Fußball-Landesklasse Warum der VfL im Abstiegskampf plötzlich so erfolgreich ist

Helbra/Querfurt - Der Blick in die nahe Zukunft ist für Robert Stöhr ein wohltuender. Dann kommt beim Vorsitzenden des VfL Querfurt Freude auf. „Ich war noch nie in dem Stadion. Das wird sicher sehr schön“, sagt der 35-Jährige - und meint damit das Olympiastadion Berlin, wo er in zweieinhalb Wochen das Bundesliga-Duell zwischen Hertha BSC und Hannover 96 verfolgen wird.
Und zwar im VIP-Bereich. Weil Stöhr den Ehrenamts-Preis des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gewonnen hat, darf er sich nun von einem außergewöhnlichen Platz aus Profisport ansehen - sozusagen als Belohnung für sein jahrelanges Engagement im Freizeitfußball. Seit mehr als zehn Jahren gehört er schon zum Vorstand des VfL. Seit sechs Jahren ist er Vorsitzender des rund 120 Mitglieder zählenden Vereins.
Wobei nicht nur die Aussicht auf die Bundesliga-Partie beim Vereinschef derzeit für gute Laune sorgt. Was die in der Landesklasse spielende erste Männermannschaft des VfL seit dem Rückrundenstart zeigt, lässt ihn beinahe schwärmen: „Wir haben nach nur drei Rückrundenspielen schon so viele Punkte geholt wie in der gesamten Hinrunde.“
Da passt es ins Bild, dass die Querfurter auch am Wochenende gewannen: mit 1:0 gegen den direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, Wacker Helbra.
Neuzugang erzielt Tor
Was ebenso passte: Sebastian Zimmermann erzielte in der 75. Minute das Tor des Tages. Jener Zimmermann, der in der Winterpause zusammen mit Davis Kresse zum VfL gekommen war und nun eine echte Verstärkung für den Abstiegskandidaten darstellt. „Beide haben sich nach kurzer Zeit sehr gut ins Team eingefügt“, sagt Stöhr.
Wundern kann das jedoch nicht. Schließlich hatten die beiden erst 23 Jahre alten Neuzugänge schon unter Trainer Tilo Berndt gespielt, als der beim Landesligisten SV Braunsbedra noch die A-Junioren trainiert hatte. Diese Erfahrung und das Engagement des Coaches seien nun ein wesentlicher Faktor für die Leistungssteigerung in der zweiten Halbserie, betont der Vereinsvorsitzende.
Ein weiterer Vorteil ist die Freundschaft zum Landesligisten Blau-Weiß Farnstädt. „Wir haben in letzter Zeit häufiger gemeinsam trainiert. Das bringt unsere Spieler weiter“, so Stöhr.
Und es gibt noch etwas Neues in Querfurt: Rund 25 in der Stadt untergebrachte Geflüchtete betreut Robert Stöhr derzeit einmal in der Woche, fungiert dabei als Übungsleiter. Hallenfußball stand für die jungen Erwachsenen auf dem Programm. „Wir wollen den Leuten helfen“, sagt er.
Bald Flüchtlinge im Team?
Wobei die ganze Sache sogar noch sportliche Früchte tragen könnte. Denn vielleicht findet sich unter den Flüchtlingen sogar das eine oder andere Talent, das dem VfL im Ligabetrieb weiterhelfen könnte. Ausgeschlossen sei das nicht, sagt der Klubchef, auch wenn die Modalitäten für eine Vereinsmitgliedschaft nicht einfach seien.
Was ihm zu vollkommenen Zufriedenheit nun noch fehlt, ist das Verlassen der Abstiegsregion. Aber auch das könnte ja in den nächsten Wochen passieren. Die Tendenz geht jedenfalls nach oben. (mz)
