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Umweltpreis für Nabu-Regionalverband Umweltpreis für Nabu-Regionalverband: Eine Datsche für die Seeschwalbe

Von Diana Dünschel 25.06.2017, 10:00
Eine ausgewachsene Flussseeschwalbe sitzt auf einem Nistfloß in Sachsen, das mit dem Floß auf dem Raßnitzer See vergleichbar ist.
Eine ausgewachsene Flussseeschwalbe sitzt auf einem Nistfloß in Sachsen, das mit dem Floß auf dem Raßnitzer See vergleichbar ist. Hendrik Trapp

Raßnitz - Die Flussseeschwalben wissen es zu schätzen, ihr Nistfloß mitten auf dem Raßnitzer See. Seit es 2014 durch den Nabu Regionalverband Merseburg-Querfurt dort installiert wurde, haben es die auf der Roten Liste als stark gefährdet eingestuften Zugvögel genutzt. 2017 sind es 14 Paare, die sich zum Brüten niedergelassen haben und demnächst Nachwuchs erwarten. Das sind immerhin 14 Prozent aller Brutpaare von Sachsen-Anhalt. Jetzt wurde der Regionalverband für das Projekt mit dem zweiten Platz des Umweltpreises 2017 der Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes ausgezeichnet. Damit verbunden ist ein Preisgeld von 2.500 Euro.

Dass der Regionalverband ausgewählt wurde, habe aber nicht nur mit dem Nistfloß, sondern mit dem Engagement des Vereins für das 100 Hektar große ehemalige Tagebaurestloch Raßnitzer See zu tun, das sich seit 2002 in Vereinsbesitz befindet, sagt der Vorsitzende Martin Schulze.

Künstliche Insel für die Flussseeschwalbe

Dass die Naturschützer dort größtenteils mit Spendengeldern eine 25.000 Euro teure, zwölf Meter lange und zweieinhalb breite künstliche Insel für die Flussseeschwalbe aufbauten, auf der schätzungsweise bis zu 20 Paare nisten können, hatte natürlich eine Vorgeschichte: Am Raßnitzer und am benachbarten Wallendorfer See gab es zuvor etliche Sichtungen, in der Kiesgrube Burgliebenau sogar Brutversuche.

Nun haben die Vögel, die bis 20 Jahre alt werden können und vor Westafrika überwintern, hier ein neues Sommer-Zuhause. Es ist mit hohen, glatten Seitenwänden zum Schutz vor Fressfeinden wie dem Waschbär versehen und ist zusätzlich von einem Zaun umgeben, damit die Jungvögel nicht herunterfallen. Gefüllt ist das Floß mit Sand und Kies. Inmitten der Steine können die Seeschwalben ihre Eier ablegen, die farblich kaum vom Kies zu unterscheiden und dadurch ein natürlicher Schutz vor Raubvögeln sind.

Gleich 2014 war es zu einer ersten kurzzeitigen Ansiedlung gekommen

Gleich 2014 war es zu einer ersten kurzzeitigen Ansiedlung gekommen. 2015 brüteten zwei Paare erfolgreich. 2016 waren es dann elf Paare. „Es ist neben der Halbinsel im Geiseltalsee der einzige Brutplatz dieser Art im südlichen Sachsen-Anhalt und für uns rückblickend ein großer Erfolg“, so Martin Schulze, der auch der Initiator des Projekts war und am Anfang damit auf große Skepsis stieß.

Die Chance, dass die Zahl der Floß-Bewohner weiter kontinuierlich steigt, ist ihm zufolge groß. Denn in der Regel würden die Flussseeschwalben zu ihrem angestammten Brutplatz zurückkommen. Durch eine Beringung und deren Auswertung werde man das in ein paar Jahren auch nachweisen können. Derweil kümmern er und seine Mitstreiter sich in der Regel einmal jährlich vor der Ankunft der Vögel darum, dass das Floß in einem guten Zustand ist.

Kiesschicht durch Wind und Wetter heruntergespült

Weil ein Teil der Kiesschicht durch Wind und Wetter heruntergespült wird, muss sie immer wieder aufgefüllt werden. Die Pflanzen, die sich angesiedelt haben, lassen die Naturschützer in der Regel stehen, weil sie den Flussseeschwalben zum Beispiel Schatten spenden. Aus ihren Erfahrungen ist mittlerweile ein Konzept darüber geworden, wo es sich noch in Sachsen-Anhalt lohnen würde, solch ein Nistfloß zu installieren.

Für den Umweltpreis hatten sich die Merseburg-Querfurter selbst beworben. Insgesamt musste die Jury unter 30 Bewerbungen entscheiden. Die 2 500 Euro Preisgeld entsprechen übrigens etwa einem Jahresetat des Nabu-Regionalverbandes, sagt Martin Schulze. Er nutzte die Preisübergabe neben Dankesworten auch dazu, die finanzielle Unterstützung durch das Land zu bemängeln. Sie sei gerade wieder gekürzt worden. Das mache es den ehrenamtlich Engagierten vor Ort nicht leicht, ihrer wichtigen Aufgabe nachzugehen. (mz)