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Unwetter im Saalekreis Unwetter im Saalekreis: Spezielle App soll vor Katastrophen warnen

Von Michael Bertram 28.07.2016, 15:48
Deutliche Spuren hat das Unwetter hinterlassen, das auch über den Saalekreis hinweggezogen war.
Deutliche Spuren hat das Unwetter hinterlassen, das auch über den Saalekreis hinweggezogen war. Melain van Alst

Merseburg - Als das Unwetter kommt, gibt es im westlichen Saalekreis am Mittwochabend kein Halten mehr. Innerhalb kürzester Zeit verwandeln sich die Straßen zwischen Günthersdorf und Kötzschau in Flüsse, mehrere Bäume kippen um. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz. Menschen kommen nicht zu Schaden - vielleicht auch, weil einige bereits die App „Katwarn“ auf dem Smartphone installiert haben, die das heraufziehende Unheil früh ankündigte. Rechtzeitig konnten sie in ihren Häusern Zuflucht suchen.

Landkreis ist skpetisch

Die mobile Anwendung kann jedoch nicht nur amtliche Warnungen des Wetterdienstes auf das Handy spielen, sondern auch im Katastrophenfall nützliche Informationen schnell und direkt an den Mann bringen. Und obwohl aus diesem Grund bereits zahlreiche Städte und Landkreise auf die App setzen, zeigt man sich im Saalekreis skeptisch.

App warnte während des Amoklaufs in München

„Der Landkreis hat sich auch mit dem System ’Katwarn’ sowie mit anderen Smartphone-Anwendungen befasst“, sagt Henning Mertens, stellvertretender Pressesprecher des Kreises. „Derzeit bieten diese laut unserer Einschätzung jedoch noch keine zuverlässige und effiziente Ergänzung der bewährten Kommunikationswege.“ Noch vor Wochenfrist sahen das die Behörden jedoch anders.

Während des Amoklaufs mit mehreren Toten in München konnten mit der Handy-App hunderttausende Menschen davor gewarnt werden, auf die Straße zu gehen. Und auch im Landkreis Anhalt-Bitterfeld nutzt man bereits seit drei Jahren die Anwendung - etwa bei Unwettern oder Hochwasserereignissen.

Hohe Kosten für Nutzung

Dass der Saalekreis vor der Nutzung von „Katwarn“ noch zurückschreckt, hängt jedoch auch mit den Kosten zusammen. Die sind nämlich happig. 15.000 Euro müsste der Kreis im ersten Jahr für die bereits vor sieben Jahren vom Fraunhofer Institut entwickelte Anwendung aufbringen. Danach werden für den Betrieb jedes Jahr weitere 3.000 Euro fällig. „Auch die fehlende Rückmeldung der effektiven Reichweite abgesetzter Mitteilungen und dass sich bisher kein System landes- oder bundeseinheitlich durchsetzen konnte, bilden Hinderungsgründe für einen wirksamen Einsatz“, erklärt Henning Mertens die ablehnende Haltung weiter aus. Jedoch wollte man die sinnvolle Entwicklung weiter beobachten. Bis man womöglich doch darauf umsteige, wolle man klassische Methoden zur Warnung der Bevölkerung im Katastrophenfall nutzen. Dazu gehören die Sirenen, Durchsagen von Polizei und Feuerwehr sowie die Medien.

"Biwapp" im Landkreis Mansfeld-Südharz

In Halle soll „Katwarn“ spätestens zum 1. Januar eingeführt werden. Dann können auch hier Bewohner per Push-Nachricht über drohende Gefahren informiert werden. Während die 2014 angeschaffte Anwendung im Burgenlandkreis - womöglich aufgrund der Betriebskosten - jüngst wieder abgeschaltet wurde, setzt man im Landkreis Mansfeld-Südharz auf eine Alternative: „Biwapp“ heißt die dort angebotene Smartphone-App, die in Niedersachsen entwickelt wurde. Am 23. Juni ging die 9.000 Euro teure App an den Start und erfreut sich großer Resonanz, wie es aus der Kreisverwaltung heißt. Denn bislang wurde die App, die in bundesweit vier Landkreisen und einer Stadt angeboten wird, insgesamt über 14.000 Mal heruntergeladen. (mz)

Indem sie einfach nur die Warnungen des Wetterdienstes weitergab, warnte die App „Katwarn“ am Mittwoch vor dem Unwetter.
Indem sie einfach nur die Warnungen des Wetterdienstes weitergab, warnte die App „Katwarn“ am Mittwoch vor dem Unwetter.
Michael Bertram