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Weniger Weintrauben Weniger Weintrauben: Startschuss für die diesjährige Lese in Höhnstedt

Von Claudia Crodel 04.09.2020, 14:30
Rund zwanzig Erntehelfer waren zum Auftakt der Lese auf dem Weinberg der Obstproduktion Höhnstedt im Einsatz.
Rund zwanzig Erntehelfer waren zum Auftakt der Lese auf dem Weinberg der Obstproduktion Höhnstedt im Einsatz. Claudia Crodel

Höhnstedt - Bei strahlendem Sonnenschein haben gut 20 fleißige Helfer am Donnerstagmorgen um 7 Uhr in einem Weinberg der Obstproduktion Höhnstedt die erste Rebe vom Weinstock geholt und damit der Auftakt zur diesjährigen Weinlese der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut vollzogen. Der Genossenschaft, die es seit fast 85 Jahren gibt, gehören 380 Weinbauern im gesamten Saale-Unstrutgebiet zwischen Höhnstedt und Weimar an, die ihren Wein auf einer Fläche von 400 Hektar anbauen.

Mit flinken Händen wurde der Müller-Thurgau Reihe für Reihe gelesen. Schon drei Stunden später waren die Rebstöcke auf dem halben Hektar großen Hang zwischen Höhnstedt und Rollsdorf abgeerntet. Doch die Idylle bei schönstem Spätsommerwetter trügt. „Die Beeren sind sehr klein und es hängen weniger Trauben als sonst an den Stöcken. Es sieht nicht gut aus in diesem Jahr“, sagt Andreas Ehm, Geschäftsführer der Obstproduktion Höhnstedt.

Ertrag wegen der langen Zeit ohne einen Regentropfen sehr gering

Zwar habe er am Mittwoch einen hohen Öchslegrad von 78 messen können, aber die Ernte wird nur rund ein Viertel von dem betragen, was ein gutes Jahr hergibt. Schon im vergangenen Jahr war der Ertrag wegen der langen Zeit ohne einen Regentropfen sehr gering.

Andreas Ehm macht dafür eine ganze Reihe von Ursachen verantwortlich. Hauptursache war in diesem Jahr der Frost zu den Eisheiligen im Mai und das zwei Nächte hintereinander. Da haben manche Rebstöcke ein trauriges Bild abgegeben, Blätter und Triebe waren durch den Frost ganz braun geworden. Viele Weinstöcke hätten sich zwar danach regeneriert, aber anschließend sogenannte Geiz- , beziehungsweise Angsttrauben gebildet.

„Früher war dieser Hang hier mal eine wunderbare Lage“

Wie diese sich entwickeln, sei ungewiss ebenso, ob man da überhaupt einen Wein draus keltern kann. Hinzu kommt, dass 2020 das dritte Jahr ist, das viel zu trocken ist. „Früher war dieser Hang hier mal eine wunderbare Lage“, sagt Ehm. „Damals war ausreichend Wasser da.“ Heute wären keine Wasservorräte mehr im Boden vorhanden und es gäbe keine Möglichkeit zur Bewässerung in dieser Stelle Weinberg. Man könne auch keine tiefen Brunnen bohren, weil man in der gesamten Gegend nur auf Salzwasser stoße.

Martin Gurks, Hauptrebschutzwart und Ansprechpartner für die Mitglieder der Winzervereinigung, bestätigt die schlechten Aussichten für den Weinjahrgang 2020 im gesamten Saale-Unstrutgebiet. Nach den sehr frühen Sorten gehe dann die Hauptlese in ein bis zwei Wochen unter anderem mit Bacchus los. „Die Lese wird sich dann sechs bis sieben Wochen hinziehen, solange es frostfrei bleibt“, erklärt Gurks. Späte Sorten seien Riesling und Portugieser.

„In diesem Jahr haben wir eine hohe Wespenpopulation"

Neben Frost und Trockenheit nennt Gurks noch andere Ursachen. „In diesem Jahr haben wir eine hohe Wespenpopulation. Dass es jetzt ein wenig kälter geworden ist, ist in dieser Hinsicht gut, weil dann weniger Wespen in die Weinberge kommen und die Beeren schädigen. Andererseits wäre Sonne und viel Wärme für das Reifen der Trauben besser.“

Und es gibt noch jede Menge andere „Räuber“ in den Weinbergen. „Stare kreisen darüber und fressen sich an den Beeren satt“, erzählt Gurks. Mancherorts hätten sogar Waschbären die süßen Trauben für sich entdeckt und verursachen hohe Schäden. (mz)