Schau "Gartenstadt 100" in Leuna Schau "Gartenstadt 100" in Leuna: Vom Wandel einer Siedlung

Leuna - Der Blick von Thomas Lebek wandert entlang der Tafeln, die die Geschichte der Gartenstadt und ihres Architekten Karl Barth erzählen. „Wenn ich die Ausstellung betrachte, dann geht es vor allem um den Wandel der Siedlung“, sagt Lebek während er durch die Barth’sche Villa geht. Schließlich habe sich die Siedlung stetig verändert. Er selbst ist Architekt und hat die Ausstellung mit auf die Beine gestellt. Sie gibt einen umfassenden Einblick in die Gartenstadt und auch in ihre Entstehung. Dafür wird der Blick sogar über „Neu-Rössen“ hinaus zu Ebenezer Howard nach England geworfen. Der Brite gilt als Begründer des Konzeptes der Gartenstadt, das Anfang des 20. Jahrhunderts auch nach Deutschland schwappte.
In Leuna war es vor allem Karl Barth (1877-1951), der die Gartenstadt - zwar nicht nach den strengen Vorgaben von Ebenezer Howard - entwickelte, aber die Idee beibehielt. Die Gartenstadt als Werkssiedlung für die Arbeiter der Leuna-Werke sollte ihnen die Möglichkeit zur Erholung geben. Mit viel Grün durchzogen, großzügigen Grundstücken und der Möglichkeit sich selbst zu versorgen, war die Siedlung geplant und letztendlich auch gebaut worden. Dass sie wesentliche Elemente der Gartenstadt noch immer hat, davon zeugen vor allem Aufnahmen aus der Luft.
Die Ausstellung führt den Betrachter durch 100 Jahre Gartenstadt-Geschichte - entlang der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und den Planungen aus der Werkssiedlung ein Groß-Leuna zu machen, das auch Merseburg beinhaltete. „Das blieb der Gartenstadt aber erspart“, so Lebek. Auch zu DDR-Zeiten haben Studenten noch einmal Vorschläge für eine Umgestaltung erarbeitet, die den Gebäuden in Halle-Neustadt hätten ähneln können. Auch die Privatisierung der Häuser nach der Wiedervereinigung und die Gartenstadt heute finden ihren Platz in der Ausstellung.
Die Ausstellung wird anlässlich des 139. Geburtstages von Karl Barth am 1. April erstmalig für die Öffentlichkeit geöffnet. Besucher können bis zum 18. September freitags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr die Ausstellung in der Barth’schen Villa, Friedrich-Ebert-Straße 26 in Leuna, besichtigen. Außerdem sind verschiedene Vorträge in den kommenden Wochen geplant.
Informationen zu den Jubiläumsveranstaltungen gibt es online unter www.leuna100.de
„Ich denke man erkennt die Handschrift eines Architekten, die ich natürlich mitbringe, wieder“, so Lebek. Auf 70 Quadratmetern bekommt der Besucher im Erdgeschoss der Villa Barth, in der einst auch der Architekt arbeitete, einen Einblick nicht nur in sein Wirken, das das Stadtbild Leunas prägt, sondern auch in sein Leben. Geschichtliche Exkurse und Zusatzinformationen in Bild und auch als Video runden das Bild ab, ebenso wie historische Postkarten mit Grüßen aus der Gartenstadt.
Zur offiziellen Eröffnung am Mittwoch waren zahlreiche Gäste gekommen, die den ersten Rundgang durch die Ausstellung machten. „Das schwierige ist, herauszufinden, was man auch weglassen kann. Schließlich ist die Fläche begrenzt und der Kern ist in dieser Ausstellung gut getroffen“, sagte Leunas Bürgermeisterin Dietlind Hagenau (parteilos). (mz)