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Signalton Signalton: Sirenen sollen Bürger warnen - aber kaum einer nimmt sie wahr

Von Melain van Alst und Julia Gerber 22.06.2018, 05:00
Mathias Huffziger löst in der Kreisleitstelle den Alarm aus.
Mathias Huffziger löst in der Kreisleitstelle den Alarm aus. Peter Wölk

Merseburg - Das alltägliche Treiben in der Merseburger Innenstadt war in vollem Gange, als kurz nach 15.30 Uhr die Sirene zu heulen beginnt. Kaum einer zeigt sich beeindruckt von dem ungewöhnlichen Signalton. Erstmalig hat die Leitstelle des Saalekreises probeweise den Alarm „Warnung der Bevölkerung“ oder auch Katastrophenalarm für alle Städte im Kreis ausgelöst. Nicht zuletzt um die Menschen für das Signal zu sensibilisieren, aber auch ihre eigenen technischen Möglichkeiten zu testen.

Irene Künstler hat gerade ihren Einkauf in Merseburg beendet, als sie aus dem Laden kommt und die Sirene hört. „In der Zeitung hatte ich bereits gelesen, dass heute ein Probealarm stattfinden soll. Ich hätte die Sirene aber auch so erkannt“, erklärt sie. Aufgrund ihrer früheren Arbeit in der Chemie ist sie mit den verschiedenen Signaltönen vertraut. „Ich fühlte mich von der Sirene direkt angesprochen und informierte meine Freundin, die mit mir zusammen einkaufen war.“

Thomas Borbe, Administrator der Leitstelle, dürfte es freuen zu hören, dass doch noch einige den Katastrophenalarm kennen. „Wir haben das gezielt im Vorfeld veröffentlicht und den Ton ausgewählt, weil er die Menschen betrifft.“

Wenn der einminütige auf- und abschwellende Ton zu hören ist, sollten Menschen Fenster und Türen schließen, sich in Gebäude begeben und das Radio einschalten, um weitere Informationen zu erhalten. Der Ton dient ausschließlich der Warnung der Bevölkerung, die diesen aber oftmals gar nicht kennt. Deshalb soll nun jeden 3. Mittwoch im Juni die probeweise Alarmierung stattfinden.

Merseburger: „Ich ging davon aus, dass dies der gewöhnliche Alarm für die Feuerwehr ist“

Christiane und Klaus Gaede lassen nach ihrer Radtour den späten Nachmittag in Merseburg bei einem Glas Wein ausklingen. Sie wissen nicht, was das für ein Alarm ist. „Ich ging davon aus, dass dies der gewöhnliche Alarm für die Feuerwehr ist“, sagt Klaus Gaede. Der ist jedoch langgezogener und schwillt nur dreimal auf und ab. Aber einige wenige Anrufer wollen sich doch über den Notruf rückversichern. Sie haben erkannt, dass sich das Signal anders als üblich anhört.

Nicht überall im Kreis heulen die Sirenen exakt um 15.30 Uhr. „Wir alarmieren die 15 Städte nacheinander, um zu schauen, wie unser System darauf reagiert“, so Borbe. Im Ernstfall sollen die Sirenen nur in einzelnen Gemeinden und Städte den Katastrophenalarm übertragen. „Es gibt kein Ereignis, das den gesamten Saalekreis betrifft und die Leute sollen sich nicht unnötig Sorgen machen“, so Borbe.

„Es ist keine Pflicht, Sirenen vorzuhalten.“

Problematisch wird es jedoch in jenen Orten, die keine Sirenen mehr haben oder diese abschaffen wollen. „Es ist keine Pflicht, Sirenen vorzuhalten.“ Dennoch rät Borbe eindringlich dazu, sie nicht abzuschaffen. „Einsatzkräfte können über den Pager alarmiert werden, das ist richtig, aber die Menschen können so nicht gewarnt werden.“ Es gebe kaum Alternativen. Lediglich die WarnApp „Nina“ für das Smartphone, die der Kreis seit einigen Monaten mit Informationen wie zum Probealarm füttert, warnt die Bevölkerung. Aber eben nur jene, die die Anwendung heruntergeladen haben.

Wie gut das Warnsystem in den Städten funktioniert, entscheiden allein die Verwaltungen. In Merseburg werde darüber nachgedacht, die Sirenen mit einer zusätzlichen Sprachdurchsage zu versehen. „Das ist immer alles eine Kostenfrage. Es gibt auch batteriebetriebene Sirenen, die im Falle eines Stromausfalls funktionieren“, so Borbe. (mz)