Saaleradweg Saaleradweg: Wie sich Brachwitz trotz Beschränkungen auf Ausflügler einstellt

Brachwitz - Die Sonne scheint, ein leichtes Frühlingslüftchen weht. Da zieht es die Menschen in die Natur. In der kontaktarmen Corona-Zeit entdecken viele ihr Fahrrad wieder und begeben sich auf eine Radtour. Das Radeln auf dem Saale-Radweg ist besonders beliebt. Eine der schönsten Strecken ist die über Kröllwitz und Lettin zur Saalefähre, die nach Brachwitz übersetzt.
Auf der anderen Saaleseite kann man dann am Fuße der Brachwitzer Alpen, den Berg hinauf zur Franzigmark und am Trothaer Hafen vorbei nach Hause zurückfahren. Das ist eine Strecke, die sich besonders für Familien eignet.
„Unsere Fähren in Brachwitz und Wettin fahren regelmäßig“
„Unsere Fähren in Brachwitz und Wettin fahren auch seit der Corona-Krise ganz regelmäßig“, sagt Fährbetreiber Sebastian Vitzthum von Eckstädt. „Nur den Fährbetrieb zwischen Brucke und Rothenburg haben wir aus wirtschaftlichen Gründen zum 1. April eingestellt. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit.“
Auch in Brachwitz und Wettin sei die Kundenzahl um 40 bis 50 Prozent zurückgegangen. Vor allem die Autos von kleineren Firmen würden fehlen, so Vitzthum von Eckstädt. Deshalb freut er sich umso mehr, wenn am Wochenende zunehmend Radler per Fähre über die Saale wollen. Die Fährleute bleiben zum Schutz vor dem Coronavirus übrigens in ihren Kabinen. Zum Bezahlen gibt es lediglich eine Durchreiche.
Straßenverkauf am Saalekiez
Der kleine Ort Brachwitz, der zur Stadt Wettin-Löbejün gehört, liegt ziemlich genau in der Mitte der Ausflugsstrecke. Wenn man eine Rast einlegen will, ist man in Brachwitz genau richtig. Die Ausflugsgaststätte Saalekiez, die direkt auf dem Weg an der Saale liegt, ist in „normalen“ Zeiten am Wochenende stets gut besucht.
Ob drin oder draußen, dort kann man gemütlich verweilen und trifft meist auch den einen oder anderen Bekannten aus Halle. Doch die Gaststätte darf wegen der Corona-Pandemie seit Wochen nicht öffnen. Immerhin hat sie einen Straßenverkauf geöffnet. Dort gibt es Getränke, Eis in der Waffel und sogar Wraps mit Pflücksalat, marinierten Hähnchenstreifen und in Butter geschwenkten Spargelspitzen.
Besuch von Polizei und Ordnungsamt
„Wir haben auch selbst gebackenen Kuchen, mit Rhabarber aus dem eigenen Garten oder Zupf- und Apfelkuchen“, sagt ein Angestellter aus dem Innenraum heraus. „Der Verkauf hier durchs Fenster ist nur eine lebensrettende Maßnahme. Wir kämpfen uns durch und versuchen das Beste draus zu machen“, erklärt er und bekommt prompt Besuch von Polizei und Ordnungsamt.
Die Kollegen fragen allerdings nur, ob alles in Ordnung sei und fordern den Angestellten auf, mit darauf zu achten, dass sich die Kunden mit den gekauften Speisen und Getränken nicht im Umkreis von 50 Metern um den Kioskbetrieb auf der Wiese niederlassen, so wie es die allgemeine Vorschrift festlegt. Eine Familie, die auf der Picknickdecke gleich gegenüber des Verkaufs sitzt, wird zum Zusammenpacken aufgefordert. Alles läuft friedlich ab.
Pizza zum Mitnehmen
Wer hingegen Appetit auf eine echte italienische Pizza verspürt, kann diesen Wunsch ebenfalls in Brachwitz erfüllt bekommen. Dort betreiben Konstanze und Francesco Pedace seit nunmehr 18 Jahren die Pizzeria „Ciccio“, die ihren Namen vom Spitznamen Francesco Pedaces bezieht.
Normalerweise lädt die Pizzeria von Freitag bis Sonntag ihre Gäste zum Essen und Verweilen im italienischen Ambiente ein. Das ist so aufgrund der Corona-Beschränkungen allerdings nicht möglich. Aber es gibt Pizza zum Mitnehmen, ganz so wie Francesco Pedace sie aus seiner Heimat Kalabrien kennt. „Wir wurschteln uns so durch. Aber unsere Kunden bleiben uns treu und bestellen auch“, sagt Konstanze Pedace.
Bestellen und rund zehn Minuten warten
Es ist ein ständiges Kommen und Gehen an diesem sonnigen Sonntag. Bestellen und rund zehn Minuten warten, ist angesagt, ehe man den großen, flachen Karton mit der fertigen Pizza in den Händen hält. Alle halten sich diszipliniert an die Anweisungen, vor allem an die notwendigen Abstände.
„Wir waren schon vergangene Woche hier“, sagt Lukas Weise, der mit Frau und Töchtern per Rad gekommen ist. Die Pizzakartons jongliert er einhändig auf den Rad fahrend bis zu einer Bank am Saaleufer. (mz)
