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Tag des offenen Denkmals Tag des offenen Denkmals: Der Einmannbunker in Krumpa

Von Robert Briest 08.09.2018, 07:00
Stephan Roll Schilling und der Einmannbunker in Krumpa. Dessen schwarzer Anstrich sollte der Tarnung dienen. Zum Tag des offenen Denkmals kann das Bauwerk ebenfalls besichtigt werden.
Stephan Roll Schilling und der Einmannbunker in Krumpa. Dessen schwarzer Anstrich sollte der Tarnung dienen. Zum Tag des offenen Denkmals kann das Bauwerk ebenfalls besichtigt werden. Peter Wölk

Die Form erinnert an eine Patronenhülse oder – demilitarisiert – an ein halbes Zäpfchen. Bis zur Brusthöhe geht die Betonwand senkrecht nach oben, dann folgt ein abgestumpfter Zylinder. In die Schrägen sind vier sehr schmale Sehschlitze eingelassen. Zwei kleine Öffnungen im runden Stahlbetonkörper ermöglichen den Einstieg, drinnen ist gerade genug Platz, um für einen nicht zu groß geratenen Mann aufrecht zu stehen.

Man kann sich die Beklemmung ausmalen, die dieser empfunden hat, wenn draußen die Gefechte tobten. Denn das etwas über zwei Meter hohe Betongebilde, das seit kurzem in Krumpa steht, ist eine Splitterschutzzelle oder Brandschutzwache, wie Matthias Koch erklärt. Weitläufig habe sich dafür aber die Bezeichnung Einmannbunker eingebürgert, erklärt der Müchelner, der sich seit Jahren gemeinsam mit Stephan Rolf Schilling um den Erhalt und die museale Aufbereitung des Luftschutzbunkers am früheren Treibstoffwerk in Krumpa kümmert.

Schutzbauwerk in Krumpa hat den Einmannbunker als kleinen Nachbarn bekommen

Das langgezogene Schutzbauwerk, das in der finalen Kriegsphase teilweise von Hunderten Werksangehörigen und Krumpaern zum Schutz vor Luftangriffen aufgesucht wurde, hat seit wenigen Tagen den Einmannbunker als kleinen Nachbarn bekommen.

Koch dankt dafür den beiden Städten Mücheln und Braunsbedra, die sich um die Präparation der Fläche vor dem Bunker gekümmert hätten, vor allem aber dem Wasserzweckverband Zwag. Denn der habe bei der Verlegung einer neuen Wasserleitung zu einem Hochbehälter zwischen Krumpa und Schortau im August 2016 nicht nur den Motor eines abgestürzten britischen Militärfliegers zu Tage gefördert, sondern eben auch den Einmannbunker, wie Koch berichtet. „Der Zwag hat den dann gelagert und hierher gebracht.“

Splitterschutzzellen sind ab 1943 verstärkt gebaut wurden

Splitterschutzzellen, wie die nun gefundene, seien ab 1943 verstärkt gebaut wurden, führt er weiter aus. „Sie dienten dem Postenschutz für zivile und militärische Einrichtungen. Sie sollten den Posten vor Granatsplitter und Munition schützen.“ Einem direkten Bombenangriff hätten sie aber nicht standgehalten: „Da wäre er weggeflogen wie eine Rakete“, erklärt Koch.

Wo der Bunker genau produziert wurde, ist unklar. Die Krumpaer stimmen nicht mit der Zuordnung durch das Militärhistorische Museum in Dresden überein. Es habe für den Bau gewisse Vorschriften gegeben, die einzuhalten waren, aber jedes Betonwerk habe letztlich ein eigenes Design gebaut, sagt Koch, der sich aber sicher ist, dass der schwarze Anstrich des Bunkers original ist. Der sollte verhindern, dass der frische Beton nachts zu hell reflektiert und so zu erkennen ist.

In der Endphase des Krieges hatte man Angst vor Sabotageakten

Der Müchelner hat auch eine Theorie, wieso der Einmannbunker überhaupt nahe des Speichers gefunden wurde: In der Endphase des Krieges habe man Angst vor Sabotageakten gehabt. Ein Trinkwasserspeicher wäre da ein denkbares Ziel gewesen. Koch vermutet, dass es deshalb dort einen Wachposten gab. Nach dem Krieg habe es dann bei den Sowjets den Befehl gegeben, die Bunker zu demilitarisieren: „Sie haben die Splitterschutzzelle wohl einfach in einen Bombenkrater geworfen und Erde darauf gekippt.“ Er betont jedoch, dies seien Mutmaßungen, Quellenbelege gäbe es dafür nicht.

Gesichert ist hingegen: Der Fund ist für die Geschichtsinteressierten ein Glücksfall. Die Einmannbunker seien zwar in Massen produziert worden, aber gut Erhaltene gäbe es heute wenige, erörtert Schilling. Meist finde man nur Bruchstücke. Somit können die Mitglieder der Interessengemeinschaft, die zum Heimatverein Mücheln zählt, Besuchern ihres, so ihre Angaben, einzigen regelmäßig zugänglichen Bunkers des Typs „Salzgitter“, nun eine weitere Rarität bieten. Neue Infotafeln erklären auch außerhalb der Öffnungszeiten die Zusammenhänge. Denn die große Bunkerdichte in Krumpa war dem Umstand geschuldet, dass die Region um Merseburg mit den militärstrategisch wichtigen Treibstoffwerken ein Hauptziel allierter Bombardements war. (mz)

››Die Bunker sind am Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet.