hintergrund
Der Schlossberg mit dem barocken Pavillon im Hintergrund
(Foto. Undine Freyberg)

Das Renaissance- und Neorenaissanceschloss Vitzenburg an der Unstrut geht auf eine im 9. Jahrhundert gegründete Burg zurück. Zur Größe und Gestalt dieser frühen Burg ist jedoch nichts bekannt, da Baubefunde aus dem frühen Mittelalter oberirdisch nicht erhalten sind und moderne archäologische Ausgrabungen ausstehen. Außerdem sollen archäologische Funde aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert verschollen sein.

Kloster wurde im 12. Jahrhundert aufgelöst

Ein Kloster, das hier einst existierte, wurde im 12. Jahrhundert aufgelöst. Familien aus dem Geschlecht der Edlen von Querfurt waren hier später ebenso zuhause wie die Wettiner oder die Grafen von Schraplau. Immer wieder wurde das Schloss im Laufe der Jahrhunderte erweitert und umgebaut.

Der erste Filmdreh zu „Bibi & Tina“ auf Schloss Vitzenburg
Der erste Filmdreh zu „Bibi & Tina“ auf Schloss Vitzenburg
(Foto: V. Grätsch)

Als Werner Christoph Daniel Graf von der Schulenburg-Heßler, seit Ende des 19. Jahrhunderts Herr auf der Vitzenburg, am 17. Juni 1930 starb, ging der Grundbesitz Vitzenburg an seine Tochter Auguste Marie Anna Freifrau von Münchhausen. Ihr Ehemann Rembert Freiherr von Münchhausen, Herr auf Vitzenburg, Rittergutspächter in Kleineichstädt und Oberschmon, wurde durch die sowjetischen Besatzungstruppen verhaftet und in ein Speziallager in Buchenwald gebracht, wo er am 14. Juli 1947 starb. Die Güter wurden enteignet. Auguste Freifrau von Münchhausen verließ daraufhin Vitzenburg und ging nach Westdeutschland.

„Landwirtschaftsschule Vitzenburg mit angeschlossenem Provinzialschulgut“

Das Schloss wurde zum Schulgut umfunktioniert und ein Jugendheim eingerichtet. Einige Zeit diente es als Ausbildungsstätte für Lehrer, die später Lehrlinge in der Landwirtschaft unterrichten sollten. 1948 wurde die „Landwirtschaftsschule Vitzenburg mit angeschlossenem Provinzialschulgut“ gegründet. Nachdem die Fachschule von Vitzenburg nach Naumburg umgezogen war, wurde das Schloss 1969 zum Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Hartmut Blödtner, der Ortsbürgermeister von Vitzenburg
Hartmut Blödtner, der Ortsbürgermeister von Vitzenburg
(Foto: Undine Freyberg)

Das Schloss gehört heute Unternehmer Müller. Ein Teil des ehemaligen Besitzes ist aber wieder in der Hand derer von Münchhausen. Zum Beispiel der barocke Pavillon, der einst als Teehaus diente, und ein ehemaliges, kleines Gasthaus direkt am Schloss. Georg von Münchhausen, der Enkel des 1947 verstorbenen Rembert von Münchhausen, hatte 2014 den Pavillon samt Weinberg und einen Teil des Gutsparkes gekauft. Mit Hilfe eines 2016 gegründeten Fördervereins wird die Sanierung des historischen Objektes immer weiter vorangetrieben. Gerade gab es ein Treffen von Münchhausen mit Querfurts Bürgermeister Andreas Nette (parteilos) und der Bundestagsabgeordneten Katrin Budde (SPD), um zu beratschlagen, wie weitere Fördermittel für die Sanierung des Pavillons eingeworben werden können.

„Wir tun jedenfalls, was wir können“

„Wir tun jedenfalls, was wir können“, sagt Nette. Einiges wurde ja auch schon geschafft. „Und wenn der Pavillon fertig ist, möchten wir ihn als Trauzimmer anbieten“, sagt Nette. Und der angrenzende Park würde sich für Veranstaltungen eignen, so der Bürgermeister. Auf dem Areal am Pavillon könnten zum Beispiel kleine Konzerte stattfinden. „Wir würden uns freuen, wenn das alles etwas zur Belebung beitragen würde. Und auch was das Schloss angeht, würden wir bei Bedarf versuchen, Verbindungen herzustellen, damit es vielleicht auch hier in kleinen Schritten vorwärts geht“, sagt Nette.

Schlossbesitzer Müller hat nach eigener Aussage keinerlei Fördermittel für die Sanierung des Schlosses beantragt. (mz)