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Schäden durch Stürme und Borkenkäfer Schäden durch Stürme und Borkenkäfer: Aus Eicheln sollen wieder Bäume werden

Von Anke Losack 16.10.2018, 05:00
Im Revier von Adrina Hecht werden Eicheln gesammelt, um Kahlflächen aufzuforsten.
Im Revier von Adrina Hecht werden Eicheln gesammelt, um Kahlflächen aufzuforsten. Peter Wölk

Ziegelroda - Die Arbeit ist mühselig: Auf Knien hocken Forstwirt-Lehrlinge des Landeszentrums Wald im dichten Laub-Teppich des Ziegelrodaer Forstes, schieben braune Blätter beiseite, um fündig zu werden. Auf Eicheln haben sie es abgesehen. Ein prüfender Blick, ob die Qualität stimmt, und schon landet eine weitere Frucht im Korb.

Eicheln sollen als Saatgut zur Aufforstung von Kahlflächen im Wald bei Ziegelroda dienen, erklärt Revierförsterin Adrina Hecht auf dem Weg durch ihr Revier. Plötzlich hält sie den Geländewagen an. „Das war der Borkenkäfer“, sagt Hecht und zeigt ein Areal, auf dem nur noch Stubben zu sehen sind, weil die Bäume nach dem Befall gerodet werden mussten. „Manche Fichtenflächen, die die Stürme in diesem Jahr nicht angegriffen haben, die hat der Käfer zerstört.“

Ziegelrodaer Forst: 7.000 Festmeter Schadholz schon aufgearbeitet

Mehrere Tausend Festmeter Schadholz haben Stürme, Trockenheit, Borkenkäfer- und Diplodia-Pilzbefall ihrem Revier beschert. 7.000 Festmeter Schadholz seien schon aufgearbeitet worden, weitere 3.000 werden vermutlich noch anfallen, schätzt Hecht ein.

„Es sind unplanmäßige Aufforstungsflächen entstanden“, so die 55-Jährige. Um zu ermitteln, welche Baumarten nun wo angepflanzt werden können, seien nicht nur typische Faktoren wie Standort oder Lebensraum analysiert, sondern auch Beobachtungen durchgeführt worden, welche Art am besten dem Klimawandel begegnen kann. Ergebnis? „Die Eiche“, sagt Hecht. Sowohl bei Fichte als auch Buche seien Trockenstress beobachtet worden.

Ziegelrodaer Forst: „Sie sind bei uns hier nicht zukunftsfähig“

„Sie sind bei uns hier nicht zukunftsfähig“, spricht sie für ihr Revier. Die Eiche hingegen sei im Wald bei Ziegelroda eine der wenigen Baumarten gewesen, die bei der anhaltenden Trockenheit in diesem Jahr am vitalsten erschien. Durch ihre Pfahlwurzeln kann sie sich mit Wasser und Nährstoffen aus tieferen Schichten versorgen, erklärt die Försterin.

In diesem Jahr tragen die Eichen besonders viele Früchte. „Sie bieten sehr viel Saatgut. So eine Mast gibt es nicht jedes Jahr“, sagt Hecht. Darum sei die Revierförsterin mit ihren Kollegen zum Entschluss gekommen, Eicheln zu sammeln und diese auf Kahlflächen auszusäen. „Obwohl das arbeitsaufwendig und mit Risiken behaftet ist“, gibt sie zu. So muss das Saat-Areal beispielsweise mit Zäunen vor Wildschweinen und Abdeckungen vor dem Eichelhäher, einem Singvogel, geschützt sowie von bedrängender Begleitvegetation freigehalten werden.

Ziegelrodaer Forst: Nur Eicheln aus dem eigenen Revier werden für die Saat verwendet

Nur Eicheln aus dem eigenen Revier werden für die Saat verwendet. „Wir sammeln nur in anerkannten Saatgutbeständen“, so Hecht. Ziel der Waldwirtschaft sei es, hochwertige Bestände heranzuziehen. „Die Eiche ist auch die wertvollste Baumart. Sie hat zu allen Zeiten gute Erlöse gebracht.“

Bis die ausgesäten Eicheln zu stattlichen Bäumen der Spitzenklasse herangewachsen sind, wird es wohl Jahrzehnte dauern. Es sei zudem absehbar, dass nicht alle gesäten Früchte austreiben werden, so die Revierförsterin. „Falls größere Ausfälle zu verzeichnen sind, müssen wir Pflanzen zukaufen.“ Allerdings gebe es mittlerweile auch bei Baumschulen Engpässe, entsprechendes Pflanzmaterial zu liefern, erklärt sie weiter. Auch Baumschulen sind an Eicheln interessiert. Zwei Firmen werden am Montag zum Sammeln im Wald bei Ziegelroda sein. (mz)