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Beeindruckende Muschelgrotte inklusive Schloss Beuchlitz: Anwesen mit Muschelgrotte sucht neuen Besitzer

Von Claudia Crodel 22.07.2018, 07:00
Die Muschelgrotte ist das besondere Kleinod im Beuchlitzer Schloss. Der Heimatverein, so auch Sieglinde Hortig, kümmert sich darum.
Die Muschelgrotte ist das besondere Kleinod im Beuchlitzer Schloss. Der Heimatverein, so auch Sieglinde Hortig, kümmert sich darum. Silvio Kison

Holleben - Wer hat als Kind nicht davon geträumt, in einem Schloss wohnen zu können? Roswitha Irmisch, eine waschechte Hollebenerin, ist Schlossbewohnerin. Sie wohnt im Schloss Beuchlitz, in einem Ortsteil von Holleben, das wiederum zur Gemeinde Teutschenthal gehört.

Die 66-Jährige ist allerdings nicht wie im Märchentraum als Prinzessin dort aufgewachsen, sondern zog als junge Frau dorthin. „1973 haben wir hier eine Wohnung gekriegt. Damals haben im Schloss 13 Familien gewohnt“, schaut sie zurück. 45 Jahre ist sie nun dort zu Hause. „Ich gehe hier auch nicht mehr weg. Man müsste mich hier raustragen“, sagt sie ganz selbstbewusst. Dabei will die Gemeinde Teutschenthal, der das Schloss gehört, das sanierungsbedürftige Gebäude verkaufen.

Schloss Beuchlitz: Früher gab es auch einen Barockgarten

„Zum Beuchlitzer Schloss sowie zu vorangegangenen Gebäuden existieren nur wenige aussagekräftige Quellen“, sagt Historiker und Heimatforscher Mike Leske. Als Baumeister wird David Schatz (1668-1750) vermutet. Der sächsische Landbaumeister soll sich 1729 mehrmals in Beuchlitz aufgehalten haben.

Noch heute ist die zweigeschossige Dreiflügelanlage mit typischem Mansardwalmdach weitgehend vorhanden. Ursprünglich gab es auch einen barocken Garten, der sich bis zur Saale erstreckte.

Schloss Beuchlitz: Die Muschelgrotte ist ein Besuchermagnet

Die Besonderheit des Schlosses, das auch zu Tagen des offenen Denkmals immer wieder Heerscharen von Besuchern anzieht, ist der als Muschelgrotte bezeichnete Raum in einem ursprünglich freistehenden, zweigeschossigen Gartenpavillon. Seit einem Umbau im 19. Jahrhundert schließt er sich direkt an den Nordflügel des Schlosses an.

Dieser Gebäudeteil ist allerdings nicht so alt wie das Schloss, sondern geht mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Familie Stecher zurück. „1733 erwirbt Johann Paul Stecher neben umfangreichen Ländereien auch das Rittergut in Beuchlitz. Stecher war königlich-preußischer geheimer Kriegsrat und Senior des evangelischen Kollegiatstifts St. Gangolf zu Magdeburg sowie Mitbegründer und Pächter der Salinen in Halle und Schönebeck“, recherchierte Mike Leske. Und ergänzt: „Im Jahr 1737 übernimmt sein Sohn Johann Christoph Stecher das Anwesen und ist zugleich als alleiniger Pächter der Saline Schönebeck einer der reichsten Männer Preußens.“

Muschelgrotte im Beuchlitzer Schloss: Wanddekor aus Saale und Harz

Die Muschelgrotte im Erdgeschoss des Pavillons ist ein einzigartiger Ort und vergleichbar mit der Muschelgrotte in dem Neuen Garten in Potsdam, die allerdings von noch edleren Materialien gekennzeichnet ist.

Auch in der Hollebener Muschelgrotte sind alle Wände, einschließlich der Decke mit Mineralien, Muscheln, Schneckenhäusern und Schlacken reich verkleidet. Diese Materialien stammen allerdings ausschließlich aus der Region. „Die Muscheln sind teils aus der Saale, die Mineralien aus dem Harz und seinem Umland, dem Mansfelder Land“, erklärt Sieglinde Hortig vom Heimatverein Holleben, der sich seit Jahren um die Muschelgrotte kümmert und im Schloss ansässig ist.

Familienwappen prangt noch heute über Eingangsportal

Über dem Eingangsportal der Muschelgrotte prangt übrigens ein Wappen. Dieses wurde der Familie Stecher am 5. November im Jahre 1754 verliehen, die damals von Preußenkönig Friedrich II. (dem Großen) in den Adelsstand erhoben wurde.

Genau auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein weiteres interessantes Detail: eine hübsch ausgeschmückte, halbrunde Nische, in der einst auch ein Wasserbecken und ein Spiegel eingelassen waren. Heute sieht man noch die verschlungenen Initialen der Dorothea Elenora Lucia von Stecher, der Gemahlin von Johann Christoph von Stecher. (mz)