Tischtennis Tischtennis: Aufschlag bis ins hohe Alter

Merseburg/MZ - „Tischtennis ist wie Schach spielen und 100-Meter-Lauf gleichzeitig“, erzählt der 72-jährige Karl-Hermann Steinberg. Wie kommt er darauf? „Tischtennis erfordert ein waches Gehirn und eine gute Taktik. Doch nicht nur im Kopf muss man flink reagieren, auch die Beine leisten enorme Arbeit.“ Doch wer jetzt denkt, dass man für die Ausübung einer Sportart, die körperliche und geistige Fitness erfordert, jung an Jahren sein sollte, der irrt.
459 Jahre - so alt sind die sieben aktiven Mitglieder des Vereins Tischtennisfreunde Medizin Merseburg zusammen. 65 Jahre wird der Verein 2014 alt und 65 Jahre ist auch das außergewöhnlich hohe Durchschnittsalter seiner Mitglieder.
Ein Jubiläum ist immer auch ein Anlass, sich an die Anfänge zurückzuerinnern. Der Vereinsvorsitzende Steinberg erzählt: „Im Juni 1949 wurde der Verein als Betriebssportgemeinschaft Medizin Merseburg gegründet. Der Träger war damals das Krankenhaus Merseburg.“ Steinberg selbst ist seit 1959 im „Tischtennisfieber“. Im Jahr 1978 trat er als Mitglied den Tischtennisfreunden Medizin Merseburg bei, seit 2000 ist er Vorsitzender. „Unser Verein ist mit seinen zehn Mitgliedern zwar der kleinste im Saalekreis, aber in den 65 Jahren Vereinsgeschichte nahm mindestens eine Mannschaft ständig am Wettkampfbetrieb teil“, erzählt der Senior stolz.
"Ein Ball mit Tempo 100"
Insgesamt 18 Spiele, je neun in Hin- und Rückrunde, stehen in jeder Saison auf dem Programm. Dann kann es schon mal vorkommen, dass den älteren Herren 18-jährige Nachwuchsspieler an der Platte gegenüberstehen. „Manchmal gewinne ich , manchmal verliere ich. Die jüngeren Spieler sind körperlich meist etwas flinker. Aber das machen wir mit unserer Erfahrung wieder wett“, erzählt der Professor.
Beim Tischtennis müsse man vorausschauen können, erklärt Steinberg. „Wenn so ein Ball mit Tempo 100 auf dich zugeschossen kommt, dann hast du ungefähr eine Siebtelsekunde Zeit, zu reagieren. Das ist extrem wenig“, überschlägt der 72-Jährige. Um die Spielzüge des Gegners im Voraus erahnen zu können, müsse man aber keineswegs ein Hellseher sein. „Jahrelanges Training und Erfahrung machen es möglich, anhand der Körper- und Schlägerhaltung des Gegners den nächsten Ball vorauszusagen.“
Am Anfang habe er mit Schlägern gespielt, die mit Korkbelägen oder Noppen aus hartem Gummi belegt waren. „Der Belag des Schlägers ist enorm wichtig und hat sich über die Jahre sehr verändert. Heute setzt man auf eine möglichst glatte Oberfläche, um dem Ball beispielsweise beim Top Spin nicht nur Geschwindigkeit, sondern auch eine starke Vorwärtsrotation verleihen zu können“, erklärt er.
Die richtige Technik und das blitzschnelle Reagieren trainieren die Sportfreunde jeden Dienstag ab 18 Uhr in der Turnhalle der Rosentalschule. „Was viele unterschätzen, ist, dass der Körper beim Tischtennis durch die Sprünge und schnellen Schritte ständig in Bewegung ist. Da kommt man immer mächtig ins Schwitzen“, schmunzelt der 72-Jährige.
"Damit sind wir zufrieden"
In der laufenden Saison belegt die Mannschaft um die sportbegeisterten Senioren derzeit in der zweiten Kreisklasse einen Mittelplatz. „Damit sind wir zufrieden“, so Steinberg. Gerade hat der Verein Zuwachs von drei neuen Mitgliedern bekommen. „Dank einer großzügigen Sponsorenaktion der GaLa-Bau GmbH konnten wir uns zudem über zwei nagelneue Spieltische und eigene Trikots freuen.“
Am 4. Juli wird der Verein um die rüstigen Rentner das Mitarbeitersportfest des Kreiskrankenhauses Merseburg/Querfurt ausrichten. Die Gelegenheit möchten sie nutzen, um Werbung für den Verein und die Sportart zu machen. „Wir würden uns über neue Mitglieder sehr freuen, egal ob jung oder alt. Tischtennis kann man bis ins hohe Alter spielen. Die Verletzungsgefahr ist gering, da es ein sehr fairer Sport ist.“ Karl-Hermann Steinberg denkt selbst noch lange nicht nicht ans Aufhören. „Ich lerne immer noch dazu. Solange ich körperlich fit bin, werde ich spielen. Es soll ja sogar Weltmeisterschaften für über 100-Jährige geben“, lacht er.