"Schönstes Kraftwerk der Welt" "Schönstes Kraftwerk der Welt": Ministerpräsident besuchte das Kohlekraftwerk Schkopau

Schkopau - Was es für die Menschen bedeutet, ein Kraftwerk von heute auf morgen stillzulegen, das weiß Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nur allzu gut. Damals noch als Direktor des Arbeitsamtes Wittenberg erlebte der heutige Landesvater mit, wie 1994 das Braunkohle- und Gasturbinenkraftwerk in Vockerode (Landkreis Wittenberg) endgültig vom Netz ging. „Den Trennschalter einfach so umzulegen, das machen Sie nicht einfach mal so“, erinnerte sich Haseloff am Donnerstag in Schkopau.
Ministerpräsident zu den Kraftwerkern: „Vielen Dank für das Durchhalten“
Dort stattete er dem Braunkohlekraftwerk des Unternehmens Uniper am Nachmittag einen Besuch ab, um Gespräche mit der Leitung und der Belegschaft zu führen, die zuletzt ja ebenfalls um die eigene Zukunft bangen musste. Tagelang verdichteten sich die Anzeichen, dass Schkopau womöglich schon 2026 vom Netz gehen muss und damit zehn Jahre früher als geplant.
„Vielen Dank für das Durchhalten“, erklärte er ausgewählten Kraftwerkern bei der Besichtigung der Warte, jenem Leitstand, von dem aus das Mitte der 90er Jahre ans Netz gegangene Braunkohlekraftwerk, an dem auch der Tagebau in Profen mit vielen Arbeitsplätzen hängt, rund um die Uhr gefahren wird.
Nach Aus von Kraftwerk in Vockerode nun in Schkopau
Haseloff war bewusst, dass die Hängepartie zwischen den ersten Gerüchten um eine frühere Stilllegung und dem endgültigen Kohlekompromiss, der das Aus für Schkopau im Jahr 2034 festgeschrieben hat, nicht spurlos an der Belegschaft vorbeigegangen ist. Zum Beispiel an Petra Bölke. „Haben Sie hier gelernt“, fragte der Ministerpräsident die kleine Frau mit der Brille.
„Nein, in Vockerode“, erklärte sie und weckte bei Haseloff eben jene Erinnerungen an die dortige Stilllegung. Nach dem Aus für das Kraftwerk an der Elbe wechselte Petra Bölke den Arbeitsort und kam nach Schkopau. Seit mehr als 25 Jahren pendelt sie täglich zwei Stunden zwischen ihrem Wohnort und dem Kohlekraftwerk in Schkopau.
Alternativen entwickeln und Arbeitsplätze zu schaffen
Als Dank für Haseloffs Engagement, der wochenlang für den Erhalt des Kraftwerks für weitere fast 15 Jahre gekämpft hatte, überreichte ihm Betriebsratschef Thomas Rehm zudem ein Foto vom Kraftwerk, das sich mit seiner nächtlichen Beleuchtung in den Rattmannsdorfer Teichen spiegelt. „Das ist das schönste Kraftwerk der Welt“, erklärte daraufhin Haseloff überschwänglich.
Nach dem ausgestandenen Kampf um den Fortbestand der Anlage, die nicht nur das öffentliche Stromnetz speist, sondern auch Energie und Dampf für den benachbarten Chemiestandort liefert sowie fünf Prozent Anteil am bundesweiten Bahnstrom hält, richtete Haseloff den Blick nach vorn: „Die Zeit, die wir jetzt gewonnen haben, müssen wir nutzen, um Alternativen zu entwickeln und vor allem auch Arbeitsplätze zu schaffen,“ gab er vor.
Als Spitzenlast-Kraftwerk ist die Anlage aber nach wie vor unverzichtbar
Letzteres hatten nicht nur Haseloff, sondern auch lokale politische Vertreter immer wieder gefordert: Man dürfe der Wirtschaft im Saalekreis und Umgebung nicht das Standbein abschlagen, ohne neue Arbeitsplätze und Wirtschaftszweige geschaffen zu haben.
Das 1993 für 105 Millionen D-Mark errichtete und 1994 in Betrieb gegangene Kraftwerk in Schkopau trägt mit seinen Emissionen von CO2 , aber auch giftigem Quecksilber, zur allgemeinen Umweltverschmutzung bei. Als Spitzenlast-Kraftwerk ist die Anlage aber nach wie vor unverzichtbar, so Experten.
Jährlich wird das Kraftwerk, in dem mehr als 100 Männer und Frauen in Lohn und Brot stehen, gewartet und überholt. Zudem ist das Kraftwerk für die Gemeinde Schkopau, auf deren Gemarkung es steht, dank Gewerbesteuereinnahmen in Millionenhöhe eine wichtige finanzielle Stütze. (mz)