Seuche Schweinepest: Breitet sich die Seuche auch im Saalekreis aus?
Merseburg - Ein kilometerlanger Elektrozaun soll helfen. In der Nähe der tschechischen Stadt Zlin haben die dortigen Behörden vor kurzem einen solchen Zaun errichten lassen, um die grassierende Afrikanische Schweinepest einzudämmen. Das ist eine Virusinfektion, die für die Tiere in der Regel tödlich verläuft und nicht nur Wild-, sondern auch Hausschweine betreffen kann.
Nun sind es von Zlin bis zum Saalekreis rund 500 Kilometer Luftlinie. Ausreichend Puffer könnte man meinen, doch auch hierzulande beobachten die Verantwortlichen die Tierkrankheit mit Sorge: „Eine Übertragung auf Wildschweinbestände ist zu befürchten“, sagt Kreissprecherin Kerstin Küpperbusch.
Das liegt vor allem an der Infrastruktur des Saalekreises mit wichtigen Transportwegen von und nach Osteuropa.
Schweinepest: Tod tritt bereits nach einigen Tagen ein
Dort wurde die Krankheit vor zehn Jahren eingeschleppt und hat sich seither zügig weiter verbreitet – auch nach Polen und Tschechien. Dabei gibt es zwei verschiedene Ausbreitungswege, wie Thomas Vahlenkamp, Virologe in der Tiermedizin der Uni Leipzig, erörtert: Der langsamere Weg ist der von Wildschwein zu Wildschwein.
Dagegen sei wenig zu machen, wenn eine Population erstmal mit dem Virus infiziert sei. Der sei nämlich auch nach dem Tod des betroffenen Tieres, der meist bereits nach einigen Tagen eintritt, noch infektiös. So können sich andere Schweine auch am Kadaver anstecken. „Und man kann nicht alle an der Pest gestorbene Tiere im Wald finden.“
Akuter als die Übertragung von Tier zu Tier ist für den Saalekreis jedoch die Gefahr durch den zweiten Übertragungsweg: den Menschen. Für den ist die Afrikanische Schweinepest zwar ungefährlich, doch er transportiert sie in seiner Nahrung.
Auch nach der Schlachtung bleibt der Virus infektiös
Vahlenkamp erklärt: „Auch bei Tieren, bei denen die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, bleibt der Virus infektiös.“ Auch nach der Schlachtung. Und so kann die Krankheit im Schinken- oder Salamibrot von Lkw-Fahrern nach Westen exportiert werden.
Schmeißen sie ihre Nahrungsreste in die Natur, können auch hier die Wildschweine infiziert werden. In die kommerzielle Haltung könnte der Virus dann gelangen, wenn die Wildschweine Zugang zum Futter der Zuchttiere hätten oder der Halter Jäger sei, erklärt der Virologe.
Kreisjägermeister Harald Schwarz sieht daher bei einem Übergreifen der Krankheit auf Deutschland auch die Nutztierbestände gefährdet. Der Weg von Tschechien und Polen bis hierher sei nicht mehr weit. Die Behörden sollten jetzt schon handeln, Absprachen und Vorkehrungen treffen. Schwarz meint damit mehr Abschüsse ohne bürokratische Hürden.
„Speisereste sollen daher ausschließlich in feste Behälter entsorgt werden“
Der Saalekreis sieht da eher pazifistischere Maßnahmen als Mittel der Wahl, setzt vor allem die Aufklärung, um der Schweinepest entgegenzuwirken: Mittels Plakaten versuche man Reisende, vor allem Fernfahrer, aus Südosteuropa zu informieren, dass eine falsche Entsorgung von Nahrung, etwa Wurf aus dem Fenster, das Risiko der Einschleppung der Seuche erhöht, sagt Küpperbusch: „Speisereste sollen daher ausschließlich in feste Behälter entsorgt werden.“
Gegen die Übertragung auf natürlichem Weg, also durch Kontakt der Schweine, gebe es leider keine wirksamen Maßnahmen. Zumal die derzeit große Wildschweinpopulation eine Verbreitung fördere. Da es so häufiger zu Kontakten zwischen Tieren komme.
Ein Impfstoff existiert für die Schweinepest nicht, erörtert Vahlenkamp. Alle bisherigen Versuche seien gescheitert. Der Tiermediziner sieht aber zumindest bei Hausschweinen im Infektionsfall gute Möglichkeiten, die Krankheit einzudämmen.
In diesem Fall müsste eine Sperrgebiet eingerichtet, weitere Ställe in der Umgebung kontrolliert werden. Vor allem dürften die Tiere dann aber nicht in die Nahrungskette gelangen. Damit die Schweinepest nicht per Salamibrot weiterwandert. (mz)