Telekom macht Rückzieher Telekom macht Rückzieher: Leuna soll Breitbandausbau nun selbst in die Hand nehmen

Leuna - Eigentlich sah aus Sicht von Kreypaus Ortsbürgermeister Peter Engel nach dem Leunaer Bauausschuss im August alles gut aus. Da waren Vertreter von Kreis und Telekom zu Gast. Er nahm mit, dass der Ortsteil Wüsteneutzsch, einer der letzten weißen Flecken der Chemiestadt, endlich mit zügigem Breitband erschlossen werden soll. Baustart sollte im August sein.
Breitbandausbau in der Region steht in Frage
Im Hauptausschuss klagte Engel diese Woche jedoch: „Jetzt stehen wir wieder bei null, weil die Telekom ihren Vertrag mit dem Kreis gekündigt hat.“ Das Unternehmen kümmert sich im Auftrag des Kreises um die Erschließung jener Gebiete, in denen sich ein eigenwirtschaftlicher Netzausbau für die Betreiber nicht lohnt.
Nach sehr langem bürokratischen Vorlauf erfolgte dafür im August der kreisweite Spatenstich. Auch Wüsteneutzsch sollte zum Fördergebiet gehören. Doch ob der Ausbau wie geplant erfolgt, ist in der Tat fraglich. Zwar hat die Telekom den Vertrag wohl noch nicht gekündigt.
„Den Bürgern kann man das nicht mehr erklären“
Kreiswirtschaftsförderer Daniel Schultewolter erklärte: Weil große Teile des für den geförderten Ausbau vorgesehenen Gebiets mittlerweile doch privatwirtschaftlich ausgebaut wurden, überprüfe die Telekom derzeit ihre Wirtschaftlichkeitsberechnung: „Eine Entscheidung der Telekom liegt hierzu nicht vor.“ Der Konzern selbst will aufgrund des „laufenden Verfahrens“ keine Auskunft geben und verweist auf den Kreis.
Engels Geduld ist derweil aufgebraucht: „Den Bürgern kann man das nicht mehr erklären“, schimpfte er im Hauptausschuss und kündigte für seine Fraktion aus BfL, FDP und Statt-Partei an: „Wir werden in der nächsten Sitzung einen Antrag stellen, dass wir die Breitbandversorgung in die eigene Hände nehmen.“
Kupferleitungen sei überholt
Als Möglichkeit brachte er Absprachen zwischen den Stadtwerken von Leuna und Merseburg ins Gespräch. Letztere versorgen bereits Teile der Aue, verlegen in diesem Jahr etwa Glasfaser in Zweimen, Dölkau, Zscherneddel. Friedensdorfs Bürgermeister Michael Bedla pflichtete Engel bei: Auch andere Ortsteile hätten noch kein Glasfaser.
Die Vectoring-Technik, mit der sich auf Kupferleitungen höhere Geschwindigkeiten erreichen lassen, sei in ein paar Jahren überholt. Wenn man als Gemeinde attraktiv bleiben wolle, dürfe man den Breitbandbedarf nicht unterschätzen: „Das ist so wichtig, wie nach der Wende das Telefon.“ (mz)