Im Namen der Wissenschaft Warum der Geiseltalsee zu einem „natürlichen Experiment“ wird
Was jetzt erforscht wird und wo der Bund helfen kann.

Klobikau/MZ - Praktisch seit dem ersten Spatenstich begleitet die Hochschule Merseburg den Geiseltalsee-Weinberg der Winzerfamilie Reifert wissenschaftlich. Der aufgeschüttete Haldenboden des einstigen Tagebaus wird mittlerweile 20 Jahre lang immer wieder von den Studierenden nach Nährstoffen analysiert.
Nach den Ergebnissen wird dann gedüngt. Eine Erfolgsgeschichte. Die Rebstöcke gedeihen. Der Weinberg wächst stetig. Die Sortenvielfalt wird größer. Im Gegenzug hat die Hochschule einen Partner, bei dem die Lehre praktisch angewandt werden kann.
Wissenschaftler und Winzer sehen Renaturierung des Geiseltalsees als Beispiel für Strukturwandel
Vor fast fünf Jahren kam eine weitere Partnerschaft dazu. Die Universität Halle und da das Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen begann sich für Fauna und Flora im Naturschutzgebiet neben dem Weinberg zu interessieren. Es wird seitdem erforscht, welche Tier- und Pflanzenarten dort heimisch wurden und wie viele Jahre nach der Kohleförderung bis dahin vergehen.
Beide Bildungseinrichtungen könnten diese Forschungen intensivieren, wenn es denn Geld dafür gäbe. Geld, das nicht nur vom Land, sondern auch vom Bund kommen könnte. Das machten Vertreter beider deutlich, als sie zusammen mit Rolf Reifert, dem Senior der Winzerfamilie, im jetzigen Bundestagswahlkampf mehrere Kandidaten zu Gesprächen darüber einluden. Wissenschaftler und Winzer verwiesen dabei darauf, wie beispielhaft die Renaturierung des Geiseltalsees und seiner Ufer im Rahmen des Strukturwandels ist.
Fehlende Mittel für Forschung
Die Forscher verwiesen auf die vielen jetzigen Tagebauflächen allein in Sachsen-Anhalt, die in Zukunft auch mit Blick auf den Klimawandel renaturiert werden müssen. Auch in Richtung Ökotourismus könne man denken. Da sei der Geiseltalsee „ein schönes, natürliches Experiment“, hieß es.
Doch für die nötigen Doktorandenstellen fehlten die Mittel. Es sei mindestens im Landesinteresse, hier weiterzumachen. Doch das, was bislang passiere, sei eher Hobby. Rolf Reiferts Erwartungen an die neue Regierung sind deshalb klar: „Wir müssen die Bildung voran bringen und junge Leute unterstützen. Dabei dürfen die bürokratischen Hürden nicht zu hoch sein.“